Sommertraume in Marbella
Lucy geheiratet. Werden Sie nicht zu übermütig, sonst könnten Sie sehr schnell nicht mehr mit ihr verheiratet sein. Nur sie hält mich im Moment davon ab, Ihr Leben auf den Kopf zu stellen. Sie sind Abschaum, Nick. Sie wissen das, und ich weiß das. Wenn Sie nicht wollen, dass bekannt wird, was wir beide wissen, sollten Sie in Zukunft daran denken, was für ein Glückspilz Sie sind.“
„Sie haben gut reden, mit Ihren Milliarden im Rücken!“, stieß Nick wütend hervor. „Mensch, Sie haben doch keine Ahnung vom wirklichen Leben. Wenn Sie das mal kennen lernen müssten …“
„Würde ich trotzdem keine Frau benutzen, um meine Bedürfnisse zu befriedigen, wenn sie es nicht will. Geld hat nichts mit Moral zu tun.“
„Mistkerl!“, murmelte Nick gehässig, als Silas wieder zu den anderen ging.
Silas hörte es, aber dass er plötzlich die Lippen zusammenpresste, hatte nichts mit Nicks Aggressivität zu tun.
Noch vor einer Minute hatte er behauptet, Nick moralisch überlegen zu sein, und es stimmte, dass er niemals eine Frau sexuell missbrauchen oder auf irgendeine Art nötigen würde. Doch laut seiner Mutter benutzte er Julia, indem er sie einzig und allein für seine Zwecke heiraten wollte.
„Eine Heirat zwischen uns ist für sie ebenso vorteilhaft wie für mich“, hatte er versucht, sich zu verteidigen.
„Nur, wenn sie deine Ansicht teilt, Silas, und ich glaube nicht, dass sie das tut. Du behauptest, ein praktisch denkender Mann zu sein, ohne jedes Verlangen nach einer auf Liebe gegründeten Ehe. Ich bezweifle sehr, dass Julia denselben Standpunkt vertritt.“
Doch Silas sah nicht ein, warum er wegen Julias Gefühlen ein Schuldbewusstsein entwickeln sollte. Er war überzeugt, dass sie beide von einer Heirat profitieren würden. Im Bett und auch sonst. Denn Julia hatte vorhin wohl kaum mit ihm geflirtet, weil sie nicht mit ihm schlafen wollte. Sich selbst hielt er für einen erfahrenen und ziemlich guten Liebhaber. Es war mehr als wahrscheinlich, dass sie ein sehr erfülltes Sexleben haben würden. In dem Fall wäre es auch kein Problem, treu zu sein. Aller Wahrscheinlichkeit nach wäre ihre Ehe viel stabiler als eine auf „romantische Liebe“ gegründete. Um das zu wissen, brauchte man sich schließlich nur die katastrophale Ehe von Lucy und Nick Blayne anzusehen.
5. KAPITEL
Mit Silas „verlobt“ zu sein, hat unbestreitbar Vorteile, dachte Julia auf dem Rücksitz der Limousine, während der Chauffeur Richtung Positano fuhr. Und das Reisen erster Klasse stand dabei ganz oben auf der Liste.
Julia wusste, dass viele Menschen Silas einschüchternd und eindrucksvoll fanden. Zweifellos hatte sie sich im Laufe der Jahre oft genug über seine emotionslose, pragmatische Art geärgert, aber manchmal war ein pragmatisch denkender Mann tatsächlich ein Pluspunkt. Obwohl sie sich für eine moderne selbstständige Frau hielt, hatte sie es dennoch genossen, nach der Ankunft in Neapel einfach in ein wartendes Auto zu steigen und sich zurückzulehnen.
Wie erwartet, arbeitete Silas während der Autofahrt, konzentriert telefonierte und mailte er, obwohl der Chauffeur mit echtem italienischen Temperament und einer atemberaubenden Missachtung der entgegenkommenden Reisebusse die imposante Amalfiküste entlangraste.
„Entspann dich“, sagte Silas, als Julia scharf einatmete, überzeugt, dass sie jeden Moment von der Straße schießen und die Klippe hinunterstürzen würden. „Er weiß, dass er kein Trinkgeld bekommt, wenn wir die Fahrt nicht überleben.“
Wie hatte Silas ihre Angst überhaupt bemerkt? Angesehen hatte er sie nämlich bestimmt nicht. Das wusste sie, weil er jedes Mal völlig in seine Arbeit vertieft gewesen war, wenn sie ihm einen heimlichen Blick zugeworfen hatte.
Was könnte Silas wohl dazu bringen, dieses kühle distanzierte Benehmen abzulegen und sich zu ungestümer primitiver Leidenschaft hinreißen zu lassen? Oder vielmehr, wer könnte es? Zweifellos nur eine sehr starke und sehr energische Frau. Sicher war er ein erfahrener Liebhaber, der hohe Anforderungen an sich selbst und an sein Können stellte. Und garantiert würde er sich um alles kümmern. Ohne Frage würde er seiner Geliebten maximale Lust schenken, ohne ihr irgendeinen Schmerz zuzufügen.
Körperlichen Schmerz zumindest nicht, aber wie stand es mit dem seelischen? War Silas, der von anderen Menschen und ihren lästigen Emotionen kühl Abstand hielt, überhaupt fähig zu begreifen, was es bedeutete, seelisch verletzt zu
Weitere Kostenlose Bücher