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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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Amy. »Aber ich muss dich etwas fragen: Hast du in letzter Zeit unter Taubheitsgefühl oder Schwindel gelitten?«
    »Es geht um meine Krankheit, nicht wahr?«
    »In den Tests ist eine Beeinträchtigung des peripheren Nervensystems zutage getreten. Es handelt sich um ein natürliches Fortschreiten der Krankheit. Weder schneller noch langsamer, als ich erwartet habe.«
    »Deswegen konnte Edz Jealott mich verprügeln.«
    »Das ist genau die Einstellung, die dich in Schwierigkeiten gebracht hat«, sagte Amy, und er zuckte unter ihrem tadelnden Blick zusammen.
    Weil er wusste, dass sie Recht hatte. Er hatte geglaubt, dass er anders sei als die anderen Gefangenen und Vertrauensleute. Er hatte sich von ihnen abgeschottet – ein heimlicher König, der die geheime Wunde seiner Krankheit mit sich herumtrug, distanziert und unangreifbar, tugendhaft und vornehm. Edz Jealott hatte ihm gezeigt, dass er sich irrte, dass er genauso menschlich war wie alle anderen. Wahrscheinlich sollte er ihm dankbar sein, anstatt ihn zu hassen, aber er konnte sich nicht dazu durchringen. Möglicherweise war auch das Teil seiner Menschlichkeit.

› 3
    Das Frontlager von R & S #897 bestand aus einer Reihe von Wellblechhütten am Fuß der Tanks und Türme einer Fabrik, in der Erde hergestellt wurde. Im Süden schlängelte sich der Platte River durch ein Flickmuster aus wiederhergestellten Schilfrohrfeldern und Grasland, funkelnd wie Stahl unter dem dunkler werdenden Himmel. Überall sonst breitete sich eine Wüste aus, die durch ein Jahrhundert der Megastürme des Oberbodens beraubt worden war. Eine gewaltige Einöde voller Rinnen, Erdspalten und Schlundlöchern, in denen sich der starke, ruhelose Wind verfing, der über Höhenzüge und vereinzelte Büschel zähen Haftgrases hinwegwehte, das zwischen dem Geröll wuchs. Der Wind blies der Gruppe Reiter, die sich dem Lager näherten, Sand entgegen. Zusammengekauert hockten sie unter flatternden Staubmänteln oder Ponchos und sahen aus wie Wegelagerer aus einer längst vergangenen Zeit. Die letzten Sonnenstrahlen färbten den Horizont hinter ihnen rot.
    Eine Vorhut war bereits vor einigen Stunden im Lager eingetroffen. Als die Reiter über den alten Asphalt herankamen, strömte eine kleine Menschenmenge jubelnd durch das Tor im Sicherheitszaun. Cash Baker zügelte sein Pferd, schob seinen breitkrempigen Hut zurück und blickte sich um. Männer und Frauen in grünen Baumwollhemden und blauen Jeans – ein Durcheinander aus bleichen, nach oben gewandten Gesichtern im grellen Licht der am Zaun befestigten Bogenlampen. Das war der Augenblick, der ihm stets am wenigsten behagte. Ein Attentäter konnte sich in der
Menge verbergen, das Gesicht so kalt und unbarmherzig wie das einer Schlange, und einen Revolver auf sie richten oder eine in der Tasche versteckte Bombe zünden. Soldaten konnten plötzlich aus den Schatten der Fabriktürme gelaufen kommen …
    Die Menschen streckten die Hände nach ihm aus, und er beugte sich vor und schüttelte ein paar davon. Die anderen Reiter taten dasselbe. Ihr Anführer steckte inmitten der Menge fest und unterhielt sich über den Sattelknauf gebeugt mit einem Offizier, der das Zaumzeug seines Pferdes ergriffen hatte. Nach einer Weile richtete er sich wieder auf, seine blonden Haare glänzten im Licht der Bogenlampen. Er hob die Hände über den Kopf, und die Menge verstummte. Alle Gesichter wandten sich ihm zu, während er sich für die Gastfreundlichkeit der Leute bedankte. »Wir haben einen langen Ritt hinter uns. Ich hoffe, ihr werdet uns verzeihen, dass wir erst einmal etwas Zeit brauchen, um unsere Pferde zu versorgen und uns zu erfrischen. Aber ich freue mich auf die Gespräche mit euch. Wir haben viel zu bereden!«
    Cash Baker war nun schon seit sechs Monaten mit Alder Hong-Owen und seinen Anhängern unterwegs. Anfangs waren sie die Rocky Mountains entlanggeritten und hatten sich mit Flüchtlingsgruppen getroffen, den sogenannten Wildsidern – Menschen, die sich geweigert hatten, in die Städte zu ziehen, und nun wie Nomaden lebten. Es gab Tausende kleine Gruppen mit Tausenden von Namen. Manche davon waren indianischer Abstammung, stolz und unabhängig. Andere waren die Nachfahren von Flüchtlingen, die während des großen Niedergangs der Zivilisation in der Einöde gestrandet waren. Schaf – und Ziegenhirten in ihren provisorischen Lagern auf den Sommerweiden hoch oben in den Bergen. Banden von Jägern und Sammlern, die ihre
Zelte aus intelligentem Stoff für

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