Sonne, Strand und Pedro - Eine Mallorca-Liebe
auseinanderfallen. Er war wohl einmal weiß gewesen, jetzt war er einfach nur noch schmutzig.
„Pass auf!“, warnte Pedro sie. „Auf der Beifahrerseite ist ein Loch im Boden. Nicht, dass du deine Schuhe verlierst.“ Er lachte.
Sophie fand das weniger lustig. Irgendwie hatte sie sich das alles anders vorgestellt. Ach, Hauptsache Pedro ist da, sagte sie sich. Alles andere ist doch egal.
Sie fuhren die Autobahn bis nach Alcúdia und dann auf der kleinen Landstraße ins nächste Dorf rein, in dem Pedro wohnte. Die ganze Fahrt über sah Sophie aus dem Fenster und hörte Pedro zu, wie er erzählte. Sie selbst hatte nicht viel zu sagen, sie hatte ihm ja immer schon alles in den Briefen berichtet.
Sie sah hinaus und dachte, wie anders alles wirkte als beim letzten Mal. Die Leute, an denen sie vorbeifuhren, trugen keine Shorts und Flip Flops mehr, sondern lange Hosen und dicke Jacken. Es war also wirklich Winter hier, wenn auch ein anderer Winter als in Deutschland.
„Wie geht es deinen beiden Freunden?“, fragte Pedro jetzt. „Lilly und Benni?“
Als er Bennis Namen aussprach, blieb Sophie das Herz fast stehen. Wenn Pedro wüsste, dass sie Benni am Abend zuvor – vor nicht einmal 24 Stunden – geküsst hatte, würde er sicher ausrasten. Sie würde es ja auch, wenn sie erfahren würde, dass Pedro eine andere geküsst hatte. Vielleicht hatte er das ja. Sie hatten sich immerhin drei Monate lang nicht gesehen. Konnte ein Junge in Pedros Alter es drei Monate lang ohne Sex aushalten? Sie sah ihn an und versuchte, es seinen Augen abzulesen.
„Alles okay?“, fragte er.
„Ja, ja, alles gut.“
„Was ist denn mit dir?“
„Gar nichts“, log sie.
„Also, geht es den beiden gut?“, wiederholte er die Frage.
Ach, sie hatte ja noch gar nicht darauf geantwortet. „Ja, den beiden geht es bestens. Und wie geht es deiner Familie?“, versuchte sie vom Thema abzulenken.
„Sehr gut. Ich habe dir ja geschrieben, dass meine Mama sich das Handgelenk verstaucht hat und ganze zwei Monate nicht nähen konnte. Das war wirklich ärgerlich, mein Papa und ich mussten dafür umso mehr arbeiten, um das Geld rein zu holen, das sie nicht verdienen konnte. Doch jetzt ist die Hand wieder gut und sie kann wieder arbeiten. Sie freut sich sehr auf dich, genau wie mein Papa und Julio.“
„Ich freue mich auch auf sie.“ Sophie lächelte. Immer, wenn sie an Pedros Mutter dachte, wurde ihr warm ums Herz. Sie war so eine gütige, gastfreundliche Frau. Sie freute sich schon, sie wiederzusehen. Da fiel ihr ein, dass sie doch versprochen hatte, ihre eigene Mutter anzurufen, sobald sie gut gelandet war, und holte dies schnell nach.
„Und wie ist dein neuer Job so?“, fragte sie Pedro, nachdem sie aufgelegt hatte.
„Hart. Aber gut. Er wird gut bezahlt. Doch wir sind sehr unter Zeitdruck, fünf neue Apartmentkomplexe sollen bis zum April fertig werden.“
„Wow, da bist du bestimmt rund um die Uhr am Schuften.“
„Ja. Ich hatte Glück, heute frei zu bekommen. Einen freien Tag in der Woche haben wir ja. Aber morgen früh muss ich wieder los. Ich habe ein ganz schlechtes Gewissen, du bist extra für mich hergekommen und ich muss dich dir selbst überlassen.“
Sophie sah geschockt auf. Was hatte er da gerade gesagt? Er musste trotz ihrer Anwesenheit die ganze Zeit arbeiten? Wo sie sich auf den weiten Weg hierher gemacht hatte? Da hatte sie erwartet, dass er sich die Tage auch frei nimmt. Was sollte sie denn die ganze Zeit machen, ganz allein? Das wurde ja immer schöner.
„Das heißt also, ich bin dann ganz allein?“
„Ja, tut mir leid. Meine Eltern arbeiten auch und Julio hilft meinem Vater in den Ferien. Du kannst aber den ganzen Tag im Haus bleiben, wenn du willst, oder dir die Sehenswürdigkeiten angucken. Ich habe dir schon ein paar Museen rausgesucht. Sieh es doch mal so: So kannst du deine Ferien mal so richtig ausnutzen und faulenzen, bis mittags schlafen.“
Sie wollte aber nicht bis mittags schlafen, das hätte sie auch zu Hause gekonnt. Sie wollte die Zeit mit ihm verbringen. Wozu war sie denn sonst hier? Genervt und enttäuscht sah sie weiter aus dem Fenster.
„Du bist sauer, oder?“, fragte Pedro.
„Nein, nein, schon gut“, antwortete sie nicht sehr überzeugend.
„Ich kann doch nichts dafür, Sophie. Ich muss arbeiten, Geld verdienen. Wenn ich jetzt eine Woche zu Hause bleiben will, bin ich gleich gefeuert. Ich brauche diese Arbeit.“
„Ich weiß. Es tut mir leid. Ich werde schon die Tage
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