Sonea - Die Hueterin
einen lauten Seufzer aus. »Es hat keinen Sinn, Zeit und Energie auf Fantasien über Geschäfte und Bündnisse zu verschwenden. Der Standort des Sanktuariums ist ein Geheimnis. Wir dulden kein Kommen und Gehen von Fremdländern, sei es zu Zwecken des Handels oder zu anderen Zwecken.«
Riaya nickte. Sie sah zuerst die Frauen an, dann Lorkin. »Wir sind noch nicht in einer Position, um über solche Dinge nachzudenken. Hat Savara dich gewarnt, dass man dir nicht gestatten würde, wieder fortzugehen, wenn du das Sanktuarium betrittst?«
»Das hat sie getan.«
Sie wandte sich an die Sprecherinnen. »Sieht eine von euch einen Grund dafür, warum dieses Gesetz nicht auf Lorkin angewandt werden sollte?«
Alle Frauen schüttelten den Kopf. Selbst Savara, wie er bemerkte. Ihm wurde flau im Magen.
»Akzeptierst du das?«, fragte Riaya ihn.
Er nickte. »Ja.«
»Dann bist du jetzt den Gesetzen des Sanktuariums Untertan. Also solltest du besser herausfinden, wie sie aussehen, und ihnen den geziemenden Respekt erweisen. Diese Versammlung ist vorüber.« Riaya sah Savara an. »Da du ihn mitgebracht hast, fällt es in deine Verantwortung sicherzustellen, dass er gehorsam und nützlich ist.«
Savara nickte, dann stand sie auf und bedeutete ihm, ihr zu folgen. Als sie den Raum verließen, stieg in Lorkin eine seltsame Schwermut auf. Er hatte gewusst, dass es einen Preis haben würde, Savara ins Sanktuarium zu folgen. Obwohl er bereit war, ihn zu akzeptieren, rebellierte ein Teil von ihm trotzdem dagegen.
Und dann fiel ihm wieder ein, was Riaya gesagt hatte.
»Wir sind noch nicht in einer Position, um über solche Dinge nachzudenken.«
Noch nicht. Das bedeutete nicht »niemals«. Es könnte Jahre dauern, bis sie genug Kraft und Mut hatten, um sich über ihre Berge hinauszuwagen, aber sie würden es tun müssen, wenn sie wollten, was die Verbündeten Länder zu bieten hatten.
Obwohl sie die Edelsteinmagie von den Duna-Stämmen gestohlen haben,
durchzuckte es ihn.
Dann sollte ich besser gut achtgeben, dass sie nicht versuchen, etwas Ahnliches mit mir zu machen.
Anyi streckte die Hand aus, um das feine Leder des Kutschensitzes zu streicheln, dann strich sie über die goldenen Einlegearbeiten, die in den hölzernen Sockel der Sitzbank eingelassen waren. Als Cery auf den Boden sah, stellte er erheitert fest, dass auch dort das Symbol der Gilde - ein Y in einem Diamanten - zu erkennen war, diesmal in verschiedenfarbigem Holz ausgeführt.
»Wir sind da«, erklärte Gol mit großen Augen.
Cery schaute aus dem Fenster. Die Tore der Gilde schwangen auf. Die Kutsche verlangsamte ihr Tempo, als sie hindurchglitt, dann beschleunigte sie wieder, um sie zum Vordereingang der Universität zu bringen. Vor der Treppe hielt sie an, und der Fahrer sprang hinab, um ihnen die Tür zu öffnen. Als Cery ausstieg, tauchte aus dem Gebäude eine Gestalt in schwarzen Roben auf.
»Cery von der Nordseite«, sagte Sonea und grinste ihn an.
»Schwarzmagierin Sonea«, erwiderte er und machte eine übertriebene Verbeugung. Um seine Augen bildeten sich winzige Falten der Erheiterung. »Das ist Anyi«, fuhr er fort. »Und Gol kennst du bereits.«
Sonea nickte seiner Tochter zu. »Mir war nicht bewusst, dass du
die
Anyi bist«, murmelte sie. »Aber andererseits habe ich dich nicht mehr gesehen, seit du mir nur bis zu den Knien gereicht hast.«
Anyi verneigte sich. »Lasst uns das nicht weiter erörtern«, sagte sie. »Ich bin Cerys Leibwächterin, mehr nicht.«
»Und das ist alles, was die Gilde erfahren wird«, versicherte Sonea ihnen. Dann blickte sie zu Gol auf. »Du bist seit neulich nicht größer geworden, wie ich mit Freude feststelle.«
Der Mann machte eine hastige Verbeugung. Er öffnete den Mund und schloss ihn wieder, eindeutig zu überwältigt von seiner Umgebung, um sich auf eine witzige Antwort zu besinnen.
»Kommt herein.« Sonea machte ihnen ein Zeichen und stieg die Treppe empor. »Alle freuen sich schon darauf, eure Geschichten zu hören.«
Als Cery ihren trockenen Tonfall bemerkte, sah er sie forschend an. Als sie ihn in die Gilde gerufen hatte, um die wilde Magierin zu identifizieren, war er gleichzeitig erfreut und entsetzt gewesen, aber sie hatte ihm versichert, dass sie ihn lediglich als einen alten Freund bezeichnet hatte. Es bestand die Möglichkeit, dass einige der älteren Magier ihn aus der Zeit vor zwanzig Jahren erkennen würden und dass sie wussten, dass er ein Dieb geworden war. Eine Identifikation könnte die Dinge
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