Sonea - Die Hueterin
Wissens, um großen Schaden anzurichten.« Er trat von der Säule zurück und deutete auf die Tür. »Ihr scheint mir nicht diese Art von Mann zu sein, Botschafter Dannyl.«
»Ich bin froh, dass Ihr das so seht«, erwiderte Dannyl.
Der König lachte leise. »Genauso wenig wie ich. Kommt, es wird Zeit, dass ich Euch die Bibliothek zeige.«
Von ihrem Platz hoch oben an der Frontseite der Gildehalle beobachtete Sonea, wie sich der Raum mit Magiern füllte. Einige Fleckchen aus Purpur, Rot und Grün hatten sich gebildet, was ein jüngeres Phänomen war. Magier aus den Häusern neigten dazu, bei Familienmitgliedern und Verbündeten zu sitzen, statt bei Mitgliedern ihrer eigenen Disziplin, und das führte zu einer Mischung von Robenfarben. Aber Magier von außerhalb der Häuser neigten dazu, Freundschaften mit Vertretern derselben Disziplin zu schließen, und das Ergebnis war eine Ansammlung der gleichen Robenfarbe im Publikum.
Als die letzten Nachzügler ihre Plätze einnahmen, holte sie tief Luft und stieß den Atem langsam wieder aus.
Wie werden sie abstimmen? Werden sie aus der Furcht heraus handeln, dass die »ProIiis« gegen die Regeln der Gilde rebellieren könnten, falls sie zu streng sein sollten? Werden sie aus der Furcht heraus handeln, dass kriminelle Gruppen zu viel Einfluss auf Magier gewinnen könnten? Oder werden sie die Regel abschaffen wollen, damit sie sich in Freudenhäusern und anderen Lokalen tummeln können, die von Dieben betrieben werden, ohne Strafe befürchten zu müssen? Oder um weiterhin von ihren illegalen Unternehmungen zu profitieren, und das mit einer geringeren Gefahr, entdeckt zu werden?
Ein Gong erklang. Als Sonea hinabblickte, sah sie Osen zu seinem Platz im vorderen Teil der Halle gehen. Das Stimmengewirr verebbte sofort, und als es ganz still geworden war, erklang die Stimme des Administrators.
»Heute haben wir uns versammelt, um zu entscheiden, ob die von Lord Pendel und anderen vorgetragene Bitte gewährt werden soll oder nicht. Es geht darum, eine Regel abzuschaffen, die besagt: >Kein Magier oder Novize darf Verbindung zu Kriminellen und Personen von unzuträglicher Art pflegen. < Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass dies eine Entscheidung ist, die von allen Magiern getroffen werden sollte, und zwar durch Abstimmung. Ich bitte jetzt darum, dass die Seite, die für die Abschaffung der Regel ist, ihre Position und ihre Argumente zusammenfasst.«
Lord Pendel hatte am Rand des Raums gestanden und trat nun vor. Er wandte sich der Mehrheit der Magier zu und begann zu sprechen.
Sonea hörte genau zu. Es war nicht leicht gewesen, ihn dazu zu überreden, der Gilde einen Kompromiss anzubieten, und nicht einmal jetzt war sie sich ganz sicher, ob er es tun würde. Er begann mit Hinweisen darauf, wo die Regel versagt hatte oder ungerecht angewandt worden war. Dann griff er die Argumente jener an, die gegen eine Abschaffung der Regel waren. Anschließend entwarf er als Schlussfolgerung das Bild einer Gilde, in der mehr innere Einheit herrschte, als es jetzt der Fall war. Sonea runzelte die Stirn.
Er wird seine Ansprache beenden, ohne auch nur einen Hinweis darauf zu geben, dass ein Kompromiss möglich sein könnte.
»Wenn es eine Regel geben soll, die Magier und Novizen daran hindert, sich auf kriminelle Unternehmungen einzulassen - und ich denke tatsächlich, dass es eine solche Regel geben sollte -, dann sollte sie zu diesem Zweck
formuliert
sein. Die von mir beschriebenen Fälle machen klar, dass die bestehende Regel für diesen Zweck ungeeignet ist. Sie ist unwirksam und sollte abgeschafft werden.«
Ich nehme an, die Botschaft ist darin verborgen, wenn auch nur sehr unterschwellig,
dachte Sonea.
Und jetzt wollen wir sehen, ob Regin seine Seite unserer Übereinkunft einhält.
Als Lord Pendel sich vor dem Publikum verneigte und beiseitetrat, kehrte Administrator Osen nach vorn zurück.
»Ich rufe jetzt Lord Regin als Sprecher für die Gegner der Abschaffung der Regel auf.«
Regin ging nach vorn. Wenn er von Pendels Bemühung, einen Kompromiss vorzuschlagen, enttäuscht war, so ließ er es sich nicht anmerken. Er wandte sich der Halle zu und begann zu sprechen.
Angesichts dessen, was sie über die Korruption unter den Novizen höherer Klassen wusste, konnte Sonea nicht umhin zu bewundern, wie Regin es fertigbrachte, nichts auszusprechen, was direkt darauf hinwies, wer die Schuldigen und die Opfer waren. Dennoch schreckte er nicht vor der Behauptung zurück, dass es eine
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