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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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Kräfte der Erde damit beschäftigt gewesen waren, die durch den Umsturz und Jahrhunderte der Industrialisierung und globalen Erwärmung entstandenen Schäden zu beheben.
    Amy hatte mit ihrem Partner eine Familie gegründet und beim Bau von Rainbow Bridge, Kallisto, geholfen. Nach dem Tod ihres Partners war sie nach Athen, Thetys, gezogen und hatte den Beruf einer Medizintechnikerin erlernt. Sie war mit der Genzauberin Avernus befreundet und hatte gelegentlich mit ihr zusammengearbeitet. Außerdem war sie ein Mitglied der Friedens – und Versöhnungsbewegung gewesen, weswegen sie von der DMB nach dem Krieg ins Gefängnis gesteckt worden war.
    »Aber ich habe nicht zu den Verweigerern gehört«, sagte sie. »Ich bin zu alt und feige für den gewaltfreien Widerstand. Deswegen haben sie mich mit all den anderen alten Leuten hierhergeschickt.«
    Felice Gottschalk erzählte ihr von seiner Suche nach Zi Lei, dem Jahr, das er mit dem Wiederaufbau von Paris, Dione, verbracht hatte, und von seinen Abenteuern auf Iapetus mit dem fahrenden Schürfer Karyl Mezhidov, wobei er jedoch bestimmte Details ausließ. Er konnte sich nicht dazu durchringen, Amy zu sagen, dass sie etwas gemeinsam hatten, weil sie beide in einem früheren Leben auf dem Erdmond gelebt hatten. Dass er hier geboren und genmanipuliert worden war, damit er wie ein Außenweltler aussah.
Und dass seine Kindheit nur zweieinhalbtausend Tage gedauert hatte, während denen er zum Spion und Saboteur ausgebildet worden war. Und wenn Amy etwas von seiner wahren Herkunft ahnte, erwähnte sie es jedenfalls nie. Sie erkundigte sich nie danach, wer die Veränderungen an seinen Genen vorgenommen hatte, wo er herkam oder was er vor dem Krieg getan hatte. Sie schien ihn so zu mögen, wie er war, und er wollte es auch gerne dabei belassen. Der Alltag im Gefängnis war jetzt sein Leben, eine Art Rosenkranz, mit dem er für die Sünden seiner Vergangenheit Buße tat.
     
    Etwa zweihundertfünfzig Tage, nachdem Felice in Amys Gefängnisklinik aufgewacht war, traf ein neuer Schwung Gefangener ein. Genzauberer, Ingenieure und Experten auf allen möglichen Gebieten von Wissenschaft und Technik. Sie wurden nicht in den Baracken der gewöhnlichen Gefangenen untergebracht, sondern in Trusty Town, und sollten mit Wissenschaftlern der Europäischen Union und der Familien Peixoto und Nabuco zusammenarbeiten. Eine von ihnen, Bel Glise, war eine alte Freundin von Amy Ma Coulibaly, und sie setzte sich oft zu Amy und Felice, wenn diese Schach spielten oder sich unterhielten. Sie war eine spindeldürre, nervöse Frau um die sechzig – eine Mathematikerin und Dichterin. Amy zufolge war sie berühmt für ihre Gedichte über sämtliche bewohnte Monde des Außensystems, aber sie redete nie über ihre Arbeit und war auch sonst sehr wortkarg.
    »Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt«, sagte sie mit einem dünnen Lächeln, als Felice doch einmal von seiner Neugier übermannt wurde und sie fragte, ob sie im Gefängnis schon etwas geschrieben hätte.
    Er mochte die Frau nicht besonders. Die meisten Außenweltler waren sehr reinlich, aber Bel Glise wurde ständig
von einem leicht sauren Geruch begleitet. Ihr langes, bleiches Haar hing strähnig und stumpf um ihr schmales Gesicht herab, und sie nagte sich die Fingernägel bis aufs Nagelbett ab. Zusammengesunken und verloren saß sie wie ein mahnender Geist da und beobachtete konzentriert das Schachspiel, ohne ein Wort zu sagen.
    Amy sagte Felice, er solle erst einmal versuchen, Bel Glise besser zu verstehen, bevor er sie verurteilte. Sie hatte mehrere Familienmitglieder im Krieg verloren und war aufgrund einer fingierten Anklage festgenommen worden, damit sich die Europäer und Brasilianer ihr Fachwissen in einem Bereich der Mathematik zunutze machen konnten, der für die Auswertung größerer Datenmengen benötigt wurde. Ihr fiel es schwer, sich an das Leben im Gefängnis zu gewöhnen.
    »Sie ist der intelligenteste Mensch, den ich kenne«, sagte Amy. »Ihr Verstand arbeitet auf einer sehr abstrakten Ebene, und ihre Befrager haben Schwierigkeiten, sie im Verhör zu verstehen, selbst wenn sie sich große Mühe gibt, ihnen ihre Ideen zu erklären. Deswegen tun sie ihr weh oder bedrohen sie. Sie verabreichen ihr hohe Dosen Wahrheitsdrogen und benutzen ihr Implantat, um ihr Schmerzen zuzufügen, wenn sie sie bestrafen wollen, weil sie der Meinung sind, sie sei besonders unkooperativ. Dadurch fällt es ihr noch schwerer, ihnen zu geben, was sie wollen,

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