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Sommersturm

Sommersturm

Titel: Sommersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Buettner
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fast schon wieder leid tat.
    „Gezwungen?
Wozu?“ Eine fürchterliche Ahnung hatte mich befallen.
    Der
Dritte hat sich zurückgehalten , hatte Betty
gesagt. Jetzt wusste ich, warum.
    Henry
flüsterte: „Er wollte ihr nur einen Denkzettel verpassen.“
    Ich
sprang auf, packte ihn am Kragen und riss ihn hoch.
    „Oder
eigentlich eher dir!“, sagte er. „Dir wollte er einen Denkzettel
verpassen.“ 
    „Was
soll das heißen, verdammt?“ Ich schüttelte ihn.
    „Er
sagt, Betty ist deine empfindliche Stelle.“
    „Was
redest du da?“ Ich ließ ihn aufs Sofa zurückfallen.
    „Wenn
du mich fragst, Dean tickt nicht mehr ganz richtig.“    
    „Das
stimmt schon mal. Weiter!“
    „Ich
hab nicht richtig mitgemacht“, sagte Henry leise. „Das musst du mir glauben,
Julian. Zuerst hab ich nur dabei gestanden. Dean hat vorher geschworen, dass
wir ihr nur einen Schreck einjagen würden. Als er dann zugeschlagen hat, hab
ich zuerst gar nicht kapiert, was da ablief.“
    „Warum
warst du dabei?“, schrie ich ihn an.
    „Er
hat mich bedroht.“ Es klang nicht wie eine Entschuldigung, eigentlich noch
nicht mal wie eine Erklärung. Es war einfach nur ein kurzer Satz, eine
Feststellung, mehr nicht.
    „Bedroht?“
Vor Wut hätte ich fast geheult.
    „Ja“,
sagte Henry, „mich und Ulla.“
    Ich
schlug mit der Faust so fest auf den Tisch, dass der Blumenuntertopf
herunterfiel.
    „Warum
bist du nicht zu mir gekommen? Ich wäre schon fertig geworden mit diesem
Arschloch.“  
    „Aber
du kannst nicht überall sein“, meinte Henry. „Und die ganze Welt kannst du auch
nicht beschützen. Dean ist nicht alleine.“
    „Soll
das jetzt etwa eine Rechtfertigung werden für dein beschissenes Verhalten?“
    „Nein“,
sagte er kleinlaut. „Die gibt es nicht. Ich denke die ganze Zeit darüber nach,
aber ...“
    In
meinem Hirnkasten ratterte es. Einiges passte inzwischen, aber noch nicht
alles.
    „Wieso
hattest du blaue Flecken?“, fragte ich.
    Henry
zögerte.
    „Weil
ich schließlich doch dazwischen bin“, murmelte er. „Viel genutzt hat es nicht,
aber ich konnte doch nicht einfach zugucken, wie ... Thielke hat mir ein paar
verpasst.“
    Das
erste Mal an diesem versauten Nachmittag sah ich ein winziges Licht am Ende des
Tunnels.
    „Jetzt
hör auf rumzuflennen “, sagte ich nach einer längeren
Pause, „und komm vom Sofa hoch. Ab morgen gehst du wieder zur Schule, klar? Dem
Feind ins Auge gucken.“
    „Klar“,
erwiderte Henry zögernd und lächelte bedrückt.
    „Jetzt
lass uns erst mal eine Runde um den Block gehen“, sagte ich. „Du brauchst
frische Luft.“
    Dass
Ulla sich wieder mit Deans Clique in der Gegend rumtrieb, behielt ich vorerst
für mich. Das würde er schon noch früh genug alleine mitkriegen.
    „Übrigens
ist da noch etwas anderes im Spiel“, sagte Henry, als wir im Treppenhaus waren.
Ich blieb stehen und sah ihn fragend an. Er machte es wirklich spannend.
    „Dass
Dean in Luisa verknallt ist“, sagte er, „ist ja nichts Neues. Und auch nicht,
dass er dich wirklich hasst, seit du mit ihr zusammen bist.“
    „Und
was ist neu?“, fragte ich genervt.
    „Irgendwas
stimmt nicht mit Luisa“, meinte Henry vorsichtig.
    „Was
soll mit ihr nicht stimmen?“
    „Ich
glaube, sie ist nicht ganz ehrlich zu dir.“
    Ich
wartete auf die Erklärung.
    „Es
gibt irgendeinen Grund dafür“, sagte er, „dass sie sich an dich ran gemacht
hat.“
    „Natürlich
gibt es den“, meinte ich grinsend. „Sie steht auf mich.“
    Wir
waren jetzt unten und traten auf die Straße hinaus. Es war ein grauer Tag, die
Wolken am Himmel sahen aus wie schmutzige Schwämme.
    „Das
ist es nicht allein“, meinte Henry ernst.
    „Was
sonst?“
    „Ich
weiß es nicht“, sagte Henry. „Aber es hat was mit Betty zu tun.“
    „Mit
Betty? Schwachsinn! Die beiden kennen sich doch kaum.“
    Henry
ließ sich nicht beirren: „Da sind ein paar Mal so Andeutungen gefallen,
verschwommenes Zeug. Mehr weiß ich nicht.“
    „Natürlich
nicht“, meinte ich. „Und ich weiß auch warum: Du redest Schwachsinn!“

 
    16
     
    In
meinem Innern schrie es nach Rache. Nur wusste ich nicht, wie ich vorgehen
sollte. Schließlich kam mir der Zufall zu Hilfe.
    Henry
wollte Aufnahmen mit seiner Kamera machen und ich begleitete ihn, weil ich
nichts Besseres zu tun hatte. Wir gingen in den Park und setzten uns auf eine
Bank am Spielplatz. Henry drehte in letzter Zeit Dokumentationen und
diese hier sollte Das Verhalten von Müttern auf dem

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