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Sonea - Die Heilerin: Roman

Titel: Sonea - Die Heilerin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
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an, besorgt darüber, dass das Mädchen Angst haben könnte, aber Lilia beobachtete das Geschehen mit gelassener Eindringlichkeit.
    Nach einem langen Schweigen ließ Kallen Naki mit einem Laut des Abscheus los. Er wandte sich an Osen.
    »Ihr hattet recht. Der Ring verbirgt die wahren Gedanken und Erinnerungen des Trägers.«
    Osen blickte auf den Ring hinab, und seine Lippen verzogen sich in grimmigem Triumph. »Was hat sie verborgen?«
    Kallen holte tief Luft und stieß den Atem wieder aus. »Sie hat tatsächlich schwarze Magie gelernt, bevor sie Lilia begegnet ist – mit Absicht. Sie verübelte die Einschränkungen, die ihr Vater und die Gilde ihr auferlegt hatten, und wollte frei sein zu tun, was immer ihr beliebte.« Seine Miene verdüsterte sich. »Sie hat sich mit Lilia angefreundet und sie dazu verleitet, schwarze Magie zu erlernen, damit sie Leiden töten konnte und ein anderer unter Verdacht geraten würde – außerdem hat sie Lilia Drogen eingeflößt und Blut auf ihre Hände gestrichen, damit sie schuldig wirkte.« Er sah Lilia mitfühlend an, dann richtete er den Blick wieder auf Osen. »Inspiriert hat sie Skellin, den sie bewundert hat, weil er sich so lange einer Gefangennahme entziehen konnte. Die Blockade ihrer Magie war etwas, das sie nicht eingeplant hatte, aber es war einfach, daran vorbeizukommen – ich vermute, dass bei einem Schwarzmagier keine gewöhnliche Blockade wirkt. Dann fand Naki einen Dieb, der bereit war, sie zu lehren, wie man in der Unterwelt überlebte – als Gegenleistung für magische Dienstleistungen.« Kallen drehte sich voller Verachtung zu Naki um. »Er hat ihr Leute gebracht, die niemand vermissen würde, so dass sie deren Kraft nehmen konnte, und er hat dafür gesorgt, dass die Leichen niemals gefunden wurden.«
    Sonea starrte das Mädchen an, während ihre Entrüstung über deren grausame Manipulationen und die Ermordung des eigenen Vaters sich in Entsetzen verwandelte. Wie konnte sie das tun? Menschen töten, die ihr nichts Böses wollten … Naki stand jetzt mit steifem Rücken und vor der Brust verschränkten Armen da, ihre Lippen in mürrischem Trotz verzogen. Alles, damit sie tun konnte, was ihr gefiel.
    »Sonea«, sagte Osen.
    Sie riss den Blick von Naki los und sah ihn an. Er hielt den Ring hoch.
    »Ich möchte, dass Ihr versucht, meine Gedanken zu lesen.«
    Sie blinzelte überrascht, dann verstand sie, als er den Ring wieder überstreifte. Sie trat vor, legte ihm beide Hände an die Schläfen und schloss die Augen.
    Nachdem sie ihren Geist ausgesandt hatte, schlüpfte sie an den Schutzwällen seines Geistes vorbei und suchte nach seinen Gedanken. Sie nahm ein starkes Gefühl seiner Persönlichkeit wahr, aber die wenigen Gedanken, die sie auffing, waren vage und bruchstückhaft. Sie zog ihr Bewusstsein zurück und öffnete die Augen.
    »Das ist … seltsam. Eure Gedanken waren unzusammenhängend, als hättet Ihr Mühe, Euch zu konzentrieren.«
    Er lächelte dünn. »Ich habe an Lorlen gedacht.«
    Sie musterte ihn nachdenklich. Osen hatte den ehemaligen Administrator bewundert und jahrelang mit ihm zusammengearbeitet, und er betrauerte seinen Tod zutiefst. Es bestand keine Chance, dass sie diese Gedanken und die dazugehörigen Gefühle übersehen hätte – nicht ohne irgendeine Art von magischer Einmischung.
    »Ich habe diese Zusammenhanglosigkeit nicht gespürt, als ich zum ersten Mal Nakis Gedanken gelesen habe«, bemerkte Kallen.
    »Ich auch nicht«, erwiderte Sonea und drehte sich zu ihm um. »Vielleicht gibt es irgendeinen Trick oder eine besondere Fähigkeit für die Benutzung des Rings.«
    »Nach dem, was ich erfahren habe, ist genau das der Fall«, erklärte Osen ihnen. Er lächelte, als sie ihn beide ansahen. »Botschafter Dannyl hat mir Bericht erstattet, als ich mich gerade für die Anhörung fertig machte. Er hatte von der Existenz von Steinen erfahren, die das Gedankenlesen blockieren. Da es so viele Ungereimtheiten zwischen dem gab, was Sonea und Kallen in Nakis und Lilias Gedanken gelesen haben, habe ich beschlossen, zu überprüfen, ob eins der Mädchen einen Edelstein trug, bevor wir weitermachten.«
    »Was tun wir jetzt?«, fragte Kallen.
    »Wir beginnen die Anhörung«, sagte Osen, den Blick auf Naki gerichtet. Sie funkelte ihn an. Er wandte sich an Sonea. »Ihr und Lilia kehrt als Erste zurück. Ich werde mit Kallen nachkommen.«
    Sie nickte. Er ging zur Tür, und zu ihrer Überraschung folgte er ihr und Lilia hinaus und schloss die Tür

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