Sonea 3 -
der Kutsche stieg. Tatsächlich erinnere ich mich nicht daran, dass er in diesem letzten Jahr viel gelächelt hätte. Es sei denn mit erzwungener Höflichkeit oder vielleicht aus Mitgefühl. Zu ihrer Überraschung war sie traurig. Er ist ein sehr unglücklicher Mann, begriff sie.
»Seid mir gegrüßt, Schwarzmagierin Sonea«, sagte der rotgewandete Magier. »Ich bin Wächter Orton. Dies ist Hauptmann Pettur.«
Der Hauptmann verneigte sich. »Willkommen im Fort.«
»Wächter Orton.« Sonea neigte den Kopf. »Hauptmann Pettur. Danke für das herzliche Willkommen.«
»Plant Ihr immer noch, über Nacht zu bleiben?«, fragte Orton.
»Ja.« Der Titel eines Wächters war für den Anführer der Magier geschaffen worden, die jetzt zusammen mit der regulären, nichtmagischen Garde das Fort bewachten. Die Gilde hatte sich Sorgen gemacht, dass kein Magier sich für die Rolle freiwillig melden würde, daher hatten sie dem Amt zusätzliche Vorteile in Gestalt von Einfluss und Wohlstand gegeben. Das wäre nicht notwendig gewesen. Wächter Orton und sein Vorgänger waren beides Männer, die gegen die sachakanischen Eindringlinge gekämpft hatten und entschlossen waren, dafür zu sorgen, dass kein Sachakaner jemals wieder so leicht nach Kyralia kommen konnte.
»Hier entlang«, sagte Orton und deutete auf die offenen Tore am Fuß des Turms.
Sonea verspürte einen Schauder des Wiedererkennens, als sie den Tunnel dahinter sah. Sie traten in das sehr gedämpfte Licht, das in dem Durchgang herrschte. Lampen beleuchteten den Weg und offenbarten weitere Reparaturarbeiten und die Fallen und Barrieren, die hinzugefügt worden waren.
»Wir haben ein Denkmal für jene errichtet, die zu Beginn der Invasion hier gestorben sind«, erklärte Orton und zeigte auf die Mauer vor ihnen, in die eine Liste mit Namen eingelassen war.
Sonea blieb stehen, um die Namen zu lesen. Sie fand Lord Makins Namen, aber die übrigen waren ihr unvertraut. Viele der Opfer waren einfache Gardisten gewesen. Ganz oben auf der Liste standen längere Namen von Männern, deren Haus und Familie genannt wurden – Männer aus der höchsten Klasse, die eine Laufbahn in der Garde angestrebt hatten und denen eine Position von Macht und Respekt sicher gewesen war.
Noch darüber standen die Magier. Die Namen von Familien und Häusern waren vertraut, aber sie war zu jung gewesen und zu neu in der Gilde, um irgendwelche von den Magiern persönlich gekannt zu haben. Bis auf einen.
Ferguns Name erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie verspürte eine unbehagliche Mischung aus Abneigung, Mitleid und Schuldgefühlen. Er war ein Opfer des Krieges gewesen. Trotz allem, was er getan hatte, hatte er nicht verdient zu sterben, indem ein sachakanischer Magier alle Energie aus ihm herausriss.
Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass er kein guter Mensch war.
Bei diesem Gedanken verebbten die widerstreitenden Gefühle. Sie verstand, dass es möglich war, bekümmert über die Ungerechtigkeit des Todes einer Person zu sein, auch wenn sie diese Person nicht als guten Menschen in Erinnerung hatte.
Und es ist ein Bleibehaus nach ihm benannt worden. Sie wandte sich ab. Was ihn sicher aus gänzlich anderen Gründen entsetzt hätte, als es mich entsetzt hat.
Wächter Orton führte sie zu einer dunklen, schmalen Tür. Es folgte eine komplizierte Prozedur, in der er sich selbst, den Hauptmann und ihre Besucher identifizierte, und dann ertönten alle möglichen Geräusche, als ein Schließmechanismus bedient wurde. Als die Tür sich öffnete, sah Sonea zu ihrer Erheiterung, dass sie eine Handspanne dick war und aus Eisen gemacht. Sie kamen in einen Raum, dann durchliefen sie die gleiche Prozedur, um durch eine weitere, ebenso robuste Tür zu gehen. Die Besatzung des Forts ging keine Risiken mehr ein.
Ein schmaler, kurvenreicher Gang führte steil nach oben. Die Enden von Rohren, die aus beiden Seiten ragten, ließen darauf schließen, dass irgendetwas in den Raum geschüttet werden konnte. Wasser oder etwas weniger Angenehmes? Körperliche Verteidigungsmaßnahmen würden einen Magier nicht zwangsläufig aufhalten, aber sie konnten Macht verbrauchen oder einen Magier dazu bringen, in seiner Wachsamkeit nachzulassen. Die Flure waren als Labyrinth angelegt, um zu verwirren und die Orientierung zu rauben und fliehenden Bewohnern Zeit zur Flucht zu verschaffen.
Als sie das Ende des Ganges erreicht hatten, hielt Orton inne, um Sonea anzusehen.
»Ich hoffe, Ihr habt Euch nicht darauf verlassen,
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