Sommerzeit
jetzt lief der Laden endlich richtig gut. Es ist einfach grauenhaft.«
Er starrte die Tischplatte an.
»Wie haben Sie die Arbeit aufgeteilt?«
»Peter hat sich eher um Buchführung und Finanzen und um das Einholen von Aufträgen gekümmert. Ich übernehme das Praktische. Also, Arbeiter für die Baustellen anzuheuern und so. Dafür zu sorgen, dass alles funktioniert. Ich arbeite auch mehr praktisch als Peter, ich bin so viel wie möglich auf der Baustelle dabei. Peter bleibt eher im Büro. Man kann vielleicht sagen, dass er der Kopf der Firma ist und ich das Herz.«
Karin hob bei diesem Vergleich die Augenbrauen. Sie brachte diesem Mann, der über Peter Bovide sprach, als sei der noch am Leben, spontane Sympathie entgegen.
»Wie haben Sie einander kennengelernt?«
»Das war zu Beginn der neunziger Jahre, als im Baugewerbe eine arge Flaute herrschte. Da haben wir beide als Schauerleute im Hafen von Slite gejobbt. Danach sind wir uns immer wieder auf denselben Baustellen begegnet und gute Freunde geworden.«
»Wie entstand die Idee zur eigenen Firma?«
»Ich hatte mein ganzes Leben lang für andere gearbeitet und fand es an der Zeit, etwas Eigenes aufzubauen. Peter war auf dem Bau immer eine treibende Kraft, er brachte die Jungs dazu, effektiver zu arbeiten und steigerte den Akkord ganz beträchtlich, und deshalb hatte ich Vertrauen zu ihm. Wenn ich überhaupt mit irgendwem gemeinsam etwas aufbauen wollte, dann mit ihm. Außerdem hatte ich einige Ersparnisse, das reichte als Startkapital.«
»Sind Sie verheiratet? Haben Sie Kinder?«
»Nein.«
»Können Sie Peter beschreiben? Wie war er?«
»Er war überall beliebt, war von der ruhigen Sorte, bei ihm war sozusagen immer alles in Ordnung. Und er war ein Arbeitstier. War immer am Werk.«
»Wie sah es mit seiner Ehe aus?«
»Vendela und die Kinder bedeuteten ihm alles. Er war einer der wenigen in meiner Bekanntschaft, die sich mit ihrer Frau wirklich gut verstehen. Er hat viel gearbeitet, wollte nach Feierabend aber immer sofort nach Hause.«
Johnny Ekwall seufzte tief und rieb sich die Augen. Karin wartete ein wenig, bis sie die nächste Frage stellte.
»Und die Firma läuft gut, haben Sie gesagt?«
»Ja. Anfangs war es schwer, aber im letzten Jahr sind die Aufträge regelmäßig eingelaufen. Die Leute bauen doch wie die Besessenen. Es geht immer besser. Wir haben sogar schon mit dem Gedanken gespielt, noch zwei Leute einzustellen. Und dann passiert das hier. So verdammt ungerecht!«
»Haben Sie irgendeine Vorstellung, wer Peter so gehasst haben kann?«
»Keine Ahnung.«
»Ist Ihnen in letzter Zeit irgendeine Veränderung aufgefallen? Hatte er irgendwelche neuen Bekannten oder so etwas? Denken Sie bitte gut nach, alles ist wichtig, noch die kleinste Kleinigkeit.«
Johnny Ekwall zögerte, ehe er antwortete.
»Also, es ist so, Peter hat mir erzählt, dass er sich manchmal beobachtet vorkam. Jetzt in letzter Zeit meine ich, kurz vor seinem Tod.«
Karin schnappte nach Luft.
»Was meinen Sie mit beobachtet?«
»Dass jemand ihn verfolgte, ihn beschattete ganz einfach.«
»Zu welchen Gelegenheiten ist das passiert?«
»Einmal, als wir in der Firma beim Kaffee saßen, sprang er plötzlich auf, lief zum Fenster und schaute hinaus. Ich fragte, was denn los sei, und er sagte, er glaube, etwas gehört zu haben, und draußen sei ein Schatten vorbeigehuscht.«
»Haben Sie etwas gesehen?«
»Nein. Es ist auch einmal passiert, als wir in Slite einkaufen waren. Da drehte er sich mehrmals um und sagte, er habe das Gefühl, dass jemand ihn verfolgte.«
»Wann ist das alles passiert?«
»Vor einigen Wochen, vielleicht Anfang Juni.«
»Hat er so etwas auch früher schon erwähnt?«
»Nein. Aber in letzter Zeit bekam er auch komische Telefonanrufe.«
»Was für Anrufe?«
»Da riefen Leute an und legten dann einfach auf.«
»Haben Sie auch solche Gespräche angenommen?«
»Nein, ich weiß nur, dass Peter das einige Male passiert ist.«
»Was haben diese Anrufer gesagt?«
»Ich glaube, sie haben gar nichts gesagt. Das waren vielleicht einfach Kinderstreiche.«
»Um welche Tageszeit liefen diese Anrufe ein?«
»Zu jeder Tageszeit, glaube ich.«
»Wissen Sie, ob er auch zu Hause angerufen wurde?«
»Davon hat er nichts gesagt.«
»Haben auch andere in Ihrer Firma solche Anrufe erhalten?«
»Nein.«
»Glauben Sie, das hatte mit der Arbeit zu tun?«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung. Ich weiß nicht einmal, ob er wirklich verfolgt wurde oder sich
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