Sonne, Meer und Bea (German Edition)
Aber Maja scheint begeistert von der Fülle der Waren zu sein, den bunten Klamotten und dem ganzen Klamauk, der sonst noch feilgeboten wird. Jetzt ist es dunkel geworden und recht kühl. Ich ziehe mir meine Jacke über und kann mir ein hämisches Grinsen nicht verkneifen. Beim Packen machte sich Maja noch über mich lustig: »Hallo? Wir fahren nach Indien. Da ist es warm. Kein Mensch benötigt dort eine Jacke.« Jetzt wirft sie mir einen bösen Blick zu und reibt sich über die Gänsehaut an ihren Armen.
Wir versuchen etwas aus der Karte zu bestellen, doch die Speisen sagen mir nichts. Ich frage mich ernsthaft, was ich nehmen soll.
»Palak Paneer und Alu Gobi«, versuche ich der Bedienung klarzumachen. Er schaut mich kurz an: »Sorry Sir, not available!«
Er wendet sich der Karte zu und zeigt uns mit dem Finger die verfügbaren Speisen auf. Wir entscheiden uns aus der Not heraus für zweimal Malai Kofta mit Lassi und Brot. Wir stellen uns rätselnd vor, was da gleich kommen mag. Wird es scharf sein wie Feuer? Wird es uns schmecken? Oder noch wichtiger: Wird es fleischlos sein? Denn Maja isst ja kein Fleisch und hat mich zum Gelegenheitsfleischfresser erzogen. Die Gelegenheiten werden in nächster Zeit rar.
So wirklich definierbar ist es nicht, was uns da geliefert wird und Maja versucht sich zu vergewissern:
»Vegetarian?«
»Yes, sure, Malai Kofta.«
Sie atmet erleichtert auf und nimmt einen Schluck vom Lassi. Ja, der mundet sehr, auch wenn er nicht so cremig ist, wie man ihn aus dem Supermarkt kennt. Vorsichtig tasten wir uns an die in Soße getunkten Kugeln heran. »Interessant«, lautet meine erste Bewertung. Die beiden Typen hinten in der Ecke stecken ihre Köpfe zusammen und fangen an zu tuscheln. Lästern die jetzt über uns? Unsicher rupfe ich mir etwas vom Brot ab. Ist das die Arroganz der Schon-Eingeweihten? Der Kellner kommt freundlich auf mich zu und versucht mir pantomimisch die richtige Handhabung für das Essen zu zeigen. »Chapati, Chapati«, sagt er und deutet an, wie man mit dem Brot die Nahrung aufnimmt. Stolz nickt er mir zu, als ich mich nicht ganz so dämlich anstelle. Und auch Maja bekommt es hin. Ein guter Lehrer! Den Typen bringt er kurz darauf einen Burger und eine Pepsi. Emotionslos stellt er das Tablett auf ihren Tisch und dreht sich abrupt von ihnen weg. Auf dem Weg zurück lässt er uns noch ein Lächeln zukommen.
»Another Chapati?«
»Ja, gerne doch«, wer braucht von heute an denn noch eine Gabel? Plötzlich fühle ich mich in Indien angekommen. Liebe geht durch den Magen. Auch Maja scheint es geschmeckt zu haben.
ॐ
Am nächsten Morgen kommen wir nicht ganz so früh aus den Federn, wie ich es mir vorgenommen hatte. Irgendwer hat heute Nacht gefroren, und ich kann sagen, ich war es nicht. Die Februarnächte in Delhi sind eben nicht zu unterschätzen. Da wir uns heute ein paar Sehenswürdigkeiten anschauen möchten, haben wir keine Zeit zu Sam's zu gehen, auch wenn Maja mosert und ihr französisches Frühstück zu erbetteln versucht. Ich vertröste sie auf Morgen. Wir machen uns hinunter in das Restaurant des Hotels. Heute mal etwas Indisches frühstücken. Ich bin gespannt, was es dort gibt! Der gestrige Abend hat mir Lust gemacht, das Land auf kulinarischem Weg zu entdecken.
Eine Frühstückskarte gibt es nicht, sondern einen schnoddeligen Kellner. Dieser versucht uns mit Worten das Angebot der Küche schmackhaft zu machen: »Sandwich, Egg-Sandwich, Toast, Egg-Toast, Egg-Omelette ...«
»Mhm«, denke ich mir. Das scheint ein eingeschränktes, auf Ei fixiertes Angebot zu sein. Ich frage nach einem indischen Frühstück.
» Omelette , Masala-Omelette«, kommt als Antwort.
Überfordert schaue ich Maja an, die schmollend ihr Okay gibt, und willige in zwei Masala-Omelette ein. Dazu zwei Chai, die sogleich in kleinen Pappbechern kommen. Vielleicht waren meine gestrigen Lobeshymnen auf die indische Küche verfrüht. Die Omelette wissen nicht zu überzeugen. Glibberig-glibschige Dinger mit Kartoffeln und Zwiebeln. Wir essen nicht auf und beschließen, später das Frühstück nachzuholen.
Heute möchte ich mit Maja das Rote Fort und die Altstadt Delhis erkunden. Zu Fuß sieht man mehr und ganz so weit wirkt es auf der Karte nicht. Ich kann Maja überreden, die Rikschas links liegen zu lassen und auch nicht die Metro für die eine Station zu nehmen. Wir wuseln durch das Verkehrschaos am Bahnhof vorbei, durch viele kleine Gassen. Von einem offenen Hof kommen einige
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