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Sonea - Die Hueterin

Sonea - Die Hueterin

Titel: Sonea - Die Hueterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
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irgendjemand dumm sei zu denken, ein einziger Mann könne etwas so Schweres und Großes von der Stelle bekommen.«
    »Was habt Ihr danach getan?«, fragte Osen.
    Jawen verzog das Gesicht. »Ich verließ den Raum und machte mich wieder an die Arbeit. Ich brauchte Zeit, um darüber nachzudenken, was ich tun sollte. Einige Stunden später kam ich zu dem Schluss, dass ich Lady Vinara mitteilen müsse, was ich gehört hatte.«
    »Das ist alles, was Ihr gehört habt?«
    »Ja.«
    »Dann soll uns das für den Augenblick genügen.« Als der Mann zu seinem früheren Platz zurückkehrte, wandte Osen sich der jungen Heilerin zu. »Lady Talie, tretet bitte vor.«
    Sie gehorchte. Ihr Mund war zu einer dünnen Linie zusammengepresst, und zwischen ihren Augenbrauen stand eine Falte.
    »Erklärt uns bitte, was Lord Jawen da mitangehört hat.«
    Talie holte tief Luft und stieß den Atem wieder aus, bevor sie antwortete. »Er hat das Wesentliche verstanden«, erklärte sie. »Ich habe tatsächlich gewissermaßen eine Kiste transportiert, die vermutlich voller illegaler Waren war - obwohl ich das nicht mit Bestimmtheit weiß. Als Lord Jawen mich belauschte, machte ich mir Sorgen, ob das bedeutete, dass ich gegen eine Regel oder ein Gesetz verstoßen hatte, und fragte eine Freundin nach ihrer Meinung.«
    »Wie seid Ihr in eine Situation gelangt, in der Ihr die Legalität Eures Tuns hinterfragen musstet?«
    Sie blickte zu Boden. »Ich wurde überlistet. Nun, nicht überlistet... aber ich hatte das Gefühl, als könnte ich nicht nein sagen.« Sie schüttelte den Kopf. »Was ich meine, ist, dass jemand, von dem ich wünschte, ich würde ihn nicht kennen, mich an den Ort brachte, an dem die Kisten waren; er hatte gesagt, jemand sei verletzt und brauche meine Hilfe. Er hat nicht wirklich gelogen. Es war tatsächlich jemand verletzt. Eine der Kisten war auf einen Mann gefallen, und sein Oberschenkelknochen war zerquetscht worden. Ich musste die Kiste von ihm herunterheben, damit ich ihn heilen konnte. Sobald ich das getan hatte, brachten sie mich wieder nach Hause.«
    Ein Stich des Mitgefühls durchzuckte Sonea. Die junge Frau hätte den verletzten Mann unmöglich sich selbst überlassen können. Natürlich hätte sie erst gar nicht mit dem Schmuggler mitgehen dürfen, aber sie war nicht aufgefordert worden, etwas Kriminelles zu tun.
Doch obwohl das Heilen kein kriminelles Tun ist, könnte das Bewegen einer Kiste mit illegalen Waren als ein solches betrachtet werden.
    »Eure einzige Tat bestand also darin, eine Kiste zu versetzen und einen Mann zu heilen?«, hakte Osen nach.
    »Ja.«
    »Und Ihr wisst nicht mit Bestimmtheit, ob die Waren darin illegal waren.«
    Sie verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Habt Ihr eine Entlohnung für Eure Hilfe bekommen?«
    »Er versuchte, mir etwas zu geben, aber ich habe mich geweigert, es zu nehmen.«
    »Ist das alles, was Ihr uns sagen könnt?«
    Sie hielt inne, dann warf sie Lady Vinara einen unsicheren Blick zu. »Ich hätte diesen Mann auf jeden Fall geheilt. Und die Kiste von ihm heruntergenommen. Ich hätte ihn nicht so liegen lassen können.«
    Osen nickte, dann wandte er sich an die Höheren Magier. »Habt Ihr irgendwelche Fragen an Lady Talie oder Lord Jawen?«
    »Ich habe eine Frage an Lady Talie. Hat dieser Mann Euch schon früher um Gefälligkeiten oder Dienstleistungen gebeten?«, meldete Lord Garrel sich zu Wort.
    »Nein.«
    »In welcher Verbindung steht Ihr dann zu ihm?«
    Talie sah Osen an und biss sich auf die Unterlippe. »Er hat für meine Familie gearbeitet und ihr gelegentlich Gefälligkeiten erwiesen, was allerdings Jahre zurückliegt. Es war, bevor irgendjemand wusste, dass er in illegale Geschäfte verstrickt war.«
    »Könntet Ihr jemanden zu dem Gebäude bringen, in dem diese Waren gelagert wurden?«
    »Nein. Er hat dafür gesorgt, dass die Fenster der Kutsche verhängt waren. Als wir ankamen, befand sich die Kutsche in einem großen Raum. Und selbst wenn ich wüsste, wo es war, ich bezweifle, dass die Waren noch dort sind.«
    Bei dieser Bemerkung musste Sonea lächeln. Die junge Heilerin hatte wahrscheinlich recht. Aber indem sie das sagte, hatte sie auch angedeutet, dass sie mehr über Schmuggelgeschäfte wusste, als eine Magierin aus einem der Häuser wissen sollte.
    Es kamen keine weiteren Fragen, daher schickte Osen Lord Jawen und Lady Talie aus der Halle. Als sie fort waren, stieß Lord Telano einen Seufzer aus.
    »Das ist doch lächerlich«, sagte er. »Sie

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