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Titel: Sonderauftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. Heidenreich; T. Trczinka
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zwei hastigen Zügen blickte er auf und fragte: »Wann war das?«
    »Am Freitag. An diesem Tag war das Gewitter.«
    »Ah ja, nun iss klar. Aber mit Mord hab ich nix zu tun.«
    »Das behauptet auch keiner. Sie wurden aber in der Nähe der Kiesgrube gesehen und wir möchten wissen, ob Sie etwas bemerkt haben. Etwas, das uns weiterhilft!«
    Wiese zog an der Zigarette. »Ich hab mir doch versteckt. Mach ich immer. Weil die Leute mögen unsereins nicht besonders.«
    »Haben Sie sich in der Kiesgrube versteckt?«
    Wiese schüttelte den Kopf. »An dem Tag nicht. Wollt ich zuerst, aber da war ja das Gewitter. Manchmal penn ich in der Blechhütte dort, aber an dem Tag nicht!«
    »Sondern?«
    »Als das Gewitter war, da war ich in so ’nem Abrisshaus in der Stadt. Da waren aber schon zwei, und die mögen mich nicht und auch nicht meinen Flecki. So bin ich gleich nach dem Gewitter weg.«
    »Und dann?« Geduldig stellte Kröger seine Fragen.
    »Dann bin ich Richtung Dörfer. Da sind ja die Scheunen, mit Stroh und so. Da kann man richtig gut pennen und Flecki tobt dort immer hinter die Mäuse her. Macht ihm verdammt viel Spaß!« Er sah zärtlich zu seinem Hund hinunter. Der musterte mit wedelnder Rute sein Herrchen.
    »Sie sind Richtung Kiesgrube gegangen?«
    Wiese nickte.
    »Und haben Sie jemanden gesehen oder etwas bemerkt, was ungewöhnlich war?«
    Wieder nickte Wiese. Leise sagte er: »Ja, da war was.«
    »Und was?« Kröger bemühte sich, ganz ruhig zu bleiben. Er hatte sich halb über den Tisch gebeugt.
    Wiese sah auf seine Hände. »Ich will aber nicht in den Knast, nicht jetzt im Sommer.«
    »Wer redet denn von Knast? Sie sind hier als Zeuge und nicht als Verdächtiger.« Noch Zeuge, setzte Kröger in Gedanken hinzu, doch es fiel ihm schwer, in Wiese einen Mörder zu sehen. Nach 30 Dienstjahren hatte er ein Gespür dafür entwickelt, wer als Tatverdächtiger in Betracht kam.
    Wiese blickte auf. »Dass der mich gesehen hat! Hab mich doch versteckt.«
    »Wer hat Sie gesehen?«
    Als Wiese den Namen nannte, wechselte Kröger einen schnellen Blick mit Vollert.
    Er musste ungläubig dreinschauen, denn Wiese bekräftigte seine Aussage. »Doch, Herr Kommissar, das können Sie mir glauben. Den hab ich gesehen. Der kam von der Kiesgrube und lief in die Stadt. Als ich den sah, bin ich gleich hinter so ’nen Busch. War zum Glück auf der anderen Straßenseite und der hat sich ja auch immer umgeschaut. So hat der mich nicht gesehen!«
    »Und dann?«
    »Dann bin ich, als der weg war, in die Kiesgrube, aber da brannte ’n Auto und so ’n Jugendlicher hat jemanden rausgezogen.«
    »Und warum haben Sie nicht geholfen?« Vorwurfsvoll kam Krögers Frage.
    »Mir hilft ja och keiner, und als ich ankam, da brannte die Karre schon, und mehr Leute schienen da nicht drin gewesen zu sein. Denn der Jugendliche kümmerte sich nicht weiter um die Karre. Und da bin ich dann weg. Wollte keinen Ärger. Sonst hätten die noch gesagt, ich hab die Karre angezündet.«
    Kröger nickte. Er hatte Verständnis für den Mann. An den Rand der Gesellschaft gedrängt, von den wenigsten geduldet und von den meisten gedemütigt – es war kein Wunder, dass sich diese Menschen von der Gesellschaft entfernten.
    »Und Sie wissen genau, dass es sich um diesen Herrn handelte? Vielleicht irren Sie sich?«
    »Nee, Herr Kommissar, bestimmt nich. Der hat mich doch damals verkündet, ich soll man schön zu Hause bleiben, sie brauchen mir nich mehr. Man hätte intivestiert, und nun, wo alles mit Gas läuft, da braucht man keine Heizer mehr. Paul, was mein Kollege war, der ging in Vorruhe und ich wurde arbeitslos.«
    Er tippte sich mit dem Zeigefinger heftig an die Brust. »Ich irre mich nich. Den hab ich gesehen!«
    Kröger stellte noch einige Fragen zum zeitlichen Ablauf. Dann griff er zum Telefon und sprach mit der Staatsanwaltschaft. Als er auflegte, lächelte er Wiese zu.
    »Die Staatsanwältin hat noch einige Fragen an Sie. Möchten Sie noch eine Zigarette?« Er deutete auf die Schachtel, die vor Wiese lag.
    »Wenn Sie wat zu trinken hätten, mein Maul iss von det ganze Gesabbel ganz trocken.«
    »Na klar!« Vollert, der bisher geschwiegen hatte, drückte Wieses Schulter mit seiner Pranke. Er stand auf und holte eine neue Flasche Mineralwasser.
    »Und du, Flecki, auch noch was?« Er hockte sich vor den Hund, der ihn mit leicht schief gehaltenem Kopf musterte. »Na, scheinbar nicht!«
    Wiese trank gierig. Als er absetzte, musterte er die vor ihm liegende

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