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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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machen, was er wolle, und sich über das Gemeinwohl hinwegsetzen. In die Menge im Umkreis kam Bewegung – es war Amy Ma Coulibaly, die von einem von Edz Jealotts Anhängern abgefangen wurde, als sie sich einen Weg durch die Zuschauer bahnen wollte. Der Mann drehte ihr den Arm auf den Rücken. Felice machte einen Schritt auf sie zu, aber Edz Jealott packte ihn am Arm, drehte ihn herum, hob ihn hoch und drückte ihn fest an sich. Einen Moment lang starrten sie einander an, dann holte Edz Jealott mit dem Kopf aus,
schlug damit nach vorn und brach Felice mit seiner knochigen Stirn die Nase. Felice fiel auf den Rücken, betäubt und halb blind von dem heißen Schmerz. Er rollte sich herum und kam auf die Knie hoch, aber Edz Jealotts Tritt traf ihn mitten auf die Brust und schickte ihn erneut zu Boden. Der Mond ging mit seiner ganzen gnadenlosen Masse auf ihn nieder, und er spürte nichts mehr.
     
    Als Felice erneut in Amy Ma Coulibalys Klinik erwachte und zu der schwach erleuchteten Decke hinaufschaute, hatte er das Gefühl, als sei er direkt in der letzten Phase seiner Krankheit angelangt und hätte sämtliche Zwischenstufen ausgelassen. Sein Oberkörper und sein linker Arm waren mit Blutergüssen bedeckt, und bei jedem Luftholen hörte er seine Rippen knacken. Seine Nase war geschwollen und geschient. Amy sagte ihm, dass er unter einer Gehirnerschütterung litte, und bestand darauf, alle möglichen neurologischen Tests mit ihm durchzuführen. Er hatte den Verdacht, dass es mehr Tests waren, als tatsächlich nötig, aber er war zu schwach und verwirrt, um sich dagegen zu wehren. Er erkundigte sich nach Bel Glise. Amy sagte ihm, dass sie lediglich ein paar blaue Flecke davongetragen und einen leichten Schock erlitten hatte.
    »Das freut mich.«
    »Du solltest dich schämen«, sagte Amy und tippte mit dem Zeigefinger wütend auf die Lesetafel, auf der Falschfarbdarstellungen der neurodynamischen Aktivität seines Gehirns zu sehen waren. »Eine Prügelei anzufangen. Ist es Stolz, Felice? Oder liegt es daran, dass du andere Menschen einfach nicht verstehst?«
    »Ich konnte mich davor nicht drücken. Ich musste versuchen, ihr zu helfen.«
    »Du wusstest, dass das Ganze nur Schau war, oder?«

    »Als ich die anderen gesehen habe, ja. Anfangs nicht.«
    »Du wusstest, dass sie Bel dazu benutzt haben, um dich in eine Falle zu locken. Dass sie ihr nichts wirklich Schlimmes getan hätten, weil sie sonst von den Wärtern bestraft worden wären. Du hättest einfach weggehen sollen.«
    »Ich war wütend. Weil sie sie benutzt haben. Weil ich sie in Gefahr gebracht habe.«
    »Und jetzt?«
    »Wie ich mich jetzt fühle? Beschämt. Verwirrt. Ich vergifte alles, was ich anfasse. Ich habe deine Freundin in Gefahr gebracht und dich wahrscheinlich auch. Ich sollte gehen …«
    Aber als er versuchte, sich aufzusetzen, hatte er das Gefühl, sein Kopf würde aufplatzen. Seine Brustmuskeln verkrampften sich vor Schmerz, deshalb sank er wieder zurück, und Tränen des Selbstmitleids stiegen ihm in die Augen.
    »Wir leben hier nicht in einer normalen Gesellschaft«, sagte Amy. »Die Gefängnisinsassen gleichen eher einem Stamm wilder Primaten, die von einem Alphamännchen regiert werden. Jealott hat einen Kreis von Männern und Frauen um sich versammelt, die sich genauso verhalten wie er, weil sie fürchten, sonst ebenfalls ausgenutzt und bedroht zu werden. In den Machtstrukturen spiegelt sich Jealotts beschränkte Denkweise wider. Du hast ihn herausgefordert, indem du so getan hast, als ginge dich das alles nichts an. Das konnte er nicht auf sich sitzenlassen, weil dadurch sein Ruf Schaden genommen hätte. Und sein Ruf ist alles, was er hat. Das ist der Grund für diese ganze Geschichte.«
    »Wenn er mit mir hätte kämpfen wollen, hätte er mich einfach herausfordern können.«
    »Er wollte dich demütigen. Hoffentlich ist er der Meinung, dass ihm das gelungen ist«, sagte Amy. »Sonst wird er dich weiter verfolgen. Aber jetzt Schluss damit. Ich bin gleich fertig, dann kannst du dich ausruhen.«

    Felice schlief eine Weile, und als er wieder erwachte, saß Amy aufrecht neben seinem Krankenbett, die Hände wie zum Gebet auf dem Schoß gefaltet. Sie fragte ihn, wie es ihm ginge, und er antwortete, dass er das Gefühl habe, sie wolle ihm etwas sagen.
    »Die Blutergüsse und gebrochenen Rippen heilen erstaunlich schnell. Und deine Nase wird zwar nicht mehr ganz so hübsch aussehen wie vorher, aber sie ist ebenfalls auf dem Weg der Besserung«, sagte

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