Somnambul Eliza (German Edition)
erwiderte
Stephan ein wenig betreten und zu Eliza gewandt fügte er hinzu: „Ich wollte
dich nicht noch mehr beunruhigen, Liebes. Willst du heute Nacht vielleicht bei
mir drüben schlafen?“
Eliza schüttelte mit dem Kopf: „Das ist
lieb von dir, Stephan. Aber Valeriu hat mir schon das gleiche Angebot gemacht.
Ich werde bei ihm übernachten.“
„Ja, in der Villa eines
transsilvanischen Barons bist du bestimmt sicherer und besser aufgehoben“,
meinte Stephan vielsagend grinsend, doch Valeriu schien über seinen Scherz
nicht lachen zu können. Daher schob Stephan noch schnell hinterher: „Soll ich
morgen früh Felis füttern?“
Die Katze schien ihren Namen gehört zu
haben, denn im gleichen Moment landete sie mit einem eleganten Sprung auf der
Sofalehne neben Eliza und rieb ihr Köpfchen an der Hand ihrer Herrin.
„Nein, das wird nicht nötig sein“,
entgegnete Valeriu mit einem zärtlichen Blick auf Eliza und die Katze. „Wir
werden Felis mitnehmen. Ihre Gegenwart wird Eliza guttun.“
Eliza runzelte die Stirn: „Aber was ist
mit Cosmin ? Felis ist eine kleine Diva, die keine
Katze neben sich duldet und wie ich deinen Mitbewohner kennengelernt habe, hat
er ein mindestens ebenso großes Ego.“
Endlich lächelte Valeriu wieder: „ Cosmin wird Felis ebenso willkommen heißen, wie ich dich.
Sie werden sich verstehen, du wirst sehen.“
„Dann werde ich hier wohl nicht mehr
gebraucht“, meinte Stephan ein kleinwenig verschnupft und verabschiedete sich
von Eliza mit einem dicken Bussi und von Valeriu mit einem förmlichen
Handschlag. Eliza begann, ihre Sachen aus der kleinen Abendtasche in eine
geräumigere Handtasche umzuräumen. Dabei fiel ihr Blick auf ihr Handy. Ein
gelber Briefumschlag wies auf eine neue Kurzmitteilung hin. Sie öffnete die
Nachricht und las: „ Eliza, mein Kätzchen, geht es dir gut? Pass heute gut
auf dich auf und melde dich bitte. Oma. “
„Etwas wichtiges?“ fragte Valeriu, der
Elizas Mienenspiel beobachtet hatte.
„Es ist eine SMS von meiner Großmutter.
Sie beschäftigt sich mit Wahrsagerei und Esoterik. Sie hatte heute scheinbar
mal wieder etwas im Gefühl .“
„Tatsächlich? Das ist interessant. Von
wann ist die Nachricht?“
Es dauerte einen Moment, bis Eliza mit
ihren zittrigen Fingern wieder im Nachrichtenmenü angekommen war. Überrascht
stellte sie fest: „Sie hat mich regelrecht vorgewarnt. Die Nachricht kam, als
wir bei dem Vortrag waren. Aber ich hatte das Handy lautlos geschaltet.“
„Dann ist deine Großmutter ein Medium?“
wollte Valeriu mit unverhohlenem Interesse wissen.
Eliza schüttelte mit dem Kopf: „Sie ist
eigentlich Designerin. Sie hatte ein Ateliergeschäft in Kassel, aber seit sie
sich zur Ruhe gesetzt hat, hat sie eine Menge Zeit für ihre esoterischen
Hobbies.“
„Aber offenbar beherrscht sie ihr
Handwerk recht gut“, meinte er anerkennend.
„Ja, sie landet schon hin und wieder ein
paar Volltreffer“, antwortete Eliza etwas ausweichend. Sie hatte Valeriu eigentlich
gar nichts von der Wahrsagerei erzählen wollen. Von den meisten Menschen wurden
diese Dinge belächelt und sie selbst gehörte ja im Grunde auch zu den
vehementen Zweiflern und auch bei Valeriu war sie nicht sicher, ob es sich um
ernsthaftes Interesse oder Amüsement handelte.
„Du klingst, als sei dir das Thema
unangenehm. Hast du Probleme mit deiner Großmutter?“
„Nein. Ich habe ein tolles Verhältnis zu
ihr. Sie ist wunderbar, sehr kreativ und ganz schön exzentrisch. Und du hast
recht. Sie ist ziemlich gut in diesen Hokuspokus-Dingen. Ich kann nur leider
nicht allzu viel damit anfangen.“
Dann fing Eliza an, ein paar Dinge
zusammenzupacken und sie fragte sich, wie sie ohne Vorankündigung hatte bei
Valeriu übernachten können. In eine kleine, nostalgische Stoffreisetasche,
deren bunte Blumenstickerei an alte Sofakissen erinnerte und deren
Arztkoffer-Form Mary Poppins alle Ehre gemacht hätte,
stopfte sie ihre Kulturtasche, ihr Nachthemd, Wäsche, ein paar Kleidungsstücke,
zwei Paar Schuhe sowie noch einige andere Utensilien, die auch für einen
einwöchigen Urlaubsaufenthalt hätten reichen können. Dabei lief sie hektisch
durch die Wohnung, immer wieder planlos hin und her, bis Valeriu sich ihr in
den Weg stellte und sie in die Arme nahm.
„Du bist noch völlig aufgewühlt. Das ist
der Schock, das wird bald vergehen. Du hast jetzt sicherlich genug gepackt und
ich denke, wir sollten jetzt gehen“, redete er beruhigend auf sie ein.
„Aber
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