Songkran
überspielte ihre Langeweile.
Samstagabends spielten sie fünf Partien XiangQi , immer zur gleichen Zeit im Wohnzimmer von Wangs Haus. Wie gewohnt saß der Alte der Schwiegertochter gegenüber und hatte den kleinen Röhrenfernseher im Rücken. Lautlos flimmerte eine Daily Soap über den Bildschirm. Seine Schachpartnerin stützte sich mit ihren dicken Armen auf der Tischplatte ab und behielt sowohl Wang als auch die leicht verrauschten Bilder der Fernsehsendung im Blickfeld.
„Gut. Dann steht es jetzt drei zu eins für dich“, sagte der Alte freudig aufgeladen, gleich einem Jungen, der auf dem Spielplatz mit seinen Freunden herumtollte und ein Tor geschossen hatte. Meist gewann die Schwiegertochter. Das erklärte das Kindliche des alten Mannes.
„Vergiss deinen Anruf nicht“, erinnerte sie ihn, stand auf und verließ das Wohnzimmer, um in der Küche grünen Tee aufzusetzen.
Grinsend griff er zum Handy. „Wo ist das Mädchen?“
„Sie ist in einem Hotel in der Khaosan Road“, antwortete der Hagere, während er fieberhaft im Nachtschränkchen nach einer neuen Packung L&M kramte. Fehlanzeige! Die Gier nach Nikotin ließ seine Speichelbildung steigen.
„Zu viele Zeugen...“ flüsterte der Alte. „…und wo ist Gun?“
„Wissen wir nicht. Die beiden haben sich getrennt.“
„Jetzt darfst du das Mädchen nicht mehr von der Angel lassen. Wo bist du im Moment?“
„Noch in der Yaowarat.“
„Gut! Sag diesem Lumphinipolizisten Bescheid und trefft euch in der Khaosan. Und bitte unauffällig! Unternimm nichts, bis ich das O.K gebe! Du willst deine Rache, das weiß ich. Aber im Moment hast du Funkstille! Hast du verstanden, mein Junge?“
„Ja, Sir. Aber Mex ist keiner von uns. Wir können ihm nicht trauen.“
„Das weiß ich, aber wir können ihn benutzen. Wenn Gun ausgeschaltet werden muss...denk nach...dann sollte Mex sich die Finger schmutzig machen.“
„Jawohl, Sir“. Die Aussicht schmeckte ihm nicht, sich mit Mex abzugeben. Jetzt, da sein muskulöser Schatten nicht mehr seinen Rücken deckte, fühlte er eine latente Verunsicherung. Mr. Wang hatte ihm zu dem Verlust des Partners kondoliert, und gleichzeitig klar gemacht, dass die ganze Verantwortung jetzt auf seinen Schultern lastete und er ein weiteres Versagen nicht dulden kann.
Der Hagere ersetzte die fehlenden Patronen in der Trommel der Smith&Wesson, dann griff er zum Handy. Die Telefonnummer von Mex war einprogrammiert.
Er hielt das Telefon ans Ohr und ging zum offenen Fenster zurück. Krächzend verwirbelte der Deckenventilator die stickige Raumluft. Das Hupen und der Motorenlärm des Feierabendverkehrs erreichten die achte Etage.
„Yeah!“, brüllten die Männer und fuchtelten mit den Armen.
Der Ellbogen des Kämpfers aus der roten Ringecke hatte den Mann aus der blauen Ecke am Kinn erwischt. Volltreffer! Der Getroffene taumelte und knallte auf den Ringboden.
„Verflucht!“, schrie sich Mex die Kehle aus dem Hals und hielt die Hände an den Kopf. Zweitausend Baht Wetteinsatz lagen auf dem Holzboden des Ringes und schnappten nach Luft. Der Ringrichter beugte sich über den Boxer und gab das Zeichen, dass der Kampf beendet war. Umgehend sprangen die Betreuer in die Ringmitte und halfen ihrem Schützling auf die Beine, während der Sieger des Kampfes einen Freudentanz aufführte.
Jetzt nahm Mex das Brummen und Vibrieren des Handys wahr. Emotional aufgeladen riss er sein Telefon aus der Handytasche und schrie: „Ja!“
„Wir wissen wo das Mädchen ist“, flüsterte die hohe Stimme des Hageren. Die Methamphetamine im Blut pendelten seine aufgeheizten Organfunktionen auf ein Mittelmaß ein. Im Augenblick hatte er sich unter Kontrolle. Der Lärm im Hintergrund verriet ihm sofort, dass Mex beim Muay Thai war. Ob im Lumphini Boxstadion oder im Ratchdamnoen wusste er nicht.
„Einen Moment!“, schrie Mex ins Telefon. Der hohe Lärmpegel in der Halle des Lumphinistadions verhinderte, dass er das Geflüster des Chinesen verstand. Fluchend löste er sich aus dem Mob der Wettfanatiker und stieg die Stufen hinab zum Absperrgitter, das die teuren Sitzplätze in Ringnähe von den Stehplätzen der Zocker trennte. Mex kannte den Militärpolizisten, der die Hitzköpfe im Auge behielt und den Durchgang zum Ringbereich absperrte. Der uniformierte Mann öffnete das Gitter und ließ den stellvertretenden Revierleiter von Lumphini ohne Fragen passieren.
Das Militär als Betreiber des Boxstadions kooperierte erfolgreich mit der
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