Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun
ein paar Tage oder Wochen an einem Ort aufstellten und versteckt zwischen den Felsen oder auf Lichtungen in Kiefern-, Birken – oder Erlenwäldchen kleine Gärten bewirtschafteten, um bald darauf weiterzuziehen. Sie hatten ein Dorf besucht, dessen Häuser auf den Felsvorsprüngen an den Seiten einer tiefen Schlucht errichtet worden waren. Auf dem Grund der Schlucht hatten sich eine Reihe von Gärten befunden, und in Tunneln, die in das Gestein gefräst worden waren, waren windbetriebene Turbinen versteckt gewesen. Eine Gruppe Kaninchenhalter hatte Alder und seinen Anhängern aus schwarzen und weißen Pelzen zusammengenähte Jacken geschenkt. Eine andere Gruppe hatte in einem alten Atomschutzbunker gehaust und ein Wasserkraftwerk, eine Farm von alten Großrechnern und ein Kommunikationsnetzwerk betrieben, das entlang der Rockys verlief.
Wohin sie auch kamen, überall verteilten Alder Hong-Owens Pilger Samen des Menschenbaums, redeten über die Revolution und die Neuigkeiten aus dem Rest Großbrasiliens und von den Monden des Jupiter und Saturn.
Banditen, Kriminelle und andere Gesetzlose waren in den Bergen eher selten anzutreffen. Die meisten waren von den Wildsidern gejagt worden, die sie entweder bei Schießereien getötet oder gefangen genommen hatten. Dann hatten sie sie gefesselt und nackt an den Rändern der wimmelnden Städte ausgesetzt, nachdem sie ihnen eine Liste ihrer Straftaten auf die Haut tätowiert hatten. Aber als Alders Gruppe von Pilgern vor Einbruch des Winters die Berge verlassen hatte und um das Nordende der Großen Wüste herumgeritten war, waren sie zweimal von Banditen überfallen worden. Beim ersten Mal war es ein heimlicher Angriff bei Nacht gewesen. Zwei Wachen war die Kehle durchgeschnitten und fünf Pferde gestohlen worden, während die
Tiere in der tiefen Dunkelheit in Panik geraten waren. Der zweite Angriff hatte sich an einem verschneiten Tag Anfang Dezember ereignet. Als sie durch die Ruinen von Coleharbor geritten waren, südlich der großen Salzpfanne, die einmal der Lake Sakakawea gewesen war, war eine Frau aus ihrer Gruppe von einem unbekannten Schützen aus dem Sattel geschossen worden. Sie hatten eine Weile unter Beschuss gestanden und in der Stadt festgesessen, bis Cash bei Einbruch der Dämmerung einen Gegenangriff angeführt hatte. Mehrere vermummte Gestalten waren durch die Ruinen der Häuser gelaufen und hatten sich mit ihnen eine Schießerei geliefert, wobei sie ihre einzige Drohne verloren hatten. Schließlich hatten sie die Position erreicht, die die Banditen nur wenige Minuten zuvor aufgegeben hatten – ein hufeisenförmiger Steinwall, umgeben von blattlosem Bergahorn. Um ein schwelendes Feuer hatten blutige Verbände und Kleider gelegen, und eine Spur im Schnee hatte zu den Hügeln im Norden geführt. Als sie am nächsten Morgen die Ruinen verlassen hatten, waren sie an Pfählen am Straßenrand vorbeigekommen. Darauf waren grausig anzusehende Menschenköpfe mit abgeschnittenen Ohren und verdrehten Augen aufgespießt gewesen, die Hüte aus blutigem Schnee getragen hatten. Ob dies als Drohung oder Anerkennung gedacht gewesen war, hatten sie nie herausgefunden und es auch gar nicht wissen wollen.
Weihnachten feierten sie mit einer Gemeinschaft von Wildsidern in einem Dorf aus Schiffscontainern auf einer zerfurchten Ebene südlich des Missouri River im ehemaligen North Dakota. Am Neujahrstag ritten sie weiter nach Süden am Rand der Großen Wüste entlang, auf einem gewundenen Pfad, der sie manchmal im Kreis führte oder nach Osten oder Westen ausscherte. Inzwischen redeten sie des Öfteren auch mit Mitgliedern des R & S-Korps. Anfangs
nur mit einzelnen Menschen oder kleinen Gruppen, die sich mit ihnen trafen, dann sogar mit ganzen Lagern.
In diesem Winter war es in den Städten zu Nahrungsmittelengpässen und Aufständen gekommen. In einem Großteil des Gebiets der ehemaligen Vereinigten Städten war das Kriegsrecht ausgerufen worden. In Panama City hatten Soldaten das Feuer auf hungernde Menschen eröffnet, die zur Villa eines Abkömmlings der Familie Escobar marschiert waren. Mehr als siebenhundert Menschen waren dabei getötet worden, und Tausende weitere starben bei den Aufständen, die kurz darauf die halbe Stadt verwüsteten. Der Bischof von Manaus hatte eine Gebetswache für den Frieden abgehalten. Am dritten Tag hatte sich mitten im Gebet ein Attentäter einen Weg durch die Menge der Gläubigen gebahnt, die in der Kathedrale versammelt waren, und hatte den
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