Sonea - Die Hueterin
einiger Geschicklichkeit benutzen zu können.«
»Oh, sie ist ganz anders, als du warst«, pflichtete Cery ihr grinsend bei. »Du magst vor all jenen Jahren vielleicht den Wunsch gehabt haben, den einen oder anderen Dieb zu töten, aber du bist nie so weit gegangen, sie zu jagen und... oder...« Er wandte den Blick ab, und seine Miene war plötzlich grimmig.
... oder ihre Familien zu töten,
beendete sie seinen Satz im Stillen, und abermals verspürte sie Mitgefühl. »Ich muss darüber nachdenken, aber ich werde wahrscheinlich die Gilde informieren und es ihr überlassen müssen, nach der wilden Magierin zu suchen.«
»Nein!«, protestierte er. »Sie werden es einfach verpfuschen, wie sie es bei dir gemacht haben.«
»Oder sie werden sich das, was sie aus jener Erfahrung gelernt haben, zu Herzen nehmen und diesen Fall anders angehen.«
Er runzelte finster die Stirn.
»Ganz
anders, hoffe ich.«
»Bist du bereit, mit ihnen zusammenzuarbeiten?«, fragte sie, suchte seinen Blick und hielt ihm stand.
Er verzog das Gesicht, dann seufzte er. »Vielleicht. Ja. Ich schätze, ich muss es tun. Ich habe keine große Wahl, oder?«
»Eigentlich nicht. Sag mir, wie sie sich mit dir in Verbindung setzen können.«
Cery seufzte. »Könntest du... darüber schlafen, bevor du es irgendjemandem erzählst?«
Sie lächelte. »In Ordnung. Ich werde mich vor der heutigen Nachtschicht entscheiden. Du wirst entweder von mir hören, oder die Gilde wird an deine Tür klopfen.«
Die Augen des Küchensklaven waren rund geworden, sobald er den Raum betreten und die Leiche entdeckt hatte, und während Dannyls gesamtem Verhör waren sie so groß geblieben. Doch er hatte gelassen und ohne Zögern geantwortet.
»Wann hast du Tyvara zum letzten Mal gesehen?«, fragte Dannyl.
»Gestern Abend. Ich bin im Flur an ihr vorbeigegangen. Sie war auf dem Weg zu diesen Räumen.« »Hat sie etwas gesagt?« »Nein.«
»Wirkte sie irgendwie anders als sonst? Vielleicht nervös?«
»Nein.« Der Sklave hielt inne. »Sie wirkte wütend, denke ich. Es war dunkel.«
Dannyl nickte und registrierte die kleine Einzelheit. Er hatte inzwischen eine recht ansehnliche Liste von Details, aber andererseits befragte er nun schon seit einigen Stunden die Sklaven.
»Du sagtest, sie und Riva hätten einander gekannt. Hast du sie jemals streiten sehen? Ist dir etwas Merkwürdiges zwischen den beiden Frauen aufgefallen?«
»Sie haben sich gestritten, ja. Tyvara hat Riva oft gesagt, was sie tun solle. Riva hat das nicht gefallen. Tyvara hatte kein Recht dazu. Aber«, der Mann zuckte die Achseln, »es kommt vor.«
»Dass einige Sklaven andere herumkommandieren?« Der Mann nickte. »Ja.«
»Hast du sie gestern irgendwann streiten sehen oder hören?«
Der Mann öffnete den Mund zu einer Antwort, hielt jedoch inne, als es leise an der Tür klopfte. Dannyl blickte auf. Der Sklave, der stets die Tür des Gildehauses öffnete, stand nervös im Eingang. Im nächsten Moment warf der Mann sich auf den Boden.
»Du darfst dich erheben. Was hast du mir zu sagen?«, fragte Dannyl.
»Ashaki Achati ist soeben eingetroffen.« Der Sklave rang die Hände, wie er es seit Dannyls Rückkehr ins Gildehaus jedes Mal getan hatte, wenn Dannyl ihn sah.
Dannyl wandte sich an den Küchensklaven, den er gerade befragt hatte. »Du darfst gehen.«
Beide Sklaven huschten davon, während Dannyl sich erhob und sein Notizbuch ins Gewand steckte. Er sah sich in Lorkins Räumen um, dann verließ er sie und machte sich auf den Weg in den Hauptraum. Er kam gerade rechtzeitig, um Achati zu begrüßen.
»Willkommen, Ashaki Achati«, sagte er.
»Botschafter Dannyl«, erwiderte Achati. »Ich fürchte, Euer Sklave hat einige Zeit gebraucht, um mich aufzuspüren. Was ist passiert? Er wollte mir nicht mehr erzählen, als dass es dringend sei.«
Dannyl bedeutete Achati, ihm zu folgen. »Kommt mit, und ich werde es Euch zeigen.«
Der Sachakaner folgte Dannyl durch das Gildehaus, und zu Dannyls Erleichterung schwieg er. Die späte Stunde und das langwierige Verhör der Sklaven forderten ihren Tribut.
Aber es ist noch viel zu tun. Ich werde noch eine Weile auf Schlaf verzichten müssen.
Er zog ein wenig Magie in sich hinein und benutzte sie, um die Müdigkeit zu lindern.
Ich schätze, ich werde das in den kommenden Tagen noch einige Male tun müssen.
Sie erreichten Lorkins Räume. Dannyl führte Achati hinein und weiter zur Tür des Schlafzimmers. Die Lampen waren heruntergebrannt, aber der Anblick
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