Sonea - Die Heilerin: Roman
einer Schale mit Keksen in der Tür. Offensichtlich hatte sie darauf gewartet, dass die Königin sie rief.
»Ah, meine Lieblingskekse«, sagte die Königin und rieb sich die Hände. Mit einem spitzbübischen Grinsen wandte sie sich Lorkin zu. »Pelaya ist eine fabelhafte Köchin. Sie tut das alles mit Magie.« Als die junge Frau das Tablett in den Raum trug, drehte Zarala sich um, um einen in der Nähe stehenden kleinen Tisch anzustarren. Er erhob sich in die Luft, schwebte auf sie zu und stand kurz darauf vor Lorkin.
Sie mag zu alt und zu müde für Förmlichkeiten sein, überlegte Lorkin, aber ich kann erkennen, warum sie Königin ist. Und ich wette, dass sie noch genauso mächtig und klug ist wie an dem Tag, an dem sie es wurde.
Als Pelaya das Tablett abstellte und Lorkin einen Keks anbot, fragte er sich, wie viel die Königin von seinen Plänen erraten hatte. Er bezweifelte sehr, dass sie glaubte, er sei zufrieden damit, sein ganzes Leben bei den Verräterinnen zu verbringen.
Vielleicht hatte sie ihm sagen wollen, er möge sich jetzt zurückhalten, weil er nach ihrem Tod, wenn Savara ihre Nachfolge antrat, eine bessere Chance auf Erfolg haben würde.
Aber nachdem ich sie jetzt kennengelernt habe und sie wirklich mag, hoffe ich, dass dieser Fall nicht allzu bald eintreten wird.
5 Fragen über Fragen
A ls die Lampen im Innenhof entzündet wurden, ging Sonea auf das seltsamste Gebäude auf dem Gelände der Gilde zu. Die Kuppel war nicht wirklich eine Kuppel, sondern eine Kugel aus massivem Fels, aber ausgehöhlt. Da sie jedoch zum Teil unter der Erde lag, hatte der sichtbare Teil des Gebäudes ein kuppelartiges Aussehen.
Die Kuppel war so alt wie die Gilde selbst. Bevor die Gilde die Arena gebaut hatte – ein von riesigen, gebogenen Pfeilern getragener magischer Schild –, waren die gefährlicheren Kampflektionen in der Kuppel abgehalten worden. Die Benutzung des Gebäudes für diesen Zweck hatte viele Nachteile gehabt. Im Gegensatz zur Arena konnten Zuschauer die darin abgehaltenen Lektionen nicht mitverfolgen. Die dicken Mauern hätten niemals einen starken Angriff überstanden, also mussten alle Übungsschläge maßvoll ausgeführt werden. Die Schläge, die dann doch die Mauern trafen, konnten den Stein aufheizen, so dass es im Innern unerträglich heiß wurde. Und die einzige Möglichkeit, frische Luft hineinzulassen, bestand darin, die einem Stöpsel ähnliche Tür zu öffnen.
Den alten Unterlagen zufolge, die Akkarin gefunden hatte, war der Stöpsel im Laufe der Jahre während des Unterrichts viele Male hinausgeschlagen worden, und einmal hatte er sogar einen gerade vorbeigehenden Diener getötet. Jetzt wurde er mit Magie festgehalten. Zweimal am Tag entfernte man ihn und ließ frische Luft in das Innere der Kuppel, um die alte zu ersetzen. Gleichzeitig wurden Nahrung und Wasser hineingebracht und die Eimer, die als Toilette dienten, geleert.
Sonea konnte nicht umhin, an ihre Erfahrung als eine gefangene wilde Magierin zu denken. Rothen hatte sie in seinen Räumen wohnen lassen und langsam mit Freundlichkeit und Geduld ihr Vertrauen gewonnen, während er sie unterrichtet hatte. Aber Lorandra war keine unwissende junge Frau, die durch Zufall in den Besitz von Magie gelangt war und eine größere Gefahr für sich selbst darstellte als für die Gilde. Sie hatte ihre Kräfte gut unter Kontrolle und sich zusammen mit ihrem Sohn gegen die Gilde verschworen.
Doch ich weiß, wie es ist, in der Kuppel eingesperrt zu sein. Als die Gilde herausgefunden hatte, dass sie schwarze Magie erlernt hatte, hatte man sie für eine Nacht hier eingesperrt und Akkarin in der Arena festgehalten, während die Gilde für ihre Verhandlung zusammengerufen wurde. In der Kuppel war es stickig und drückend. Ich habe dort nur ein paar Stunden verbracht. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es sein muss, monatelang hier festzusitzen.
Sonea holte tief Luft und widerstand dem Drang, sich umzudrehen und in eine andere Richtung zu gehen. Obwohl sie ein gewisses Mitgefühl für Lorandra empfand, widerstrebte es ihr stets, die Frau zu besuchen. Skellins Mutter hatte niemals ein Wort gesagt, und sie verströmte Hass und Furcht. Mit dem Hass der Frau konnte sie leben. Es war der kompromisslose Hass einer Mutter auf jene, die ihrem Sohn schaden wollten, und nachdem sie dieses Gefühl selbst erlebt hatte, fand Sonea, dass es nachvollziehbar war.
Nein, es war die Furcht, die Sonea zu schaffen machte. Sie war es gewohnt, dass Menschen
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