Sonea 3 -
dass die Sachakaner nichts von Eurem Eintreffen hier bemerken würden.«
Sie sah ihn an, und ein Frösteln überlief sie. »Warum?«
»Wir sind uns sicher, dass die Straße beobachtet wird. Patrouillen haben Spuren und andere Beweise auf der kyralischen Seite der Berge gefunden. Natürlich können wir die sachakanische Seite nur von fern beobachten, aber unsere Wächter haben kleine Gruppen von Männern gesehen, die sich dort bewegt haben.«
»Ichani?«
Orton runzelte die Stirn. »Das nehme ich nicht an. Ichani haben nicht so erstklassige Verpflegung dabei. Wer immer sie sind, sie bemühen sich nicht, ihre Spuren zu verbergen, wenn sie sich auf unsere Seite wagen. Vielleicht weil ihnen gar nicht bewusst ist, dass sie auf unserer Seite waren. Es ist nicht so, als gäbe es eine Linie, wo die Grenze verläuft.«
Es war kein beruhigender Gedanke, falls die Ichani es sich zur Gewohnheit machten, nach Kyralia herüberzukommen. Aber die Ausgestoßenen, die die Berge bewohnten, waren schon immer ein unorganisierter Haufen gewesen, und sie hatten häufiger einander aufgelauert als dem gelegentlichen unglücklichen Reisenden. Die beschämende Tatsache war, die Invasoren, die Kyralia beinahe übernommen hätten, hatten das nur getan, weil einer von ihnen die Willenskraft besessen hatte, eine Handvoll von ihnen zu einen – und um das zu tun, hatte er Jahre gebraucht.
Eine organisierte sachakanische Armee wäre unaufhaltsam gewesen. Wäre es vielleicht noch heute. Und hier war sie, eine der wenigen kyralischen Verteidigungswaffen, und sie war auf dem Weg nach Sachaka, um ihren Sohn zu retten. Ich muss hoffen, dass Kallen und Lilia Verteidigung genug sind, falls die Sachakaner meine Abwesenheit ausnutzen sollten. Einer ist von Feuel abhängig. Die andere ist eine naive junge Frau. Plötzlich fühlte sie sich benommen, und ihr war übel.
Es wird Zeit aufzuhören, darüber nachzudenken, ermahnte sie sich.
»Was denkt ihr dann, wer diese Leute sind?«, fragte sie.
»Spione.«
»Des sachakanischen Königs?«
Orton nickte. »Wessen Spione könnten sie sonst sein?«
Ja, in der Tat, wessen Spione sonst.
Mehrere gewundene Flure später erreichten sie ein Esszimmer, das groß genug für zehn Personen war. Es war eingedeckt mit beeindruckend feinem Porzellan. Drei Frauen und zwei Männer warteten darauf, vorgestellt zu werden. Zwei Unterhauptleute und ihre Ehefrauen sowie die Ehefrau eines abwesenden Hauptmanns. Orton lud sie alle ein, sich zu setzen, nahm selbst Platz und bat einen Diener, das Essen zu bringen.
Die Mahlzeit war überraschend gut. Orton erklärte, dass er glaube, gutes Essen wirke Wunder für die Moral der Menschen hier, die immer fern von Imardin leben müssten und von einer möglichen Invasion bedroht waren. Einheimische Farmer und Jäger profitierten ebenfalls von dem Handel. Doch die Mahlzeit war keine gänzlich entspannte. Sie wurden mehrmals von Wachen unterbrochen, die Nachrichten brachten oder Bericht erstatteten. Zuerst lauschte Sonea aufmerksam, weil sie vermutete, dass etwas Wichtiges geschehen sein müsse, aber es wurde offenbar, dass dies schlichte Routine war, die niemals ausgesetzt wurde – nicht einmal während eines Essens mit einer hochrangigen Magierin.
Die anderen Gäste waren daran gewöhnt und hielten in ihrer Unterhaltung kaum inne. Sonea begriff erst, dass sie aufgehört hatte, auf die Berichte zu achten, als Orton ein Gespräch unterbrach, das sie mit Hauptmann Pettur führte.
»Schwarzmagierin Sonea«, sagte er mit ernstem und förmlichem Tonfall.
Als sie sich umdrehte, sah sie, dass seine Augen trotz seines gelassenen Gesichtsausdrucks Sorge verrieten.
»Ja, Wächter Orton?«
»Es ist gerade eine seltsame Botschaft eingetroffen.« Er reichte ihr ein Stück Papier, das auf merkwürdige Weise spitz zulaufend gefaltet war. »Die diensthabenden Wachen, die es erhalten haben, sagten, es sei wie ein Vogel durch die Luft geglitten und zu ihren Füßen gelandet.«
Sie betrachtete die saubere Schrift, und ihr Herz setzte einen Schlag aus, obwohl sie nicht entscheiden konnte, ob der Grund Aufregung oder Furcht war.
Wir raten Schwarzmagierin Sonea, im Fort zu bleiben, bis sicheres Geleit arrangiert werden kann. Anweisungen folgen bald.
Unter der Schrift stand ein Symbol, ein Kreis mit einer hineingekritzelten Spirale. Lorkin hatte es Administrator Osen beschrieben und gesagt, dass es ein Symbol war, das die Verräterinnen benutzten, um sich zu identifizieren. Ein Prickeln der Erregung
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