Sonea - Die Hueterin
»Danke.«
»Wenn du zum Gildebotschafter zurückkehren willst, können wir dich seinem sicheren Schutz überstellen. Ich kann auch veranlassen, dass Führer dich an die kyralische Grenze bringen. Was würdest du vorziehen?«
»Noch einmal danke«, erwiderte Lorkin. »Ich bin mir darüber im Klaren, dass es eine Verhandlung geben wird, bei der Tyvaras Tun beurteilt werden wird, und ich würde wenn möglich gern zu ihrer Verteidigung aussagen.«
Savara zog die Augenbrauen hoch, und ein überraschtes Raunen ging durch die Reihen der Versammelten.
»Das würde bedeuten, dass man ihn ins Sanktuarium bringen müsste«, bemerkte jemand.
»Die Königin würde dem niemals zustimmen.«
»Es sei denn, wir halten die Verhandlung außerhalb des Sanktuariums ab.«
»Nein, das wäre zu gefährlich. Sollte es einen Hinterhalt geben, würden wir zu viele wertvolle Leute verlieren.«
»Niemand wird uns in einen Hinterhalt locken«, sagte Savara entschieden.
Sie drehte sich zu ihren Leuten um, und diese verfielen in Schweigen. Nachdem sie sich wieder Lorkin zugewandt hatte, musterte sie ihn nachdenklich. »Was du dir vorgenommen hast, ist bewundernswert. Ich werde darüber nachdenken. Wie viel weiß die Gilde über uns?«
Lorkin schüttelte den Kopf. »Überhaupt nichts. Nun, zumindest haben sie von mir nichts erfahren. Ich habe mich mit niemandem dort in Verbindung gesetzt.«
»Und was ist mit dem anderen Gildemagier hier?«
Er runzelte die Stirn. »Botschafter Dannyl?«
»Ja. Er ist euch gefolgt, seit ihr Arvice verlassen habt. Zusammen mit einem sehr mächtigen sachakanischen Ashaki.«
»Ich hatte auch keine Verbindung zu Dannyl«, erwiderte Lorkin mit fester Stimme. »Aber es überrascht mich nicht, dass er nach mir sucht. Er ist klug, und es ist unwahrscheinlich, dass er aufgeben wird.« Er hielt inne, während ihm die Wahrheit seiner Worte bewusst wurde. War Dannyl scharfsinnig und entschlossen genug, um ihm bis zum Sanktuarium zu folgen? »Wenn er mich bisher nicht aus den Augen verloren hat, dann geschah es ohne mein Zutun.«
»Aber zweifellos mit reichlich Hilfe von Verräterinnen«, murrte Tyvara.
Savara sah sie an. »Du hast den wahrscheinlichen Preis für das Betreten der Stadt erläutert?«
Tyvara zögerte kurz, dann wandte sie den Blick ab. »Nein. Ich hatte gehofft, dass wir eine Möglichkeit finden würden, das zu umgehen.«
Die Sprecherin runzelte die Stirn, dann seufzte sie und nickte. »Ich werde sehen, was ich tun kann. Ruht euch aus und esst.«
Daraufhin zerstreute sich die Gruppe; einige der Leute gingen in die Hütten, andere setzten sich auf grobe, schmale Holzbänke, die er für einen primitiven Zaun gehalten hatte. Er, Chari und Tyvara gingen zu einer der Bänke und streiften ihre Bündel ab. Eine junge, wie eine Sklavin gekleidete Frau brachte ihnen kleine, mit Beeren gebackene Kuchen. Als er ihr dankte, lächelte sie.
»Lorkin«, sagte Tyvara.
Er wandte sich zu ihr um. »Ja?«
»Du solltest Savaras Angebot annehmen. Kehr nach Kyralia zurück.«
»Nicht nach Arvice?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich... ich vertraue der anderen Partei nicht. Sie könnten abermals versuchen, dich zu töten.«
»Und wie willst du beweisen, dass sie es schon einmal versucht haben?«
Sie presste die Lippen zusammen. »Ich werde ihnen erlauben, meine Gedanken zu lesen.«
Er hörte, wie Chari scharf die Luft einsog. »Das kannst du nicht tun«, zischte sie. »Du hast es versprochen...« Sie sah Lorkin an, dann biss sie sich auf die Unterlippe.
Tyvara seufzte. »Wir werden eine Möglichkeit finden, es zu vermeiden«, sagte sie zu Chari. An Lorkin gewandt, fügte sie hinzu: »Der Preis, von dem Savara gesprochen hat... Wenn du ins Sanktuarium kommst, besteht die Möglichkeit, dass man dir nicht gestatten wird, wieder fortzugehen. Wärst du bereit, den Rest deines Lebens dort zu bleiben?«
Er starrte sie ungläubig an.
Den Rest seines Lebens? Niemals Mutter oder Rothen oder seine Freunde wiedersehen?
»Du hast es ihm nicht gesagt?«, fragte Chari, und ihre Stimme klang schockiert und ungläubig.
Tyvara wandte sich errötend ab. »Nein. Ich konnte ihn nicht nach Arvice zurückschicken. Irgendjemand hätte versucht, ihn zu töten. Ich wusste, sobald ich jemanden von unserer Partei fand, würde er in Sicherheit sein.« »Partei?«
»Lorkin hat den Ausdruck verwendet. Ich spreche von jenen von uns, die der gleichen Meinung sind wie die Königin und Savara, was die... meisten Dinge betrifft.«
Chari nickte.
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