Sonea - Die Hueterin
Buch angesehen und sichergestellt hatte, dass Makkin es nicht verkaufte, bevor er mit dem Geld dafür zurückkehren konnte, hatte er einige von ihm kontrollierte Bolhäuser aufgesucht, um mit dem besonderen Buch zu prahlen, das er zu kaufen plane, sobald jemand seine Schuld bei ihm beglich - was wahrscheinlich morgen geschehen würde.
Es könnte eine lange Nacht werden,
dachte Cery, während er vorsichtig die Steifheit aus seinem Bein schüttelte.
Aber wenn alles plangemäß verläuft, werden wir nur eine Nacht hier draußen in der Kälte ausharren müssen. Wir müssen einfach hoffen, dass der Jäger tatsächlich ein Magier ist... und den Hunger nach Wissen hat, den wir bei ihm vermuten... und dass ihm meine Prahlerei heute zu Ohren gekommen ist... und dass er heute Nacht nichts Wichtigeres zu tun hat.
Cery musste zugeben, dass er einzig aufgrund von Gerüchten und Vermutungen handelte. Er könnte sich in etlichen Dingen durchaus irren.
Aber es ist keine so verrückte Idee, dass es sich nicht lohnte, den Versuch zu machen.
Er verlagerte sein Gewicht und streckte das andere Bein aus. In Zeiten wie dieser war ihm nur allzu bewusst, dass er älter wurde. Er konnte nicht mehr mithilfe weniger Steinlücken im Mauerwerk oder einem Seil an Gebäuden hinaufklettern oder gar furchtlos über die Lücken zwischen den Dächern springen. Seine Muskeln wurden in der kalten Luft schnell steif, und es dauerte länger, bis er sich davon erholte.
Und ich habe keine schöne Sachakanerin bei mir, die mich mit ihrer Magie auffängt, sollte das Dach einstürzen.
Erinnerungen blitzten in ihm auf.
Savara.
Rätselhaft. Verführerisch. Gefährlich. Eine begabte Kämpferin. Die Übungskämpfe, die er mit ihr ausgefochten hatte, waren aufregend gewesen und eine Herausforderung, und er hatte mehr als nur eine Handvoll neuer Tricks gelernt. Sie hatte zu viel über das Abkommen gewusst, das er mit dem Hohen Lord Akkarin getroffen hatte, um die sachakanischen Sklaven zu töten, die die Ichani nach Imardin geschickt hatten, damit sie die Schwächen der Gilde erprobten. Aber er hatte auch gespürt, dass er sie nicht leicht würde loswerden können. Dass es besser war, ihr etwas zu tun zu geben, indem er sie denken ließ, sie helfe ihm, ohne ihr zu erlauben, der Wahrheit zu nahe zu kommen.
Das hatte sie ziemlich schnell begriffen.
Und dann war da jene Nacht gewesen, in der sie beobachtet hatten, wie Sonea und Akkarin gegen eine Ichani gekämpft und sie getötet hatten. Während des Kampfes war das Dach unter ihnen eingestürzt, aber Savara hatte seinen Sturz mit Magie gebremst. Und dann waren die Dinge erheblich persönlicher geworden...
Nach der Ichani-Invasion war sie fortgegangen, war zu den Leuten zurückgekehrt, für die sie arbeitete. Er hatte sie nie wiedergesehen, obwohl er sich oft gefragt hatte, wo sie war und ob sie lebte und in Sicherheit war. Höchstwahrscheinlich hatte sie sich wieder und wieder um ihres Volkes willen in gefährliche Situationen begeben, so dass es durchaus möglich war, dass eine davon zu ihrem Tod geführt hatte.
Ich war nie verliebt in sie,
rief er sich ins Gedächtnis.
Ebenso wenig war sie in mich verliebt. Ich habe sie bewundert, sowohl ihren Körper als auch ihren Verstand. Sie hatte in mir einen nützlichen und unterhaltsamen Verbündeten und eine Ablenkung gefunden. Wenn sie geblieben wäre, wären wir nicht...
Ein Geräusch unter ihm holte ihn in die Gegenwart zurück. Cery spähte wieder durch den Ritz zwischen den Dachziegeln und sah zwei Personen die Treppe in den kleinen Raum unter ihm hinaufgehen. Eine erkannte er sofort: Es war Makkin, und er trug eine Lampe. Die andere Person war eine dunkelhäutige Frau.
»Ist es das?«, fragte sie. Ihre Stimme hatte einen seltsamen Akzent und die Heiserkeit des Alters, aber sie bewegte sich mit der Vitalität einer jüngeren Frau.
Der Jäger der Diebe ist eine Frau,
dachte Cery.
Das ist... interessant. Wie es aussieht, bin ich dazu verurteilt, entweder der Verbündete oder die Zielscheibe sehr mächtiger und gefährlicher Frauen zu werden.
»Ja«, antwortete Makkin. »Das ist es. Sie sind dort drin. Aber -«
»Öffne es!«, befahl die Frau.
»Ich kann nicht! Sie haben den Schlüssel mitgenommen. Sie meinten, auf diese Weise könne ich es niemand anderem verkaufen, bevor sie mit dem Geld zurückkommen würden.«
»Was? Du lügst!«
»Nein! Neinneinneinneinnein!« Der Besitzer des Pfandhauses warf die Arme hoch und wich vor ihr zurück. Sein Verhalten war
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