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Sonea - Die Hueterin

Sonea - Die Hueterin

Titel: Sonea - Die Hueterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
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Außerdem mussten sie entscheiden, wie ernst die Krankheit oder Verletzung war, und den Patienten an einen Heiler mit der entsprechenden Erfahrung und dem notwendigen Wissen weiterleiten. Schon bald klagten Heiler darüber, dass sie ihre Zeit damit verbrächten, Leute hin und her zu schicken, statt sie zu heilen. Sie versuchten, die Aufgabe Novizen zu übertragen, aber die neuen Novizen waren entweder zu jung oder zu unerfahren, um mit beunruhigten Patienten und ihren Familien fertigzuwerden, und die älteren mussten mehr lernen, als Krankheiten zu diagnostizieren und Leute hin und her zu schaffen.
    Es war Lady Vinaras Idee gewesen, in den Häusern nach Freiwilligen für die Hospitäler zu suchen. Sonea hatte keine Reaktion darauf erwartet, daher hatte es sie überrascht, als einige Tage später drei Frauen an der Tür erschienen waren. Sie hatte sich binnen kurzem nützliche Aufgaben ausdenken müssen, die für Frauen aus den höheren Klassen nicht zu einfach, aber auch nicht so wichtig waren, dass allzu viele Probleme aufgeworfen oder größere Schäden angerichtet wurden, wenn man ihnen mehr schlecht als recht nachkam.
    Nur eine dieser Frauen war nach jenem ersten Tag ins Hospital zurückgekehrt, aber nach einigen Wochen hatte sie nicht nur bewiesen, dass sie tüchtig war, sie überredete auch bald drei andere Frauen - Freundinnen und Verwandte -, es einmal als »Hospitalhelferinnen« zu versuchen.
    Einige Wochen später waren weitere Helferinnen gekommen. Gerüchte über die ursprünglichen Helferinnen hatten die Runde gemacht, und man fand allenthalben, dass sie Bewunderung für ihre noble Bereitschaft verdienten, zum Wohl der Stadt Zeit zu opfern und ihre persönliche Sicherheit zu riskieren. Plötzlich kam es regelrecht in Mode, in den Hospitälern zu helfen, und es gab eine Flut von Freiwilligen.
    Die Realität der Arbeit dämpfte aber bald vielfach die Begeisterung der Helfer, und die Zahl neuer Freiwilliger sank wieder. Die Helfer, die verblieben, setzten ihre Arbeit in den Hospitälern nicht nur fort, sondern organisierten sich zu Schichten und hielten Versammlungen ab, um über neue oder bessere Möglichkeiten zu sprechen, wie Nichtmagier den Armen und den Heilern helfen konnten.
    »Adrea!«, rief Nikea.
    Die Frau drehte sich um, und als sie Sonea sah, verneigte sie sich tief. »Schwarzmagierin Sonea«, sagte sie.
    »Adrea«, erwiderte Sonea. »Ich nehme heute Abend den Platz von Heiler Draven ein. Gebt mir ein paar Minuten, und dann schickt den ersten herein.«
    Die Frau nickte. Sonea wandte sich wieder dem Flur zu, machte einen Schritt in Richtung des Untersuchungsraums und blieb dann stehen, um Nikea noch einmal anzusehen.
    »Hier gibt es nichts, was spezieller Aufmerksamkeit bedürfte?«, fragte sie und deutete den Flur entlang zu den Patientenräumen.
    Nikea schüttelte den Kopf. »Nichts, womit wir nicht fertigwerden können. Wir kümmern uns zu dritt um die Räume. Alle Patienten haben zu essen bekommen, und die Hälfte von ihnen schläft wahrscheinlich bereits. Ich werde es Euch wissen lassen, wenn sich etwas ergeben sollte.«
    Sonea nickte. Sie trat vor die erste Tür auf der linken Seite und öffnete sie. Der Raum dahinter war groß genug für zwei Stühle, einen verschlossenen Schrank und ein schmales Bett an einer der Wände. Es war dunkel, daher schuf sie eine Lichtkugel und ließ sie in der Mitte des Raums unter der Decke schweben.
    Nachdem sie sich auf einen der Stühle gesetzt hatte, holte sie tief Luft und bereitete sich auf den ersten Patienten vor. Adrea würde einen Gong läuten, wenn jemand kam, der sofort behandelt werden musste. Die Übrigen wurden in den Untersuchungsraum geschickt, wo ein Heiler sie befragte, bevor er sie entweder mit Magie heilte oder mit Medikamenten oder einer kleineren Operation behandelte. Wenn größere Operationen vonnöten waren, baten sie den Patienten, an einem anderen Tag wieder herzukommen.
    Es klopfte an der Tür. Sonea zog ein wenig Magie in sich hinein und sandte sie zur Tür, drehte den Knauf und zog sie nach innen auf. Der Mann auf dem Flur wirkte überrascht, als er niemanden hinter der Tür stehen sah, obwohl er das Hospital bereits einige Male zuvor besucht hatte. Als sie ihn erkannte, hob sich ihre Stimmung sofort.
    »Steinmetz Berrin«, sagte Sonea. »Kommt herein.«
    Als er sie sah, wirkte er erleichtert. Er verneigte sich, schloss die Tür, ging zu dem Stuhl und setzte sich.
    »Ich hatte gehofft, dass Ihr hier sein würdet«, erklärte er.

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