Sommerträume in Marbella
hineingezogen hat …“
Vor Scham brannte ihr Gesicht. „Das war nur ein Witz. Ich habe doch nicht gemeint … Du erwartest vermutlich, dass ich auf dem Sofa schlafe?“
„Nein. Du kannst das Bett haben. Schließlich habe ich kein Problem damit, morgens wach zu werden.“
In der Tat war sie eher eine Nachteule als eine Frühaufsteherin. Gleichzeitig war es typisch für Silas, dass er nicht vergessen hatte, wie gern sie als Teenager lange geschlafen hatte.
„Auf welcher Bettseite liegst du lieber?“
Argwöhnisch kniff Julia die Augen zusammen. „Wenn ich das Bett für mich allein habe, spielt das ja wohl keine Rolle.“
Er seufzte genervt. „Such doch nicht in allem, was ich sage, nach einer sexuellen Bedeutung! Ich habe nur gefragt, welche Bettseite dir lieber ist, weil ich wissen wollte, welches der beiden Badezimmer du nimmst. Wenn du auf der linken Seite schläfst, würdest du wahrscheinlich automatisch das linke Badezimmer benutzen, falls du nachts auf die Toilette musst. Andererseits …“
„Schon gut, Professor, ich hab’s kapiert“, unterbrach ihn Julia mürrisch. „Warum, in aller Welt, konntest du das nicht einfach sagen, Silas?“
„Und warum konntest du nicht einfach meine Frage beantworten?“
Julia fuhr sich gereizt durchs Haar. „Dieser ganze verrückte Plan wird niemals funktionieren.“
„Wenn du ihn eigentlich gar nicht willst, dann bestimmt nicht“, erwiderte Silas kurz angebunden. „Wenn er funktionieren soll, müssen wir beide dafür sorgen, dass es klappt“, fügte er hinzu.
Mit Sicherheit wollte sie nicht noch einmal so mit Nick aneinander geraten wie an diesem Abend. Sein Benehmen ihr gegenüber führte jedoch zu der Frage, wie er wohl Lucy behandelte und ob sie ihrer Freundin wirklich einen Gefallen tat, wenn sie versuchte, ihre Ehe zu retten.
„Keinesfalls möchte ich die Ursache dafür sein, dass Lucy verletzt wird“, räumte Julia ein. „Wenn sie in der Ehe auch unglücklich ist, dann …“
„Hat sie dir gesagt, dass sie unglücklich ist? Oder verlässt du dich auf das, was Nick dir erzählt?“
„Über ihre Ehe habe ich mit Lucy nicht gesprochen, aber …“
„Aber mit ihrem Mann redest du darüber?“, warf Silas kühl ein.
Vorsichtig sah Julia ihn an. Seine Stimme war härter geworden. Allein schon daran erkannte sie, dass er jetzt wirklich wütend auf sie war. „Dies ist nicht das neunzehnte Jahrhundert, Silas. Heutzutage darf eine Frau mit dem Ehemann einer Freundin sprechen und mit Männern befreundet sein.“
„Nur ist es ja nicht unbedingt deine Freundschaft, die Nick will, stimmt’s?“
Noch immer saß Julia der Abend in den Knochen, sie war müde und spürte einen dumpfen Druck hinter den Augen. Jetzt wollte sie nur noch ein Bad nehmen und ins Bett, nicht hier stehen und mit Silas streiten. „Warum kommst du nicht mal von deinem hohen Ross herunter? Schließlich tust du das hier nicht uneigennützig, oder?“
„Was meinst du damit?“ Plötzlich stand er reglos da.
„Abgesehen davon, dass du meinen Großvater schützen willst, musst du noch andere Gründe haben.“
„Zum Beispiel?“
„Diese Frau, die du loswerden möchtest? Die, mit der du gern Sex hattest, ohne dich auf eine feste Beziehung einzulassen?“, lautete die Antwort.
„Wie Nick mit dir, meinst du?“
Wieder entspannt, feuerte Silas noch immer mit tödlicher Treffsicherheit seine Gehässigkeiten ab. Nun denn, das konnte sie auch.
„Wenn du dich mit Nick auf eine Stufe stellen willst, nur zu.“
Natürlich hatte sie gewusst, dass ihm die Bemerkung nicht gefallen würde. Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, wie wütend er sein würde.
Drohend machte er einen Schritt auf sie zu, bei dieser Bewegung wich sie unwillkürlich zurück, mehr noch, sie legte schützend die Arme um sich, direkt an die verletzten Stellen, als wolle sie die Haut vor einem weiteren Angriff schützen.
Unmöglich, den Blick, den Silas ihr zuwarf, zu deuten – zumindest nicht mit dem Verstand. Völlig unerwartet reagierte sie darauf mit heißen Tränen, die ihr plötzlich in die Augen stiegen. „Ich verstehe einfach nicht, was du überhaupt hier auf Mallorca willst“, platzte sie heraus. „Hat es etwas mit der Stiftung zu tun?“
Silas zögerte einen Moment. „Ja“, antwortete er dann ruhig.
„Eine weitere Anschaffung?“
„Sozusagen. Obwohl diese etwas ganz Besonderes ist – sie ist einzigartig.“
„Und sie ist die Mühe wert, die dir unsere vorgetäuschte Beziehung
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