Sommertraume in Marbella
einzufügen und das Anwesen zu führen. Durch ihre Herkunft kannte sie die Pflichten, die sie in einer standesgemäßen Ehe zu erfüllen hatte. Und ihr Großvater würde die Verbindung natürlich billigen. Zwar war Silas nicht verpflichtet, seine Heirat vom Earl genehmigen zu lassen, doch das Leben würde rundum einfacher sein, wenn der alte Herr die Frau akzeptierte, die eines Tages die Herrin seines geliebten Heims sein würde.
Nicht, dass Silas die Absicht hatte, seinen Wohnsitz nach Amberley zu verlegen. Schließlich war er Amerikaner und hatte seine Verpflichtungen gegenüber der Stiftung zu erfüllen. Was das betraf, würde Julia eine bewundernswerte Ehefrau abgeben, besonders da seine eindrucksvolle Mutter ihr beratend zur Seite stehen würde. Ihre Kinder würden in einem stabilen familiären Umfeld aufwachsen, und eine Scheidung kam nicht in Frage. Nach der Geburt des ersten Kindes würde er ein Porträt von Julia in Auftrag geben – darauf würde sie das Geschenk des Maharadschas tragen, genau wie ihre Vorfahrin.
Natürlich wusste Silas, dass viele Leute – nicht zuletzt Julia – seine emotionslose und pragmatische Ansicht über die Ehe nicht schätzten. Aber ein Mann, der Milliarden Dollar und eine Grafenwürde durch die Generationen weitergeben musste, konnte es sich nicht leisten, von seinen Gefühlen beherrscht zu werden.
Wie ein kleiner Fehler in einem ansonsten perfekten Diamanten störte Nick Blayne jedoch das Szenario. Silas war nicht bereit, sich durch Julias Verwicklung in eine schmutzige Scheidung seine Pläne kaputtmachen zu lassen. Im Moment würde er die Sache jedoch nicht forcieren. Schließlich hatte er schon Julias Loyalität zu ihrer Freundin ausgenutzt und einen Keil zwischen Nick und Julia getrieben, indem er die vorgetäuschte Beziehung vorgeschlagen hatte. Dadurch waren Julia und er immerhin schon zusammen, und es war die reine Ironie, dass er das ohne Nick nicht so schnell erreicht hätte. Außerdem würde Nick an diesem Nachmittag mit seiner Frau nach London zurückfliegen, während er sich vor Ort darum kümmern wollte, dass Julia bei ihrer Rückkehr nach Großbritannien mit den Hochzeitsvorbereitungen begann.
Zugegeben, da war noch das lästige Problem mit einer verzogenen amerikanischen Millionenerbin, die überall herumposaunte, wie leidenschaftlich sie ihn liebte. In der New Yorker Highsociety war es kein Geheimnis, dass psychische Labilität in ihrer Familie ein verbreitetes Leiden war. Ob nun erblich vorbelastet oder nicht, Silas hatte ihr dramatisches und überemotionales Benehmen nicht ertragen können. Was nicht hieß, das er wirklich mit ihr zusammen gewesen wäre. Doch sie verfolgte ihn ständig und hielt das anscheinend für eine Beziehung. Einmal hatte sie ihm sogar ein Video geschickt, dass sie beim Sex mit zwei gut ausgestatteten Muskelmännern zeigte. Als ob sie ihn damit für sich gewinnen könnte! Egal, um was für eine Frau es sich handelte, Silas würde niemals so dumm sein, sich zu verlieben.
Das war der nützliche Nebeneffekt seiner Beziehung zu Julia: Wenn er erst seine Verlobung mit ihr bekannt gab, würde Aimee endlich zur Vernunft kommen. Falls sie so etwas überhaupt besaß.
Julia hatte es geschafft, das Hotel zu verlassen, ohne aufgehalten zu werden. Ihr Herz schlug schneller, als sie in die schmale Gasse einbog, die zum Schuhladen führte.
Natürlich sollte sie sich schämen, und zweifellos würde sie das später auch tun, doch im Moment konnte sie nur an Schuhe denken. Und da, im Schaufenster, standen sie: elegante Pumps mit hohen Absätzen und tief ausgeschnittenem Vorderteil, das ein perfektes Zehendekolletee zeigen würde.
Begeistert wie sie war, könnte sie den ganzen Tag hier stehen und diese Traumschuhe anschauen. Aber dann würde eine andere Kundin sie ihr vielleicht wegschnappen, und das durfte nicht sein. Schnell stieß Julia die Ladentür auf.
Eine Stunde später kam sie mit zwei Tragetaschen aus dem Geschäft, die Wangen gerötet vor Glück. Sich zwischen den Pumps mit Stilettoabsatz und denen mit Keilabsatz zu entscheiden, war völlig unmöglich gewesen, also hatte sie beide nehmen müssen.
„Weißt du, wo Nick ist?“, fragte Silas Lucy, als sie in den angenehm schattigen Innenhof des Hotels kam.
„Er hat in der Stadt noch etwas zu erledigen. Ich habe gerade versucht, ihn anzurufen, aber er muss sein Handy ausgeschaltet haben.“
Ihre arglose Erklärung bestätigte seinen Verdacht, und fast hätte Silas vorgeschlagen, Lucy
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