Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonea - Die Hueterin

Sonea - Die Hueterin

Titel: Sonea - Die Hueterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
Vom Netzwerk:
Diese ermöglichten es den Heilern, unbehelligt im Hospital anzukommen und aus der Kutsche zu steigen. Sonea wartete, bis die Wachen ihr zuriefen, dass der Weg frei sei, dann stieg sie aus der Kutsche. Als sie sich den Männern zuwandte, um ihnen zum Dank ein Lächeln zu schenken, verbeugten die beiden Wachen sich. Dann hörte sie, dass die Nebentür des Hospitals geöffnet wurde.
    »... und es wird auch Zeit - oh!«
    Als Sonea sich umdrehte, sah sie Heilerin Ollia, die sie entsetzt anstarrte.
    »Entschuldigung, ähm, Schwarzmagierin Sonea. Ich war... wir waren...«
    »Ich bin diejenige, die sich entschuldigen sollte.« Sonea lächelte. »Ich bin spät dran, weil ich unerwartet für Heiler Draven einspringen muss. Seine Mutter ist plötzlich erkrankt.« Sie trat beiseite und nickte in Richtung Kutsche. »Fahrt nur. Ihr müsst müde sein.«
    »Ähm. Danke.« Errötend eilte Ollia an ihr vorbei und stieg in die Kutsche.
    Sonea wandte sich ab und ging hinein. Im Hospital bildete ein großer Raum voller Vorräte mit einem zentralen Sitzbereich für erschöpfte Heiler und Helfer einen Hort der Ungestörtheit zwischen dem Personaleingang und den öffentlichen Räumen. Auf einem der Stühle saß eine junge Frau in grünen Roben, deren Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln emporzuckten.
    »Guten Abend, Schwarzmagierin Sonea«, begrüßte Nikea sie.
    »Heilerin Nikea«, erwiderte Sonea. Sie mochte Nikea. Die junge Heilerin hatte sich, nicht lange nachdem sie der Gilde beigetreten war, freiwillig gemeldet, um im Hospital auszuhelfen, und ihre Liebe sowohl zum Heilen als auch zum Helfen entdeckt. Ihre Eltern waren Dienstboten in einem der weniger mächtigen Häuser. »Sieht still aus heute Abend.«
    »Mehr oder weniger.« Nikea zuckte die Achseln. »Habe ich richtig gehört? Ihr springt für Heiler Draven ein?« »Ja.«
    Nikea erhob sich. »Dann sollte ich Adrea besser wissen lassen, dass Ihr hier seid.« »Ich werde Euch begleiten.«
    Sonea folgte ihr durch die Tür in den Hauptteil des Hospitals und schloss sie hinter sich mit Magie. Während sie den Flur entlanggingen, lauschte sie auf die Geräusche, die aus den Behandlungsräumen drangen. Schnarrendes Keuchen sagte ihr, dass sich in einem Raum ein Patient mit Atemproblemen befand, und Stöhnen hinter einer anderen Tür deutete auf Schmerzen hin. Alle Räume waren wie immer besetzt - einige sowohl mit einem Patienten als auch den beiden Familienmitgliedern, denen es gestattet war, zu bleiben und bei der Pflege zu helfen.
    Es waren zu wenig Heiler bereit, in den Hospitälern zu arbeiten, um die Vielzahl der Kranken, die sie besuchten, zu behandeln, und selbst mit vereinten Kräften hatten sie nicht genug Macht, um die Nachfrage zu befriedigen. Aber auch wenn alle Heiler der Gilde gezwungen würden, täglich in den Hospitälern zu arbeiten, würde ihre Zahl immer noch nicht ausreichen. Sonea hatte gewusst, dass sie in diesen Häusern mit einem begrenzten Kontingent magischer Heilkraft auskommen müssten.
    Daher hatte sie dafür gesorgt, dass man heilende Magie bei der Behandlung wie eine seltene und machtvolle Medizin einsetzte. Nur jene, die ohne sie nicht überleben würden, wurden mit Magie geheilt. Die Übrigen behandelte man mit Medikamenten und Operationen.
    Dadurch indes war offenbart worden, dass die Heiler der Gilde nicht so viel über nichtmagische Heilung wussten, wie sie gedacht hatten. Diejenigen Heiler, die Sonea bei der Behandlung der Armen unterstützten, hatten begonnen, ihr Wissen auf Gebieten zu erweitern, die lange Zeit vernachlässigt worden waren. Einige Heiler betrachteten das Heilen ohne Magie als primitiv und unnötig, aber Lady Vinara, das Oberhaupt der Heiler, war nicht geneigt, ihnen recht zu geben. Sie schickte Sonea jetzt Novizen, die eine Vorliebe für die heilende Disziplin zeigten, damit sie lernten, wie man nichtmagische Heilung anwandte und warum sie immer noch benötigt wurde.
    Nikea bog in den Hauptflur ein und führte Sonea in den allgemeinen Eingangsraum des Hospitals. Dort ging eine kleine, rundliche Frau mit grauen Strähnen im Haar auf und ab und beobachtete mit vor der Brust verschränkten Armen und strenger Miene die Menschen, die auf Bänken an den Wänden saßen. Sonea verkniff sich ein Lächeln.
    Adrea. Eine unserer ersten nichtmagischen Helferinnen.
    Als die ersten Hospitäler eröffnet worden waren, hatten die Heiler zu viel Zeit damit verbracht, mit allen Besuchern zu reden, um herauszufinden, wer krank war und wer nicht.

Weitere Kostenlose Bücher