Sonea - Die Heilerin: Roman
hatte sich aber Sorgen gemacht, dass Achati denken würde, er habe es ungewöhnlich eilig, seinen Vorgesetzten Bericht zu erstatten, obwohl er im Wesentlichen nur erfahren hatte, dass Lagersteine keine Bedrohung darstellten, und der Rest der Informationen sich lediglich auf seine Forschungsarbeiten bezog.
Wie wäre es jetzt?, fragte er sich. Er musste zugeben, der Gedanke gefiel ihm nicht, seine Aufmerksamkeit an einen anderen Ort zu lenken, wenn nur wenige Schritte entfernt ein tödlicher Abgrund lauerte. Der Führer hatte ihnen versichert, dass die Pferde den Weg von allein fanden. Sie kannten den Pfad und waren ebenso erpicht darauf, nicht abzustürzen, wie ihre Reiter es waren. Ich werde einfach darauf vertrauen müssen, dass mein Reittier nicht spürt, dass ich mit meinen Gedanken woanders bin, und mich nur zum Spaß abwirft. Obwohl diese Pferde bisher ein verlässliches, friedliches Temperament an den Tag gelegt hatten, waren ihm in seinem Leben genug andere Tiere begegnet, um den Verdacht zu haben, dass die Spezies als Ganzes einen schelmischen Sinn für Humor hatte und geneigt war, Streiche zu spielen, sobald die Aufmerksamkeit ihres Reiters nachließ.
Er schob sein Widerstreben beiseite, holte Osens Ring aus seiner Robe, streifte ihn über einen Finger und schloss die Augen.
– Osen?
– Dannyl!
– Könnt Ihr frei reden? Ich habe einige Informationen für Euch.
– Wir warten auf den Beginn einer Anhörung, und bis es so weit ist, habe ich ein wenig Zeit. Ich könnte das Gespräch jedoch abrupt beenden müssen.
– Ich werde mich so präzise ausdrücken, wie ich kann.
Dannyl beschrieb seine Begegnung mit den Duna-Sprechern und der Hüterin und berichtete von ihrem Vorschlag.
– Wie interessant.
Osens Erregung war schwach wahrnehmbar wie das Geräusch einer fernen Vibration.
– Ein Stein, der eine Gedankenlesung blockiert und falsche Gedanken übermittelt.
Dannyl verspürte Erheiterung und ein wenig Frustration. Er hatte erwartet, dass der Vorschlag eines Handels mit Duna Osen mehr interessieren würde.
– Wie ich schon sagte, wenn die Ashaki und der sachakanische König dies herausfinden, werden sie …
– Die Anhörung beginnt. Entschuldigt mich, Dannyl. Ich muss gehen. Nehmt bitte den Ring ab.
Dannyl öffnete die Augen, streifte den Ring wieder vom Finger und steckte ihn ein. Zweifel nagte an ihm. Hatte Osen die Bedeutung dessen, was Dannyl ihm erzählt hatte, begriffen? Hatte er das Potenzial erkannt, das ein Handel mit den Duna darstellte? Und wichtiger noch, begriff er die Gefahren eines solchen Unternehmens und der Möglichkeit, dass die Ashaki etwas über die Steine erfahren könnten, die eine Gedankenlesung blockierten?
Ich werde darauf vertrauen müssen, dass er es tut – oder tun wird, wenn er die Gelegenheit bekommt, darüber nachzudenken.
Dannyl verdrängte die Zweifel. Ich wünschte doch, ich könnte dies mit irgendjemandem besprechen, aber ich kann mich nicht einmal Tayend anvertrauen. Nicht jetzt, da er ein elynischer Botschafter ist.
Die einzige Person in Sachaka, mit der er über die Steine hätte sprechen können, war Lorkin, und dieser war weit fort in den Bergen, ein freiwilliger Gefangener der Verräterinnen.
Stimmengewirr erfüllte die Gildehalle, während die Magier darauf warteten, dass die Anhörung begann. Sonea, die vorn an einer Seite der Halle stand, blickte zu den Höheren Magiern empor und bemerkte auf ihren Gesichtern die gleiche Mischung aus Sorge und Ungeduld, die in ihr selbst wuchs.
Wo ist Osen? Warum sind Kallen und Naki noch nicht eingetroffen?
Lilia, die neben ihr stand, schien von der wachsenden Anspannung nichts mitzubekommen. Die junge Frau hatte ihren Blick auf ein anderes Ziel gerichtet. Ihre Miene war traurig und resigniert.
Sie ist in diesen letzten Monaten sehr erwachsen geworden, ging es Sonea durch den Kopf. Die verwirrte, benommene junge Frau, deren Gedanken Sonea nach Lord Leidens Ermordung gelesen hatte, war naiv und kurzsichtig gewesen – wie es eine Person gewiss sein musste, um mit schwarzer Magie zu experimentieren, ohne an die Konsequenzen zu denken.
Um gerecht zu sein, sie war von Feuel benommen und vollkommen vernarrt gewesen. Eins dieser Dinge allein könnte die meisten Novizen zu Dingen verleiten, die sie später bereuen würden.
Lilia war jedoch reifer geworden. Sie hatte gelernt, innezuhalten und zu versuchen, die Auswirkungen ihrer Taten im Voraus abzuschätzen. Sie war weniger vertrauensvoll. Sie hatte eine
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