Sonderauftrag
Vollert verminderte die Geschwindigkeit, blinkte und bog in das Dorf ein. Stille herrschte im Ort, nur ein Hahn krähte irgendwo.
»Zum Schloss!« Kröger zeigte nur kurz mit der Hand die Richtung. Vollert nickte und steuerte den Wagen zum Gutshaus. Sie fuhren bis kurz vor den Eingang. Aus den oberen Stockwerken drang Baulärm.
Vom angrenzenden Park her näherte sich ein Maurer. Durch seine weiße Kluft und die darauf befindlichen Mörtelreste war er schon von Weitem als solcher erkennbar. Als er die Kriminalisten bemerkte, wurde sein Schritt langsamer. Misstrauisch beäugte er sie.
»Suchen Sie wen?« Er hielt drei Schritte Abstand.
»Ja. Den Vorarbeiter und Ihren Kollegen Peters.« Kröger hatte sich dem Maurer zugewandt.
»Moment mal.« Der Mann legte eine Hand an den Mund und rief dann in einer markerschütternden Lautstärke: »Heiner! Heiner, dein Typ wird verlangt!«
Sekunden später tauchte an einem der oberen Fenster ein Gesicht auf.
»Wat bölkst’n du, Schröder?«
»Hier, die beiden wollen zu dir!« Schröder zeigte auf die Beamten.
»Sollen warten, ich komm runter!« Der Kopf verschwand wieder.
»Sie sollen warten, er k…«
»Wir haben es gehört«, unterbrach Kröger den Mann. Der zuckte die Schultern und stapfte den Eingang hinauf. Einen Augenblick später kam der Vorarbeiter herausgestürzt.
»Was gibt’s?«
Kröger und Vollert wiesen sich aus.
»Ach nee, die Arbeitsverhinderer.« Der Mann stemmte die Arme in die Seiten.
Kröger schaute ihn fragend an. »Warum sind wir Arbeitsverhinderer?«
»Weil ich Ihretwegen den ganzen Bauablauf ändern musste! Oder haben Sie nicht dafür gesorgt, dass der Keller versiegelt wurde und wir deswegen in den Obergeschossen arbeiten müssen?«
»Das schon, aber w…«
»Papperlapapp!« Er machte eine wegwischende Handbewegung. »Lassen Sie uns unsere Arbeit tun. Geben Sie den Keller frei und wir werden Freunde.«
»Wenn Sie uns unsere Arbeit machen lassen, dann werden Sie auch bald wieder in den Keller können.« Kröger ging einen Schritt auf sein Gegenüber zu.
Der Vorarbeiter schaute von einem zum anderen und nahm dann seinen gelben Bauhelm ab. Eine im Sonnenlicht spiegelnde Glatze kam zum Vorschein, die im Kontrast zu seinem roten Vollbart stand. Aus der Tasche holte er ein kariertes Taschentuch, das Kröger von der Größe her an ein Geschirrtuch erinnerte. Mit kräftigen Bewegungen wischte er sich über den haarlosen Oberkopf und versuchte dann, auch das Schweißband des Helmes trocken zu bekommen. Scheinbar zufrieden musterte er das Ergebnis, dann steckte er das Tuch wieder in die Hosentasche zurück.
»Können Sie mir sagen, wann meine Leute wieder im Keller arbeiten können?«
»Das entscheidet die Staatsanwaltschaft, aber ich kann nachfragen, wenn Sie es wünschen.«
»Staatsanwaltschaft …« Nachdenklich sprach der Vorarbeiter das Wort aus. »Arbeitet da nicht die kleine Hübsche?«
»Wenn Sie Frau Meinke meinen, dann haben Sie recht.«
»Wie sie heißt, weiß ich nicht, aber niedlich ist sie. Wenn Sie ’ne Telefonnummer haben, dann frag ich selber mal nach, will Ihnen ja keine unnötige Arbeit machen.«
»Ja, sicher! Hier haben Sie die Karte von der Dame, aber Vorsicht!« Grinsend gab Vollert ihm die Visitenkarte der Staatsanwältin.
»Wieso, ist sie verheiratet?« Er schaute auf die Karte.
»Meinen Sie, dass die Staatsanwältin in diesem Falle Ihre Frage zur Arbeitsaufnahme anders beantworten wird?« Vollerts Grinsen wurde immer breiter.
»Äh, … natürlich nicht. War ja nur ’ne Frage.« Vorsichtig steckte der Bauarbeiter die Visitenkarte in die Brusttasche seines Oberhemdes.
»Was ich Sie fragen wollte«, Kröger schaute den Mann an, »wer ist auf die Idee gekommen, gestern den Gewölbeteil freizulegen?«
»Unser Zeitplan oder, um genauer zu sein, der Architekt in Abstimmung mit unserem Chef.«
»Dass ein Stück des Kellers zugemauert ist, war bekannt?«
»Ja. Im Bauwagen habe ich eine Zeichnung, darauf ist die Wand eingezeichnet. Ansonsten hätten Peters und der Lehrling nicht den Auftrag bekommen, die Wand wegzureißen.«
»Können Sie was zu der Art und Weise, wie gemauert wurde, sagen? Oder zum Alter dieser Wand?«
»Nee, kann ich nicht. Als ich hier wieder aufschlug, … also ankam, da durfte ich nicht mehr in den Keller. Ihre Kollegen ließen keinen rein. Wir haben nur noch auf Wunsch der kleinen Staatsanwältin eine provisorische Außentür eingebaut, aber Peters kann Ihnen da bestimmt mehr sagen. Wollen
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