Sonne, Sex und Meer
Wort gesprochen. Dann setzten sie sich mit der Selbstverständlichkeit lieber alter Freunde an den Strand, um sich in der Sonne trocknen zu lassen, und zogen ihre Kleider an. Der Junge holte ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche, gab jedem eine und nahm selbst auch eine. Er gab ihnen Feuer.
»Ich heiße Max.«
Sie beugte sich vor und küsste ihn leicht auf die Schulter. »Ich heiße Leslie.«
»Tom.«
»Wie lange werdet ihr beide hier bleiben?«
Das Mädchen sah zuerst Tom an und sagte dann: »Wir … wir bleiben den ganzen Sommer. Wir arbeiten in der Stadt in einem Motel.«
Max lächelte. »Warum gebt ihr euren Job nicht auf, wenn ihr wollt, und zieht zu mir. Ich habe eine Behausung hier draußen, ungefähr drei Dünen vom Strand. Ich glaube nicht, dass ihr arbeiten müsst. Überlegt mal. Entscheidet euch erst in ein paar Tagen. Ja?« Die beiden nickten – »Sprecht auch zusammen ein paar Tage nicht darüber. Es ist das vierte Häuschen von der Sail Road aus. Mit einem grünen Dach. Ihr könnt jederzeit zu mir kommen. Es ist nie abgeschlossen.«
»Okay, Max«, sagte Tom und mit spürbarer Mühe: »Willst du mich nicht küssen, ehe du gehst?«
Max beugte sich vor und rieb seine Wange an der des Jungen. Leslie, die daneben saß, streckte zu gleicher Zeit ihren Arm aus und legte ihre Hand auf Maxens Schulter.
»Ciao, Tom, ciao, Leslie«, und er küsste beide flüchtig auf die Lippen. Leslies Lippen zitterten stärker als Toms.
Die Revolution muss im Schlafzimmer beginnen.
wilhelm reich
Kapitel 2
Max sitzt vorn am ersten Tisch in der Seasend Bar und schaut zu, wie das Gewimmel von Teens, spießigen Touristen, herumreisenden Gammlern, scharfen kleinen Mädchen, Schwulen, Künstlern, Straßenverkäufern auf der engen Straße vorüberzieht und den Wagen ausweicht, die langsamer noch als die Fußgänger dahinschleichen.
Beschreibung von Max
Nicht groß, 1,74 m. Ein Vollbart wie ein Troll und langes Haar bis zu den Ohren, nicht bis auf die Schultern; sein feines Haar hell sandfarben, helle blaue Augen, vollkommen ohne jede Tiefe, zweidimensionale Augen, so farblos und kalt wie Glimmersplitter in der Dämmerung. Kräftig, hager und drahtig, gewaltige Hände und Füße, ein großer (24 cm), dicker Schwanz. Angezogen wie ein ausgesprochener Hipkünstler, die schwer zu beschreibende schäbige Kleidung, die Hiptouristen gern nachmachen wollen, ein ausgebleichtes indianisches Hipster Hemd, Bluejeans, ausgetretene handgemachte Sandalen. An seinem Tisch sitzen, auf den ersten Blick ebenso unauffällig wie Max, drei Maler, alteingesessene Bewohner von Provincetown. Alle etwas heruntergekommen und verwahrlost, sitzen sie da, relaxed, und trinken Bier. Lange Schnurrbärte, die schlaff herunterhängen, wie es nach zehn Jahren der Fall ist. Tom und Leslie kommen vorbei und sehen ihn nicht. Er klopft mit einem Vierteldollarstück von dem Haufen Wechselgeld, das neben seinem Bierkrug liegt, an die Fensterscheibe. Sie sehen ihn. Halten an. Er macht ihnen ein Zeichen hereinzukommen. »Hallo, trinkt ein Bier mit.«
»Gern, wie geht’s, Max?«, sagt Tom.
»Gut, gut. Kommt her. Ich will euch mit meinen Freunden bekannt machen.«
So macht man sich in der Öffentlichkeit ohne viel Umschweife miteinander bekannt. Nach einer Weile tritt Barbara ein. Sie ist die Tochter eines sehr guten Malers, der schon vor fünfzehn Jahren nach Provincetown gekommen ist. Sie kennt jeden, der es wert ist, und befindet sich im Augenblick in dem typischen Konflikt von Jugendlichen, die in der Hip-Welt aufwachsen. Sie möchte gern ficken. Aber sie möchte gern einen Mann ficken und nicht einen Jungen. Tatsächlich würde auch kein Junge sie ficken. Sie ist noch jung. Ein Mann würde es tun. Er wird es schon sehr bald tun. Aber die meisten der Männer, die sie kennt, haben ein wenig Scheu davor, die Tochter ihres Freundes zu ficken. Im gegenwärtigen Moment sind alle noch etwas zurückhaltend. Wie dem auch sei, sie ist so schön (und so frisch und lebhaft und glücklich), dass die meisten Männer ihre Scheu überwinden würden, sobald sie erfahren, dass sie es schon einmal mit jemandem getrieben hat. Sie weiß, dass Max sie ficken wird. Max hat sie seit vergangenem Sommer nicht mehr gesehen. Sobald er sie erblickt, sieht er sie, wie sie ist. Sie schaut ihn voller Verlangen an, aber versucht, gleichgültig zu erscheinen. Ehe sie irgendetwas sagen kann, nickt er und sagt: »Heute Abend.« Barbara: »Hallo Max, hallo Jerry, hallo …«
Irgendjemand
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