Sonea - Die Hueterin
dich natürlich auf meinen Vater«, erwiderte er. »Mir wurde gesagt, dass Verräterinnen sich bereitfanden, ihn schwarze Magie im Gegenzug für heilende Magie zu lehren?«
Die sieben Frauen runzelten die Stirn.
»Schwarze Magie?«, wiederholte Riaya.
»Höhere Magie«, erklärte Lorkin.
»Dann entspricht das der Wahrheit«, sagte Riaya.
Lorkin schüttelte den Kopf. »Einzig die Höheren Magier der Gilde hätten mit Erlaubnis der Häupter der Verbündeten Länder diese Entscheidung treffen können. Das Heilen ist ein zu großes Geheimnis. Mein Vater hatte kein Recht, es anzubieten.«
Die Frauen begann plötzlich alle durcheinanderzureden, aber obwohl Lorkin nicht verstehen konnte, was jede einzelne von ihnen sagte, war die allgemeine Meinung klar. Sie waren wütend, aber auch verwirrt.
»Warum sollte er dann das Versprechen geben? Hatte er die Absicht, sein Wort zu brechen?«
»Es ist offenkundig, warum er getan hat, was er tat«, antwortete Lorkin. »Er war -«
Aber Kalia und die Frau neben ihr redeten noch immer - nach den Wortfetzen, die er auffing, stimmten sie einander darin zu, dass man Kyraliern nicht trauen könne.
»Lasst ihn sprechen«, befahl Riaya, deren Stimme die der anderen übertönte. Die beiden Frauen schwiegen. Kalia verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn hochmütig an.
»Mein Vater war verzweifelt«, rief Lorkin ihnen ins Gedächtnis. »Er war viele Jahre lang ein Sklave gewesen. Er wusste, dass sein Land in Gefahr war. Wahrscheinlich fand er, dass seine persönliche Ehre ein geringer Preis für die Sicherheit seines Landes war. Und wenn ihr jahrelang... ein Sklave gewesen wärt, wie viel Würde wäre euch dann noch verblieben?«
Er brach ab, als er begriff, dass er zu viel Gefühl in seine Worte gelegt hatte. »Ich habe eine Frage an euch«, sagte er.
»Du hast uns keine Fragen zu stellen«, höhnte Kalia. »Du musst warten, bis -«
»Ich würde seine Frage gern hören«, unterbrach Savara. »Stimmt mir irgendjemand zu?«
Die übrigen Frauen zögerten kurz, dann nickten sie.
»Sprich weiter, Lorkin«, forderte Riaya ihn auf.
»Man hat mir berichtet, euer Volk habe gewusst, dass mein Vater eine Zeit lang ein Sklave war, bevor ihr ihm diesen Handel angeboten habt. Warum habt ihr gewartet, bis es für euch vorteilhaft war, bevor ihr ihm eure Hilfe angeboten habt? Warum habt ihr einen so hohen Preis für diese Hilfe verlangt, obwohl ihr eure eigenen Leute doch ständig vor einer Tyrannei dieser Art rettet?«
Seine letzten Worte gingen in Protestrufen unter.
»Wie kannst du es wagen, unsere Großzügigkeit in Zweifel zu ziehen?«, schrie Kalia.
»Er war ein Mann und ein Fremdländer!«, rief eine andere.
»Die einzige Tochter der Königin ist seinetwegen gestorben!«
»Und Hunderte weitere hätten gerettet werden können, hätte er sein Wort gehalten.«
Sein Blick wanderte über ihre wütenden Gesichter, und plötzlich bedauerte er seine Worte. Er musste diese Frauen bezaubern und umgarnen, statt sie gegen sich aufzubringen. Aber dann begegnete er Savaras Blick. Er sah sie anerkennend nicken.
»Wirst du uns geben, was dein Vater versprochen hat?«, verlangte Kalia zu erfahren.
Sofort wurden die Frauen still. Sie starrten ihn eindringlich an.
Sie wollen die Heilkunst unbedingt,
dachte er.
Und warum auch nicht? Das Verlangen, geschützt zu sein vor Verletzungen und Krankheiten, ist sehr mächtig. Aber sie begreifen nicht, wie mächtig das Wissen wirklich ist. Welchen Vorteil es einem über einen Feind gibt. Dass es ebenso gut dazu benutzt werden kann, Schaden anzurichten.
»Ich bin nicht befugt, das zu tun«, antwortete er ihnen. »Aber ich bin bereit, euch zu helfen, dieses Wissen zu erwerben, indem ich mit der Gilde und den Verbündeten Ländern einen Austausch aushandele.«
»Einen Austausch?« Riaya runzelte die Stirn. »Wofür?«
»Für etwas von gleichem Wert.«
»Wir haben euch höhere Magie gegeben!«, rief Kalia.
»Ihr habt meinem Vater schwarze Magie gegeben«, stellte Lorkin fest. »Sie ist weder neu für die Gilde, noch würde man sie als angemessene Gegenleistung für die Heilkunst ansehen.«
Lorkin hatte daraufhin mehr Proteste erwartet, aber die Frauen waren in nachdenkliches Schweigen verfallen. Savara musterte ihn mit schmalen Augen. War das Argwohn, den er darin las?
»Was haben wir, das als gleichwertig betrachtet werden würde?«, fragte Riaya.
Er zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Ich bin gerade erst hier angekommen.«
Kalia stieß
Weitere Kostenlose Bücher