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Sonea - Die Hueterin

Sonea - Die Hueterin

Titel: Sonea - Die Hueterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
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auspeitschen oder hinrichten lassen oder was immer die Sachakaner mit ungehorsamen Sklaven machten.
    Der Flur bog nach links ab und folgte der merkwürdigen runden Form des Herrenzimmers. Dann teilte er sich, und die Sklavin wählte die rechte Abzweigung.
Ich frage mich, warum sie ihre Wände nicht gerade bauen. Ist es leichter, sie so zu konstruieren? Oder schwerer? Ich wette, dadurch entstehen hier und dort seltsame kleine Nischen.
Er streckte die Hand aus, um die glatte Wand zu berühren. Es
hat einen seltsamen Reiz. Keine scharfen Kanten.
Die Sklavin trat abrupt durch eine Tür. Lorkin folgte ihr und blieb in der Mitte eines weiteren, seltsam geformten Raumes stehen.
    Er war beinahe, aber nicht ganz rund. Beleuchtet wurde er von kleinen Lampen, die auf im Raum verteilten Ständern ruhten. Die Wände waren mit Stoffbehängen oder in Nischen eingelassenen Schnitzereien geschmückt. Zwischen den Nischen befanden sich Durchgänge. In der Mitte des Raums standen Hocker und lagen große Polster. Seine Reisetruhe stand neben einem der Durchgänge auf dem Boden. Der Raum dahinter wurde ebenfalls durch Lampen erhellt, und er konnte ein Bett erkennen, das zu seiner Erleichterung nicht anders aussah als ein gewöhnliches kyralisches Bett.
    Die Sklavin blieb neben einer Wand stehen, den Kopf gesenkt und den Blick zu Boden gerichtet.
Wird sie hierbleiben oder gehen? Vielleicht wird sie gehen, sobald ich zu erkennen gegeben habe, dass ich mit den Räumen zufrieden bin.
    »Danke«, sagte er. »Es gefällt mir gut.«
    Sie tat nichts, sagte nichts. Ihr Gesichtsausdruck - das wenige, was er davon sehen konnte - veränderte sich nicht.
    Was wird sie tun, wenn ich ins Schlafzimmer gehe?
Er trat an ihr vorbei in die Schlafkammer und betrachtete das Bett.
Ja, es sieht definitiv aus wie ein normales Bett.
Als er sich umdrehte, sah er, dass sie jetzt an der Wand der Schlafkammer stand, in der gleichen Haltung.
Ich habe nicht mal gehört, dass sie mir gefolgt ist.
    Er konnte sie wahrscheinlich wegschicken, aber als er den Mund öffnete, um zu sprechen, zögerte er.
Ich sollte die Gelegenheit nutzen herauszufinden, wie es zwischen Herren und Sklaven genau zugeht.
1st
sie meine persönliche Dienerin, oder haben verschiedene Diener unterschiedliche Aufgaben?
    »Nun«, begann er, »wie heißt du?«
    »Tyvara«, antwortete sie. Ihre Stimme war unerwartet tief und melodisch.
    »Und was ist deine Rolle hier, Tyvara?«
    Sie zögerte kurz, dann blickte sie auf und lächelte.
So ist es schon besser,
dachte er. Aber als er in ihre Augen blickte, sah er, dass das Lächeln nicht bis dorthin reichte. Die Augen verrieten nichts. Sie waren so dunkel, dass er kaum erkennen konnte, wo die Pupillen begannen und die Farbe endete. Ihn überlief ein Gefühl, das nicht ganz ein kalter Schauder war, noch war es wirklich ein Prickeln der Erregung.
    Sie stieß sich von der Wand ab und kam auf ihn zu. Ihr Blick ruhte auf seiner Brust. Sie streckte eine Hand aus, griff nach der Schärpe seiner Robe und begann sie zu öffnen.
    »Wa-was tust du da?«, fragte er und ergriff ihre Handgelenke, um sie aufzuhalten.
    »Eine meiner Pflichten«, sagte sie stirnrunzelnd und ließ die Schärpe los.
    Sein Herz raste. Sein Körper hatte sich dafür entschieden, sich eher auf die Seite der Erregung zu stellen.
Ich darf hier keine voreiligen Schlüsse ziehen,
ermahnte er sich.
Außerdem ist es beunruhigend genug, von jemandem bedient zu werden, der keine Wahl hat; ich schätze, es wäre noch abstoßender, das Bett mit einer Frau zu teilen, die keine Wahl hat.
Er stellte sich vor, in diese dunklen, leeren Augen zu blicken, und alles Interesse zerstob.
    »Wir Kyralier ziehen es vor, uns selbst auszukleiden«, erklärte er und ließ ihre Hände los.
    Sie nickte und trat zurück, und ihre rätselhaften Augen drückten Verwirrung und Duldung aus.
Besser das als gar nichts.
Nachdem sie sich an die Wand zurückgezogen hatte, nahm sie wieder ihre frühere Haltung ein. Er unterdrückte einen Seufzer.
    »Du darfst gehen«, sagte er zu ihr.
    Sie zögerte einen winzigen Moment, und ihre Augenbrauen zuckten in die Höhe. Dann löste sie sich schnell von der Wand und verschwand durch die Tür. Ihre Schritte waren lautlos.
    Lorkin ging zum Bett hinüber und setzte sich.
    Nun, das war peinlich und unangenehm. Und ein wenig seltsam.
Sie hatte seine Frage nicht beantwortet. Aber andererseits, wenn man eine Sklavin, die in einem Schlafzimmer stand, nach ihrer Rolle befragte, war das vielleicht ein

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