Sonea 3 -
Die Ashaki verlieren, bemerkte Osen.
– Sie haben vielleicht eine weitere Streitmacht im Palast postiert, erwiderte Dannyl.
– Könnt Ihr Lorkin sehen?, fragte Sonea.
Dannyl riss den Blick von den Ashaki los und schaute zu den Verrätern hinüber. Er schnappte nach Luft. Hunderte von ihnen marschierten über die Parade. Sie gingen in Kolonnen, und ihre wohlgeordnete Formation war ein verräterischer Kontrast zu der Menge der zurückweichenden Ashaki. Während er das Geschehen beobachtete, traten einige der Verräter an der Spitze zur Seite und machten jenen hinter ihnen Platz.
Er hatte angenommen, dass es einfach sein würde, Lorkin als den einen Mann unter vielen Frauen auszumachen, aber es schien genauso viele männliche Magier unter den Verrätern zu geben wie weibliche, und sie waren alle gleich gekleidet. Männlich oder weiblich, sie griffen in die Taschen ihrer Westen, dann streckten sie aus, was immer sie daraus hervorgeholt hatten. Er fing ein Glitzern von Licht auf, dann noch eins und begriff, was sie taten.
Steine. Sie benutzen Steine.
Dann fand sein Blick ein vertrautes Gesicht, und Erleichterung durchströmte ihn. Lorkin stand in der Mitte der Reihe der Verräter, hinter und einen Schritt neben einer kleineren, älteren Frau. Tyvara? Nein. Keine der persönlichen Sklavinnen im Gildehaus war so alt gewesen wie diese Frau. Also, wer war sie?
– Die Königin, sandte Sonea.
Als er die ältere Frau wieder anschaute, bemerkte Dannyl ihre Position in der Mitte und die Entschlossenheit in ihren Zügen. Königin Savara, dachte er. Die, sofern die Ashaki nicht im letzten Moment das Blatt wenden können, die Frau sein wird, vor der ich bald das Knie beugen und mit der ich verhandeln werde.
Die Ashaki … hatten jetzt die Höhe vonAchatis Haus erreicht. Es waren nicht mehr viele. Dannyl wappnete sich gegen das Schlimmste, als er nach unten blickte und nach einem vertrauten Gesicht suchte. Ein Mann wandte den Kopf, um zu ihm emporzuschauen, und alle Furcht und Zuneigung, die er vor Osen verbergen wollte, wallten in ihm auf und lähmten ihn. Achati lächelte, als hätte er die ganze Zeit über gewusst, dass Dannyl ihn vom Dach seines Hauses beobachten würde, dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Verräter.
Dannyl war zu keiner Bewegung mehr fähig. Sein Herz hämmerte, während die Ashaki weiter zum Palast zurückwichen. Er darf nicht sterben. König Amakira wurde von Achati und einem seiner anderen Ratgeber flankiert. Weitere Ashaki fielen. Er wird nicht sterben, sagte er sich. Es wird alles in Ordnung sein mit ihm, wenn sie zum Palast zurückkommen.
»Oh«, sagte Merria. »Seht.«
Dannyl riss den Blick los und sah, dass sie zu dem prächtigen Palastgebäude hinüberdeutete. Menschen strömten aus dem Eingang. Zuerst stiegen Hoffnung und Triumph in ihm auf, und er dachte, dass es weitere Ashaki seien, dann stieß Tayend einen leisen Pfiff aus, wie er es immer tat, wenn er beeindruckt war, und zur gleichen Zeit begriff Dannyl, dass es nicht die glitzernde Gewandung der Ashaki war, die er sah.
»Die Verräter haben den Palast bereits übernommen.« Tayend seufzte. »Und die Ashaki haben es nicht einmal bemerkt.«
Dannyl senkte den Blick, und ihm wurde übel, während er auf Zeichen dafür wartete, dass den Ashaki die Wahrheit dämmerte. Wenn sie es begreifen, werden sie kapitulieren. Sie haben keine andere Wahl. Die Ashaki scharten sich um den König. Nicht mehr als zwanzig jetzt. Einige schauten zum Palast hinüber. Diejenigen, die hinten standen, riefen eine Warnung. Dannyl sah, wie der König sich umdrehte und dann innehielt. Sah Amakiras Lippen sich bewegen, sah Achatis Nicken. Der König und der andere Ratgeber zogen sich weiter zurück, aber Achati blieb stehen. Die Angriffe der Verräter intensivierten sich plötzlich, vielleicht beim Anblick des Anführers ihrer Feinde, der außer Sicht verschwand.
Achati taumelte.
Dann machte er einen unmöglichen Sprung rückwärts, krümmte sich in der Luft zusammen und krachte zu Boden.
Dannyls Herzschlag setzte aus. Ungläubig betrachtete er die verzerrte, schlaffe Gestalt seines Freundes.
Aber … warum? Warum hat er sich nicht mit dem König zurückgezogen? Warum sich opfern, wenn er es nicht tun musste? Der König muss gewusst haben, dass die Schlacht verloren ist. Er hätte kapitulieren sollen. Ich hätte etwas tun sollen. Wenn ich gewusst hätte, dass er das tun würde, hätte ich etwas unternommen …
Hände hielten seine Arme
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