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Sonea - Die Hueterin

Sonea - Die Hueterin

Titel: Sonea - Die Hueterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
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Tyvara -, vielleicht offener wäre, obwohl er sich nicht sicher war, warum er so dachte. Seit jenem ersten Abend hatte sie ihn jedoch nicht wieder bedient. Heute Abend hatte er nichts Wichtiges zu tun, daher bat er die Sklavin, die ihn bediente, sie zu ihm zu bringen.
    Sie denken wahrscheinlich alle, dass ich sie in mein Bett nehmen will,
überlegte er und dachte an ihr Missverständnis an jenem ersten Abend.
Tyvara wird wahrscheinlich das Gleiche vermuten. Ich werde ihr versichern müssen, dass dies nicht meine Absicht ist. Gibt es irgendeine Möglichkeit, wie ich sie dazu ermutigen kann, frei zu sprechen?
    Er schaute sich um, und sein Blick blieb an dem Schrank haften, in dem Wein und Gläser für seine eigene Benutzung oder für eventuelle Gäste bereitstanden. Bevor er den Raum durchqueren konnte, um sie zu holen, sah er eine Bewegung an der Tür. Tyvara kam herein und blieb einige Schritte entfernt stehen, um sich zu Boden zu werfen.
    »Steh auf, Tyvara«, sagte er. Sie erhob sich, hielt den Blick jedoch weiterhin zu Boden gerichtet. Ihr Gesicht war ausdruckslos, und er war sich nicht sicher, ob er sich nur einbildete, dass sie ein wenig angespannt wirkte. »Hol mir zwei Gläser und etwas Wein«, befahl er.
    Sie gehorchte; ihre Bewegungen waren schnell, aber anmutig. Er setzte sich auf einen der Hocker in der Mitte des Raums und wartete auf sie. Sie stellte die Gläser und eine Flasche auf den Boden, dann kniete sie daneben nieder.
    »Öffne die Flasche«, wies er sie an. »Und füll beide Gläser. Eins ist für dich.«
    Sie hatte die Hände nach der Flasche ausgestreckt, aber dann zögerte sie. Einen Moment später tat sie wie geheißen. Als beide Gläser gefüllt waren, reichte sie ihm eins davon. Er nahm es entgegen und deutete auf das andere.
    »Trink. Ich habe einige Fragen an dich. Nur Fragen«, fügte er hinzu. »Hoffentlich nichts, was dich irgendwie gefährden wird. Wenn ich etwas frage, für dessen Antwort du Schwierigkeiten bekommen wirst, sag mir das einfach.«
    Sie betrachtete das Glas, dann ergriff sie es mit offenkundigem Widerstreben. Er nippte an dem Wein. Sie folgte seinem Beispiel, und die Muskeln um ihren Mund verzogen sich zu einer schwachen Grimasse.
    »Der Wein schmeckt dir nicht?«, fragte er. Sie schüttelte den Kopf.
    »Oh.« Er sah sich um. »Dann trink ihn nicht. Stell ihn beiseite.«
    Die Art, wie sie das Glas so weit entfernt von sich wegstellte wie möglich, verriet deutliche Abneigung. Er nahm noch einen Schluck von seinem eigenen Glas und überlegte, was er als Nächstes fragen sollte.
    »Sollte... sollte ich mich den Sklaven hier gegenüber auf eine Art benehmen, die ich bisher vermissen lasse... oder falsch anwende?«
    Sie schüttelte schnell den Kopf. Zu schnell. Er überdachte die Frage.
    »Könnte ich mein Verhalten gegenüber den Sklaven hier irgendwie verbessern? Die Dinge einfacher machen?«
    Wieder schüttelte sie den Kopf, aber nicht so schnell wie zuvor.
    »Mache ich mich total zum Narren, wenn ich mit Sklaven zu tun habe?«
    Der denkbar winzigste Anflug eines Lächelns umspielte ihre Lippen, dann schüttelte sie ein drittes Mal den Kopf.
    »Du hast gerade gezögert«, bemerkte er und beugte sich vor. »Da ist doch etwas, nicht wahr? Ich mache mich nicht zum Narren, aber stattdessen tue ich etwas Unnötiges oder Dummes, richtig?«
    Sie zögerte, dann zuckte sie die Achseln.
    »Was ist es?«
    »Ihr braucht uns nicht zu danken«, sagte sie.
    Ihre melodische, heisere Stimme war eine Offenbarung nach all den schweigenden Gesten. Ein Schauder überlief ihn.
Wenn sie keine Sklavin wäre, denke ich, würde ich sie ungeheuer faszinierend finden. Und wenn sie nicht dieses abscheuliche Wickelkleid trüge, fände ich sie wahrscheinlich auch ziemlich attraktiv.
    Aber er hatte sie nicht hergerufen, um sie zu verführen.
    »Ah«, erwiderte er. »Das ist eine Angewohnheit - etwas, das in Kyralia als gutes Benehmen gilt. Aber wenn es die Dinge leichter macht, werde ich versuchen, es nicht zu tun.«
    Sie nickte.
    Was jetzt?
»Abgesehen davon, dass ich Sklaven unnötig danke, gibt es irgendetwas, das ich oder Dannyl den Sklaven gegenüber getan haben und das uns in den Augen von freien Sachakanern wie Narren erscheinen lassen würde?«
    Sie runzelte die Stirn, und ihr Mund öffnete sich, aber dann schien sie zu erstarren. Er sah, wie sie den Blick über den Boden gleiten ließ und kurz bei seinen Füßen verweilte.
Sie hat Angst, wie ich auf ihre Antwort reagieren werde.
    »Die Wahrheit

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