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Songkran

Songkran

Titel: Songkran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Matti
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Anstrengungen abhängig machen.
    „Nein. Glauben Sie mir doch, Inspektor Gun. Wir hatten nie vor, jemanden zu verletzten oder zu töten. Nie. Das ganze war ein Bluff.“
    „Wo sind Sie in Bangkok untergetaucht?“
    „In der Khaosan.“
    „Keine Angst?“
    „Doch, aber in dieser Aufmachung erkennt mich niemand. Und Songkran hat heute angefangen, ich meine in der Khaosan angefangen.“
    „Und Sie meinen, dass Sie unter den jungen Leuten in dem Trubel sicher sind.“
    Der Kapitän des Expressbootes reduzierte die Geschwindigkeit und näherte sich dem Nonthaburie Pier. In dessen Hintergrund thronte der gelbfarbene Uhrturm, dessen Ziffernblatt sich in kurzen Zeitintervallen farblich veränderte und die Aufmerksamkeit der Fahrgäste auf sich zog.
    „Wir sind gleich in Nonthaburie. Wie geht es jetzt weiter, Inspektor Gun?“
    „Ich will ehrlich zu Ihnen sein. Ich kann das mit der Bombe nicht ungeschehen machen. Vielleicht werden Sie eine längere Haftstrafe antreten müssen oder wir kriegen irgendeinen Deal mit dem Staatsanwalt hin.“
    „Wenn ich solange am Leben bleibe“, erwiderte Toon, während sie sich zum x-ten Male nach hinten umdrehte.
    Die ersten Passagiere erhoben sich bereits und begaben sich zum Bug. Der Verfolger mit dem Motorradhelm stand teilnahmslos an der Reling. Toons Sicht auf ihn wurde von dem Gedränge verdeckt, das im engen Gang vor den Treppenstufen entstand.
    „Wie meinen Sie das?“
    „Ich bin nicht naiv, Inspektor Gun. Die werden so lange keine Ruhe geben, bis sie mich umgebracht haben.“
    Das Boot machte am Pier fest und leerte sich in wenigen Sekunden. Der Chinese mit dem Motorradhelm unter dem Arm ging im engen Pulk der Passagiere die Betonrampe nach oben und setzte sich auf eine der Steinbänke in der Wartehalle. Den Helm legte er neben sich auf die Sitzfläche. Gun und Toon verließen als Letzte das Boot. In der Wartehalle kamen die beiden dem Motorradfahrer greifbar nahe. Vage schnappte der junge Mann folgenden Halbsatz von Gun auf. „Dann gehen sie erstmal in Ihr Hotel zurück...“
    Im Vorhof der Anlegestelle verharrten Toon und Gun an einem Buddhaschrein, der unter einer Zeltplane errichtet war; eine goldene Buddhastatue, qualmende Räucherstäbchen, bunte Orchideengestecke, leise, religiöse Gesänge in Pali aus dem Radiorekorder. Gun formte die Hände zu einem demütigen Wai und beugte den Oberkörper leicht nach vorne. Geschwind zog Toon ihre Sandalen aus und kniete sich barfuß auf das quadratische Stück Teppich, das vor dem Schrein lag. Ihre Zwiesprache mit Buddha dauerte eine halbe Minute. Dann bahnten sich die beiden ihren Weg durch die Hektik des Feierabendtrubels.
    Mit einem oberflächlichen Wai passierte der Motorradfahrer den Buddhaschrein. Im letzten Moment erspähte er die beiden im Gedränge aus Fahrradrikschas, Autos und Passanten, die zu einem wartenden Linienbus eilten. Gun und Toon stiegen in einen Corolla, der sich umgehend seinen Weg zur Hauptstraße in Richtung Bangkok bahnte. Der Chinese rannte zu den Motorradkurieren, die vis-à-vis des Uhrturms warteten. Schnell musste er ein Motorradtaxi finden, um Gun und Toon nicht vom Haken zu lassen.

Die letzte Nacht
     
    Eine Stunde später
     
    Das penetrante Blinken der Leuchtreklamen erhellte in Intervallen das knochige Gesicht des Hageren, der mit entblößtem Oberkörper am geöffneten Fenster lehnte. Das Licht im Zimmer der kleinen Absteige im achten Stock brannte nicht. In seinen Pupillen spiegelte sich das Neonlicht, während sein fahriger Blick über die bunten, chinesischen Reklameschilder der Yaowarat glitt.
    Unerbittlich entfalteten die Methamphetamine der Verrückten Pille ihre zerstörerische Wirkung. Blutdruck, Herzfrequenz und Transpiration stiegen steil. Ein ungeheurer  Schwall von Energie durchströmte seine Muskeln. Dermaßen aufgeladen wandte er sich vom Fenster ab und schmiss die Packung mit den rötlichen Yaba-Pillen aufs Bett.
    Auf dem Nachttisch lag die Schachtel L&M. Nervös nahm er die letzte Zigarette aus der Packung und entzündete sie mit seinem goldenen Feuerzeug. Die brennende Zigarette klemmte in seinem Mundwinkel. Der Rauch drang tief in seine Lungenflügel. Dann zerknüllte er die Softbox , postierte sich im Abstand von zwei Metern vor dem Papierkorb und zielte, gleich einem Basketballspieler, auf den Korb am Boden. Die Schachtel prallte an den Rand des Papierkorbs und landete auf dem versifften Teppich. Ein lautes Jauchzen entwich seiner Kehle. Gerade als er sein Flugobjekt

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