Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol II
Sowohl ihre Kleidung als auch ihr gepflegtes Äußeres zeichneten sie augenscheinlich als eine Dame der höheren Gesellschaft aus. Ihr rot gelocktes Haar war hochgesteckt und gab den Blick auf ein Paar Ohrringe aus Aquamarin frei. Das Glitzern der Edelsteine war ebenso einnehmend wie ihr hübsches Gesicht. Ihr Name war Aurora. Sie musterte den silberblonden Sklaven: „Nicht übel. Aber wo ist Darius?“
Sejans Lächeln spottete der Geschehnisse: „Die Dinge sind ein wenig aus dem Ruder gelaufen, zumal Kommandant Gaius wieder seine Unvernunft bewiesen hat. Ich musste meine Pläne ändern.“
Der schlechte körperliche Zustand ihres Anführers blieb Aurora nicht verborgen. „Aus dem Ruder gelaufen? Viele hielten dich für tot und spielten schon mit dem Gedanken, auf Corvus' Ultimatum einzugehen.“
„Corvus.“ Sejans Tonfall klang belustigt. „Ich muss ihm wohl ein wenig Respekt beibringen. Allerdings werde ich ihn am Leben lassen, denn ich brauche ihn. Es wird Krieg geben.“
Er zeigte auf Silvius: „Cato wird Troja brennen sehen wollen.“
Sejan wies Aurora an, den übrigen Bandenmitgliedern von seiner Rückkehr zu berichten. Dann stieß er seinen jungen Gefangenen vorwärts.
Silvius ließ seinen Blick beunruhigt durch die Gänge schweifen. Das Hauptquartier der Räuber wirkte kalt und unheimlich. Die Wände waren weiß gekalkt, und den Boden bedeckte Linoleum. Die stickige Luft roch nach Desinfektionsmittel. Es musste ursprünglich ein Krankenhaus gewesen sein. Ein Schild an einer Tür wies auf einen ehemaligen Operationssaal hin.
Obwohl das Gebäude über mehrere Fahrstühle verfügte, führte der Räuber Silvius ins Treppenhaus. Sie stiegen hinauf bis in das vierte Stockwerk. Auch Sejan schien am Ende seiner Kraft zu sein. Er keuchte hörbar.
Seine Hand suchte den Lichtschalter. Im aufflackernden Licht der Leuchtstoffröhren wirkte sein Gesicht sehr müde. „Denk nicht mal an Flucht.“
Silvius hatte nicht einmal im Ansatz daran gedacht. „Ich werde alles tun, Herr. Bitte lass mich nur am Leben.“
Sejan zog sein Messer und ließ es vor Silvius' Augen aufblitzen. „Wenn dir dein Leben so viel wert ist, solltest du lernen, es zu verteidigen.“
Er reichte dem verängstigten jungen Mann die Waffe. „Hier.“
Silvius nahm das Messer und starrte die Klinge an.
Sejan lachte: „Verdammt! Das ist doch kein Suppenlöffel.“
Mit einer raschen Handbewegung eignete er sich das Messer wieder an.
„Hat Cato dir nichts beigebracht?“
Silvius blickte auf den Boden und schwieg.
Das machte Sejan ärgerlich: „Ich hab dich was gefragt. Antworte gefälligst!“
Als Sejan sah, wie der junge Mann vor ihm zusammenzuckte, senkte er die Stimme: „Schon gut. Es wird sich zeigen, wozu du zu gebrauchen bist. Komm jetzt.“
Sejans erstes Ziel waren die Duschen. Mit Badezimmerangelegenheiten kannte Silvius sich aus, doch er war vorsichtig geworden. Außerdem ekelte er sich vor Sejans blutiger Kleidung – nicht nur vor dessen Kleidung. Nur wenn es sein musste, würde er diesen Mann anfassen.
„Soll ich?“
Als Silvius zögernd die Hand nach ihm ausstreckte, schob Sejan sie beiseite. „Ich bin derjenige, der hier die Leute auszieht.“
Er bewies es Silvius sogleich, indem er dessen Hemd aufknöpfte und es ihm von den Schultern streifte.
Er musterte den jungen Mann: „Wie ich es mir dachte: untrainiert. Einfach nur dünn.“
Sejan zog sich das eigene Hemd vom Leib, enthüllte seinen muskulösen Oberkörper. Der hohe Spiegel an der Wand zeigte den Unterschied zwischen den beiden Männern.
Als Sejan sich vollständig entkleidete, wurde Catos Gesamtkunstwerk sichtbar. All die Wunden und Hämatome ließen Sejans Körper in Silvius' Augen monströs erscheinen. Allein Sejans Lächeln wirkte selbst auf Silvius verführerisch.
„Du verabscheust mich, nicht wahr?“
Silvius schüttelte den Kopf, aber sein Gesichtsausdruck verriet die Wahrheit hinter dieser Geste. Langsam zog er sich die Hose aus und gab Sejan damit zu verstehen, dass er trotz seines Ekels bereit war, ihm zu Diensten zu sein. Sejan drehte jedoch bloß den Wasserhahn der Dusche auf.
Das Wasser, das auf Sejans Rücken prasselte, vernichtete Catos Geruch, ein Andenken, das Sejan gegen seinen Willen gern behalten hätte.
Silvius bekam Angst, als Sejans Lippen sich ihm näherten. Sie hauchten ihm einen Kuss auf die Stirn.
Das warme Wasser, die Erschöpfung; Silvius war wie benommen. Er taumelte, und Sejan hob ihn auf seine Schulter. Er
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