Somnambul Eliza (German Edition)
ich suche noch den Katzenkorb. Ich
weiß nicht, wo ich das verdammte Ding hingetan habe.“
In seiner Umarmung spürte sie erst
richtig, wie sehr sie noch immer zitterte.
„Wir brauchen den Korb nicht. Ich werde
Felis auf den Arm nehmen.“
„Aber sie wird dich kratzen. Sie lässt
sich nicht gern tragen.“
„Ich glaube, sie wird es zulassen“,
entgegnete Valeriu lächelnd und tatsächlich ließ sich die Katze anstandslos in
seiner Armbeuge nieder, nachdem er ihr zärtlich die weichen, grauen Katzenohren
gekrault hatte. Dann nahm er Elizas Tasche und sie verließen das Haus. Im Auto
setzte er Felis auf Elizas Schoß. Die Katze war noch nie ohne Katzenkorb
gereist und Eliza hätte befürchtet, dass sie im ganzen Auto ihr Unwesen treiben
würde und man sie letztendlich irgendwo unter den Sitzen hervorkramen müsste,
doch so war es nicht. Felis saß friedlich auf Elizas Knien und schien die
nächtliche Fahrt regelrecht zu genießen.
Schon als sie das mächtige Tor
passierten, gab das Eliza ein gewisses Gefühl der Sicherheit. Obwohl es schon
so spät in der Nacht war, erwartete Wilbert sie an der Haustür und kam sofort
die Treppe hinunter gelaufen, als er Eliza erblickte. Er nahm Valeriu die
Reisetasche ab und begrüßte Eliza so herzlich und frisch, wie man es von einem
Mann Ende Sechzig nachts um drei Uhr eigentlich nicht mehr erwarten konnte.
Auch die Villa war so hell und einladend erleuchtet, wie es für diese Uhrzeit
höchst ungewöhnlich war. Valeriu erzählte Wilbert in knappen Worten, was
vorgefallen war.
„Kommen Sie schnell herein, Miss. Das
muss ein entsetzliches Erlebnis für Sie gewesen sein“, meinte dieser mitfühlend
und half Eliza aus dem Mantel. Dann erst fiel sein Blick auf die Katze, die
sich so wohlig in die Armbeuge von Valerius schwarzer Jacke gekuschelt hatte,
dass man sie mit ihrem eisgrauen Fell auch für eine Stola oder einen weichen
Schal hätte halten können. Wilbert deutete eine Verbeugung an und sagte zu der
Katze gewandt: „Herzlich willkommen im Hause Bazon-Arany.“
Valeriu schmunzelte: „Bitte sei so gut
und lass unserem Gast ein heißen Bad ein, Wilbert.“
Sofort war der Butler wieder ganz bei
der Sache: „In welchem Badezimmer darf ich das Bad vorbereiten?“
„Im Jugendstil-Bad, Wilbert“, entschied
Valeriu.
Während Wilbert die Treppe hinaufstieg,
hatten Eliza und Valeriu Gelegenheit, das erste Zusammentreffen der beiden Katzen
zu beobachten. Cosmin war offenbar von Felis’ Geruch
angelockt worden, denn er kam durch die Bibliothekstür direkt und zielstrebig
auf Valeriu zu, der Felis noch immer auf dem Arm hielt. Valeriu ging in die
Hocke und kraulte den Kater auf die gleiche Weise, wie er es zuvor mit Felis
getan hatte. Dann ließ er Felis hinunter und statt zu fauchen oder das Fell
aufzustellen, umkreisten sich die Tiere lediglich interessiert und abschätzend
und gingen dann zaghaft aufeinander zu. Sie beschnupperten einander und Macht-
oder Revierkämpfe blieben gänzlich aus. Eliza stand ungläubig daneben.
„Wie hast du das gemacht? Hast du sie
hypnotisiert oder sie verzaubert? Was hast du ihnen gesagt?“ wollte sie wissen.
Auf Valerius schönem Gesicht zeigte sich
wieder dieses unwiderstehliche Lächeln, in dem auch ein Hauch von
Überheblichkeit und Amüsement mitschwang, der es jedoch nur noch anziehender
wirken ließ.
„Das wird wohl für immer unser kleines
Geheimnis bleiben.“
Dann
begleitete Valeriu Eliza nach oben, jedoch offenbar nur, um zu überprüfen, ob
Wilbert den Auftrag seinen Wünschen entsprechend ausgeführt hatte. Denn als er
zusammen mit Eliza in das gemütliche Badezimmer trat, überzeugte er sich
lediglich davon, dass Wilbert an all die Kleinigkeiten gedacht hatte, die dem
Hausherrn so wichtig waren, wenn es um Eliza ging. Zufrieden registrierte er
die herab gedimmte Deckenbeleuchtung, die brennenden Kerzen auf dem
Fensterbrett und auf dem Hocker neben der Badewanne sowie das Glas Wein und die
Pralinen auf selbigem. Der Raum war erfüllt von dem unverwechselbaren Duft von Eau
du Soir und die Luft war warm und feucht. Valeriu
hauchte Eliza einen Kuss auf die Schulter: „Ich lasse dich jetzt allein. Aber
ich werde nebenan sein, falls du mich brauchst.“
Er wandte sich bereits zum Gehen, doch
Eliza hielt ihn am Arm zurück.
„Nein, bleib bei mir“, bat sie und aus
ihrer Stimme sprachen zu gleichen Teilen die Angst vor dem Alleinsein und eine
berauschende Sinnlichkeit.
Valeriu schaute sie einen Moment
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