Sonea - Die Hueterin
verleiten, Spielschulden zu machen, ihren Geist mit Alkohol verwirren, sie mit kostenlosen Huren belohnen oder sie mit Feuel vergiften. Wenn es nach mir ginge, wäre der Verkauf von Feuel ein Verbrechen.«
»Warum Feuel?«, hakte Lord Telano nach. »Es unterscheidet sich nur geringfügig von Alkohol, und ich bin davon überzeugt, dass keiner von uns es gern sähe, wenn Wein für illegal erklärt würde.« Er blickte in die Runde, lächelte und bekam von vielen der Anwesenden zur Antwort ein Nicken.
»Feuel verursacht weit mehr Schaden«, entgegnete Vinara. »Wie das?«
Sie öffnete den Mund, schüttelte dann jedoch den Kopf, als der Gong abermals erklang. »Kommt in die Heilerquartiere - oder in die Hospitäler von Schwarzmagierin Sonea -, und ihr werdet die Wahrheit sehen.«
Soneas Herz setzte einen Schlag aus. Hatte Vinara die Wirkungen von Feuel untersucht, seit Sonea ihr davon erzählt hatte? Sie sah Vinara an, aber die Aufmerksamkeit der Frau galt jetzt Telano. Er hatte sich abgewandt, und Vinara beobachtete ihn mit einem besorgten Stirnrunzeln.
Auch Lord Telano machte ein finsteres Gesicht, wie Sonea auffiel.
Ich frage mich, warum Vinaras Position ihn so sehr stört. Und als Heiler hat er gewiss gesehen, welche Wirkung Feuel auf seine Opfer hat - selbst wenn ihm nicht klar ist, dass die Schäden dauerhaft sein könnten. Ich muss mir unser Oberhaupt der Heilenden Studien und seine Familie einmal genauer ansehen. Außerdem sollte ich noch einmal mit Lady Vinara sprechen.
Administrator Osen verkündete das Ende der Diskussionszeit, und alle kehrten auf ihre Plätze zurück. »Wünscht irgendjemand noch etwas zu diesem Thema zu sagen, das bisher noch nicht angesprochen wurde?«, fragte er.
Einige Magier hoben die Hand. Sie wurden nach unten gerufen. Der erste schlug vor, dass Magier denselben Gesetzen unterworfen werden sollten wie gewöhnliche Kyralier und dass es überhaupt keine Gilderegeln geben solle. Seine Idee traf allenthalben auf ein Gemurr der Missbilligung. Ein zweiter Magier erklärte, dass die Regel verändert werden sollte, aber sein Vorschlag sah vor, dass die Regel Magiern jedwede Beteiligung an kriminellen Aktivitäten oder einen Profit durch solche verbieten sollte. Daraufhin ging ein nachdenkliches Raunen durch die Reihen der anwesenden Magier. Der letzte Sprecher sagte nur, dass die Entscheidung beim König liegen sollte.
»Der König weiß und hat akzeptiert, dass die Regeln der Gilde im Gegensatz zu den Gesetzen von der Gilde gemacht werden«, versicherte Osen ihnen allen. Dann wandte er sich nach vorn. »Möchte einer der Höheren Magier noch etwas hinzufügen?«
Bisher hatte noch niemand die simple Veränderung vorgeschlagen, den Ausdruck »und Personen von unzuträglicher Art« aus der Regel herauszunehmen. Sonea holte tief Luft und machte Anstalten, sich zu erheben.
»Ich habe noch etwas zu sagen«, erklärte der Hohe Lord Balkan. Sonea sah ihn an, dann entspannte sie sich. Er stand auf. »Eine kleine Veränderung kann einen großen Unterschied ausmachen. Ich schlage vor, dass wir den Wortlaut der Regel verändern und den Teil über Personen von unzuträglicher Art weglassen, da er unklar ist und zu ungerechter Deutung einlädt.«
Osen nickte. »Danke.« Er wandte sich wieder der Halle zu. »Es besteht wohl Einigkeit darüber, dass wir vier annehmbare Möglichkeiten haben: Wir können die Regel als Ganzes abschaffen, sie so belassen, wie sie ist, den Hinweis auf Personen von unzuträglicher Art streichen oder die Regel dahingehend zuspitzen, dass sie nur die Verstrickung in und Profit durch kriminelle Aktivitäten verbietet. Formt jetzt eure Lichtkugeln und bringt sie in die richtige Position.«
Sonea konzentrierte ein wenig Macht, schuf eine Lichtkugel und sandte sie empor zu der kleinen Wolke anderer Lichtkugeln, so dass sie unter der Decke der Gildehalle schwebte. Hunderte weiterer Lichter gesellten sich dazu. Die Wirkung war sinnbetörend.
»Diejenigen, die für eine Abschaffung der Regel sind, färben ihre Lichter blau«, befahl Osen. »Diejenigen, die für eine Veränderung der Regel sind, machen ihr Licht grün. Wer überhaupt keine Veränderung will, lässt sein Licht rot leuchten.«
Das blendende Weiß verwandelte sich in eine strahlende Mischung von Farben. Sonea blinzelte nach oben.
Viele rote Lichter sind nicht dabei. Ein wenig mehr blaue als rote. Aber die grünen Lichter sind eindeutig in der Mehrheit.
»Die Magier, die sich für eine Abschaffung der Regel oder
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