Sommertraume in Marbella
solle es stattdessen mit Julias Nummer versuchen.
„Hoffentlich kommt er bald zurück. Dorland hat eben angerufen und völlig aufgelöst erzählt, dass in der Villa nackte Panik herrscht. Das Collier von Tiffany ist verschwunden.“
„Er ist doch nicht etwa überrascht? Schließlich ist Martina für ihre Habgier bekannt, und es wird nicht das erste Mal sein, dass sie ein Schmuckstück nicht zurückgeben will.“
„Aber Dorland muss es bezahlen. Sie haben es ihm geliehen, nicht ihr“, warf Lucy aufgeregt ein.
„Die ein oder zwei Millionen reißen bestimmt kein großes Loch in Dorlands Vermögen. Mich würde es nicht wundern, wenn die ganze Sache nur ein Publicitytrick ist. Vermutlich hat Dorland zuerst die Medien und nicht die Polizei informiert.“
„Silas, du bist viel zu zynisch“, sagte Lucy.
„Das ist kein Zynismus, sondern gesunder Menschenverstand.“ Silas blickte auf seine Armbanduhr. „Julia ist vorhin in die Stadt gegangen und sollte inzwischen auf dem Rückweg sein. Ich mache einen Spaziergang und sehe mal, ob ich sie finde.“
„Sie ist in die Stadt gegangen?“ Überrascht runzelte Lucy die Stirn. „Gestern Abend hat sie mir erzählt, sie wolle den Vormittag mit dir verbringen.“
„Da hatte sie wahrscheinlich vergessen, dass sie noch Wäsche abholen muss“, erwiderte Silas. Es war zwar nicht seine Sache, Lucys Gefühle zu schützen, aber die arme Frau war tatsächlich sehr verletzlich. Außerdem würde es ihm nicht nützen, Misstrauen zwischen Julia und ihrer besten Freundin zu säen.
Ich weiß wirklich nicht, welche Schuhe ich lieber mag, überlegte Julia verträumt, während sie zum Hotel zurückging. In die im Schaufenster hatte sie sich zuerst verliebt, aber dann hatte die Verkäuferin ihr die anderen gezeigt, und anschließend konnte sie sich einfach nicht entscheiden. Zum Glück war sie so klug gewesen, beide Paare zu kaufen.
„Hallo, Jules.“
Gerade als sie aus der Gasse auf den kleinen Platz einbog, tauchte Nick vor ihr auf. Abgesehen von zwei alten Männern, die vor einem Café saßen und zu schlafen schienen, war der Platz leer. „Ich bin auf dem Rückweg zum Hotel“, erklärte Julia bestimmt und dachte, dass Nick ihr sicher nichts tun würde, wenn sie so tat, als hätte sein aggressiver Angriff niemals stattgefunden.
„So, so“, murmelte er. „Sieh mal, wer da kommt.“
Entsetzt rang Julia nach Atem. Zielstrebig kam Silas über den Platz auf sie zu.
„Ob ihm das wohl gefällt?“
Bevor sie ihn stoppen konnte, drängte Nick sie gegen die Mauer und küsste Julia mit gespielter Leidenschaft. Erst als Silas’ Schatten über ihr Gesicht fiel, ließ er sie los, wandte sich ab und ging mit triumphierender Miene davon.
„Es war nicht das, wonach es ausgesehen hat“, stammelte Julia zittrig.
„Weißt du noch, womit ich dir gedroht habe, nachdem du die Fasane freigelassen hattest?“, fragte Silas freundlich.
Doch sie ließ sich nicht täuschen. Diesen liebenswürdigen Ton kannte sie noch von früher, und sie wusste genau, was er bedeutete. „Ja, du hast gesagt, du würdest mich übers Knie legen und grün und blau schlagen, wenn ich so etwas noch einmal mache. Heutzutage würdest du mit solch einer Drohung nicht mehr durchkommen. Kinder zu schlagen ist verboten.“
„Du bist kein Kind. Inzwischen bist du erwachsen, auch wenn du anscheinend nicht in der Lage bist, dich wie eine Erwachsene zu benehmen. Und im Moment würde ich dir wirklich gern den Hintern versohlen! Siehst du denn nicht, was du anrichtest? Du behauptest, Lucy nicht wehtun zu wollen, aber gleichzeitig lügst du sie und mich an und schleichst dich davon, um ihren Ehemann zu treffen. Was, wenn sie gesehen hätte, wie Nick dich gegen die Mauer gedrückt hat, als wollte er dich direkt hier nehmen?“
Jetzt klang Silas nicht mehr freundlich, und Julia zuckte angesichts seiner Wut leicht zusammen. Doch sie war keine willensschwache leichte Gegnerin, die sich wie ein Kind behandeln und sich eine demütigende Strafe androhen ließ.
„Ich habe mich nicht davongeschlichen, um Nick zu treffen! Wir sind uns gerade erst zufällig begegnet, und er hat mich nur geküsst, weil er dich gesehen hat. Er ist wütend, weil ich ihm gestern gesagt habe, dass ich nicht mit ihm schlafen will. Deshalb will er mir schaden und sich gleichzeitig an dir rächen!“
Ihre Stimme zitterte ein bisschen, sowohl vor Empörung über Silas’ Anschuldigung als auch vor Erregung, denn zu ihrem eigenen Entsetzen stellte sie
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