Sonea 3 -
gelassen.«
»Das habt Ihr ganz gewiss nicht getan, und die Art, wie die Tasche sich ausbeult und hin und her schwingt, beweist, dass Ihr sie dort drin habt.« Jonna runzelte auf eine mütterliche, missbilligende Art die Stirn. »Ich habe Sonea versprochen, ein Auge auf Euch zu haben. Ich habe geholfen, Soneas Sohn großzuziehen, Lorkin, daher weiß ich, wie man es bemerkt, wenn ein Novize etwas im Schilde führt.«
Lilia sah die Dienerin entsetzt an. Es war nicht so, dass sie Jonna nicht erzählen wollte, dass Cery, Gol und Anyi unter der Gilde lebten, aber sie hatte versprochen, es nicht zu tun. Aber wenn ich es nicht tue, wird Jonna mir nicht die Dinge beschaffen, die sie brauchen.
Jonna hatte in den Hüttenvierteln gelebt, bevor sie Soneas Dienerin geworden war. Sie würde gewiss Verständnis für Cerys Situation haben. Und selbst wenn sie keines hatte, würde sie vielleicht aus Sympathie für Anyi helfen.
Oder bin ich zu vertrauensvoll?
»Sagt es mir, Lilia«, drängte Jonna. »Es wird mir vielleicht nicht gefallen, aber ich verspreche, ich werde es nicht der Gilde melden.« Sie runzelte die Stirn. »Nun, es sei denn, Ihr unterrichtet jemanden in schwarzer Magie. Obwohl ich annehme, dass ich Sonea und Akkarin nicht gemeldet hätte, wenn ich gewusst hätte, was wirklich vorging.«
»Ich unterrichte niemanden in schwarzer Magie«, erwiderte Lilia. Sie holte tief Luft und senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Anyi lebt unter der Gilde.«
Jonna sah sie nachdenklich an. »Ich verstehe. Ich habe schon vermutet, dass sie Euch auf diesem Weg besucht. Ist es auch sicher?«
»Wir haben es sicherer gemacht«, entgegnete Lilia.
»Also … warum ist sie dort?«
Lilia schüttelte den Kopf. »Es war nicht mehr sicher in der Stadt. Skellins Leute hätten Cery beinahe getötet …«
»Ihr meint, Cery ist ebenfalls dort unten?« Jonnas Augen wurden schmal.
Lilia seufzte und nickte.
»Wie viele Leute sind da unten?«
»Nur sie.«
Die Dienerin wirkte erleichtert. Ich nehme an, sie hat sich vorgestellt, was die Gilde davon halten würde, wenn ein Dieb dort unten seine Geschäfte führen würde, dachte Lilia, während ständig alle möglichen Verbrecher kommen und gehen.
Jonna deutete auf den Flur. »Also, warum kommt Ihr hierher?«
»Wir haben einen der alten Eingänge geöffnet.«
Jonna runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Das ist zu gefährlich«, befand sie. »Und ich meine nicht, dass es unten zu gefährlich ist, ich meine, dass es hier oben zu gefährlich ist. Irgendjemand wird Euch sehen. Ihr dürft nur den Gang in Soneas Räumen benutzen.«
Lilia lächelte, erleichtert darüber, dass sie recht damit gehabt hatte, Jonna zu vertrauen. »Ist dir nicht aufgefallen, wie abgewetzt und schmutzig meine Roben in letzter Zeit waren?«
»Ihr Zustand ist mir nicht entgangen.« Jonna reckte das Kinn vor und warf Lilia einen hochmütigen Blick zu. »Was das betrifft, werden wir etwas unternehmen müssen. Zum Beispiel könnten wir Euch andere Kleider besorgen. In der Zwischenzeit«, sie bückte sich und öffnete Lilias Tasche, »nehme ich die Flasche mit, und Ihr geht direkt zum Unterricht. Heute Abend werden wir über effektivere Strategien reden, wie wir unseren Gästen helfen können.«
Sie hievte die Flasche Lampenöl hoch, bedachte Lilia mit einem strengen Blick, drehte sich um und schritt den Flur entlang zurück. Ein schwacher Hauch von ihrem Parfüm blieb in der Luft hängen, etwas, das Lilia zuvor nicht aufgefallen war.
Lilia schloss ihre Tasche und schüttelte den Kopf. Mir blieb nichts anderes übrig, als es ihr zu erzählen, überlegte sie. Und sie wird es niemandem verraten. Tatsächlich könnte es nützlich sein, dass sie jetzt alles weiß. Dann seufzte sie. In der Zwischenzeit hoffe ich, dass Cery, Gol und Anyi nicht im Dunkeln sitzen werden.
Dannyl tauchte seine Feder in das Tintenfass, dann schrieb er weiter, aber die Spitze begann schon bald, wirkungslos über das Papier zu kratzen. Er tauchte die Feder erneut ein, dann seufzte er, als er sah, dass sein Tintenvorrat fast erschöpft war. Sie ist mir wieder ausgegangen, dachte er. Er straffte sich und stöhnte, als sein Rücken protestierte. Wie lange arbeite ich schon daran?
Einen Tag nach Lorkins Einkerkerung hatte Dannyl all seine Forschungsnotizen zusammengefasst und begonnen, alles in ein großes Notizbuch zu übertragen. Seine Diskussion mit Tayend über die möglichen Absichten der Verräter hatte dazu geführt, dass er
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