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Sonea - Die Hueterin

Sonea - Die Hueterin

Titel: Sonea - Die Hueterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
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dann trat er beiseite. Im Eingang stand ein untersetzter, massiger Mann, der schon seit Jahren für Cery arbeitete.
    »Ein Bote ist hier, um mit dir zu sprechen«, sagte er. »Von Skellin.«
    Cery nickte. »Schick ihn herein.«
    Gol nahm links von Cery Aufstellung, die Arme in seiner typischen beschützenden Pose über der Brust verschränkt. Anyi kniff die Augen zusammen, dann ging sie an Cery vorbei, um rechts von ihm Position zu beziehen. Als er sie ansah, erwiderte sie seinen Blick voller Trotz und forderte ihn heraus, ihr Tun infrage zu stellen. Er erstickte ein Lachen.
    »Habe ich gesagt, der Unterricht sei vorüber?«, fragte er und blickte zwischen ihr und Gol hin und her. Sein Leibwächter blinzelte, dann sah er Anyi an. »Zurück an die Arbeit«, befahl Cery.
    Er beobachtete, wie sie dorthin zurückkehrten, wo sie geübt hatten. Gol sagte etwas, worauf Anyi die Achseln zuckte und dann in Kampfstellung ging.
Gut,
dachte Cery.
Falls Skellins Bote berichtet, dass ich einen neuen, weiblichen Leibwächter habe, kann er geradeso gut auch über ihre Fähigkeiten Bericht erstatten. Ich kann sie nicht für immer verstecken. Wenn irgendjemand mitbekommt, dass ich jemanden versteckt halte, wird er annehmen, dass es einen Grund dafür gibt, und anfangen, Fragen zu stellen.
    Trotzdem kribbelte seine Haut, als eine Gestalt in die Tür trat. Es war eine Sache zu wissen, dass geliebte Menschen in Gefahr waren, weil man war, wer man war, aber eine ganze andere, sie tatsächlich in eine Position zu bringen, in der beträchtliche Gefahr herrschte.
    Skellins Bote war hager und hochgewachsen und hielt sich mit der ständigen Gespanntheit eines Läufers. Er sah Cery in die Augen und nickte höflich. Dann wanderte sein Blick zu Gol und Anyi, wobei Letztere gerade zu einem Angriff losgesprungen war. Gol konterte geschickt, aber sie brachte sich anmutig außer Reichweite.
    Wie Cery erwartet hatte, leuchtete in den Augen des Boten ein Funke Interesse auf, aber in seiner Miene stand mehr als nur professionelle Einschätzung. Plötzlich bedauerte Cery, dass er Anyi und Gol aufgetragen hatte, an die Arbeit zurückzukehren. Es kostete ihn große Anstrengung, einen gelassenen Gesichtsausdruck und eine entspannte Haltung beizubehalten.
    »Du hast eine Nachricht für mich?«, fragte er.
    »Du bist Cery von der Nordseite?«, fragte der Mann zurück, obwohl in seiner Stimme kein Zweifel lag. Es war eine Formalität.
    »Ja.«
    »Skellin hat mir aufgetragen, dir mitzuteilen, dass er die Beute gefunden hat und eine Falle stellen will. Wenn du heute Abend bei Sonnenuntergang deine Freunde in die alte Schlachterei in der Inneren Westseite bringst, können sie ihr neues Schoß tier in Besitz nehmen.«
    Cery nickte. »Danke. Wir werden dort sein. Du kannst gehen.«
    Der Mann machte eine leichte Verbeugung, dann verließ er den Raum. Gol ging zur Tür und schloss sie, bevor er sich umdrehte und Cery ernst betrachtete. »Du hast nur wenige Stunden Zeit.«
    »Ich weiß.« Cery runzelte die Stirn. »Und meine Freundin wird noch nicht an ihrem Arbeitsplatz sein.«
    »Sie werden von dort eine Nachricht an die Gilde schicken.«
    »Die Gilde?«, wiederholte Anyi. Sie sah Cery durchdringend an. »Was geht hier vor? Ist das die Angelegenheit, von der du mir noch nichts erzählen konntest?«
    Cery und Gol tauschten einen Blick. Der Leibwächter nickte knapp.
    Sie hatten seit dem Treffen mit Skellin darüber gesprochen, wann sie Anyi einweihen sollten. Wenn sie ihr von der wilden Magierin erzählten - insbesondere, dass sie vermuteten, sie sei der Jäger der Diebe und die Mörderin seiner Familie -, würde sie mitkommen und zusehen wollen, wie die Frau gefangen wurde. Wenn er ihr befahl zurückzubleiben, würde sie ihm wahrscheinlich zuwiderhandeln und akzeptieren, dass er sie später dafür bestrafte.
    Sie hatte es sich keineswegs zur Gewohnheit gemacht, ihm zu trotzen, aber bei etwas so Großem würde sie es tun. Er an ihrer Stelle würde es jedenfalls. Er konnte ihr einfach nicht von der wilden Magierin erzählen, aber es bestand trotzdem die Möglichkeit, dass sie sich davonschleichen und ihm folgen würde, nur um es herauszufinden. Und wiederum, es war das, was er selbst getan hätte.
    Also waren er und Gol zu dem Schluss gekommen, dass ihnen nichts anderes übrig blieb, als sie bei der Gefangennahme der wilden Magierin einzubeziehen, indem sie ihr eine relativ ungefährliche Aufgabe zuwiesen. Einmal mehr würde sie eine seiner Schattenwachen sein.

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