Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol I
Tür war verschlossen und erwies sich nach einigen wütenden Tritten als gnadenlos stabil.
Plötzlich hörte Darius wieder dieses Lachen. Er hätte sich vorher besser umsehen sollen.
In einer Ecke des Raumes, im Schatten einer Schrankwand, sah er ihn in einem Sessel sitzen.
»Gib dir keine Mühe. Du kommst hier nicht raus.«
Erschrocken blickte Darius auf den großen Mann, dessen Gesicht nun unverhüllt war. Es war scharf geschnitten mit blutleeren Lippen, die sich zu einem kalten Lächeln verzogen.
»Das hier war mal ein Gefängnis, nun ist es meine Festung. Hier kommt niemand hinein oder hinaus, wenn ich es nicht erlaube.«
Darius versuchte, sich seine Angst nicht anmerken zu lassen. »Du bist Sejan, nicht wahr?«
»Der bin ich.«
Es klang wie ein Todesurteil.
Sejan betrachtete Darius eindringlich. »Du bist ein hübscher Kerl, aber zu alt, als dass ich dich noch für gewisse Zwecke gut verkaufen könnte. Sie wollen nur sehr junge Männer, fast noch Kinder.«
»Ihr handelt also auch mit Kindern, was?«
»Nun, wenn Nachfrage besteht. Die schönen Schwestern werden mir viel Geld einbringen. Man hat im Voraus bereits Unsummen für sie geboten.«
Die beiden Schwestern waren also in den Augen dieses Mannes nichts weiter als eine Ware, die auf Bestellung geraubt und ausgeliefert wurde, ein Geschäft mit der Lust. Und Darius stellte dabei ein Mängelexemplar dar, weil er mit seinen vierundzwanzig Jahren schon zu alt war.
Sejan erhob sich und trat ins Licht. Sein Körper war schlank, im Kontrast zu seiner dunklen Kleidung wirkte seine Haut gespenstisch blass. Sein schwarzes Haar war von grauen Strähnen durchzogen, aber sein Gesicht wies noch keine Falten auf. Eine ausgeprägte Narbe zog sich von der linke Wange bis zum Kinn. Durch sein rechtes Ohr war ein Ring aus Platin gestochen.
»Was mache ich also mit dir?«
Als Sejan sich ihm näherte, nahm Darius wieder diesen Geruch wahr, von dem er nicht wusste, ob es Seife war, Waschmittel oder Rasierwasser. Dieser Duft war seine letzte Erinnerung, bevor sie ihn betäubt hatten. Instinktiv hob er seine Hände auf Brusthöhe, um sich vor Sejans Nähe zu verteidigen. Der Mann machte ihm Angst.
Sejan schüttelte den Kopf. »Lass das sein. Oder muss ich dir schon wieder zeigen, dass ich stärker bin als du?«
Darius ließ die Arme sinken. »Nein. Du bist ein guter Kämpfer.«
»Natürlich bin ich das. Oder denkst du, diese Männer hier gehorchen mir aus Sympathie?«
Sejan legte eine Hand an Darius' Kinn und zwang den jungen Mann, ihm in die Augen zu blicken. Sejans Augen, die im Schatten schwarz erschienen waren, zeigten im Licht nun eine grüne Farbe. »Wenn Blicke töten könnten, hättest du mich längst erledigt, was?«
Darius schwieg, während Sejan ihn weiterhin betrachtete.
»Jetzt will ich wissen, ob es sich auch lohnt, dich am Leben gelassen zu haben.«
Sejan zog ein Messer aus seinem Gürtel und ließ es zwischen seinen langen Finger hin und her pendeln. Plötzlich stoppte er das beunruhigende Spiel mit dem Messer und richtete die Klinge auf Darius' Brust. »Zieh dich aus. Wenn es nicht schnell genug geht, helfe ich hiermit ein wenig nach.«
Zunächst tat Darius gar nichts. Er dachte auch nicht nach. Er reagierte bloß. Wenn er je in etwas ausgebildet worden war, dann im Nahkampf mit dem Messer. Er beherrschte jeden Angriff und auch jede Abwehrtechnik nahezu im Schlaf. Und er war schnell. Er blockte Sejans Arm, um die Klinge von sich weg zu schieben. Gleichzeitig trat er ihm heftig gegen das Schienbein. Das verschaffte ihm ein wenig Zeit.
Rasch ging Darius hinter dem großen Tisch in der Mitte des Zimmers in Deckung und schnappte sich eine Weinflasche, die dort stand. Als er die Flasche an der Tischkante zerbrach, spritzte die rote Flüssigkeit über seine Kleidung und den hellen Teppich.
Drohend hielt Darius die scharfen Kanten der zerbrochenen Flasche empor. »Denkst du, ich bin dein Spielzeug?«
Der Ausdruck in Sejans Gesicht war schwer zu deuten. Eine seiner schmalen Augenbrauen hob sich amüsiert, als sie sich jedoch wieder senkte, entstand eine Zornesfalte in der Mitte seiner Stirn.
»Das war die letzte Flasche meines besten Bordeaux. Ich habe sie auf diesen Tisch gestellt, damit sie unbeschadet Zimmertemperatur erreicht. Mein Junge, wenn du so nach Schmerzen bettelst, kann ich es wohl nicht mehr überhören.«
Darius beschlich das Gefühl, dass sich die Situation für ihn nicht unbedingt verbessert hatte. Er würde nicht ewig hinter
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