Sonnenfeuer - Der Frieden war nah
gefolgt waren. Keines der zerschundenen Gesichter würde er jemals vergessen können. Viele gute Männer waren wegen seiner Verblendung gefallen, viel zu viele. „Gerechtigkeit! Dass du es wagst, dieses Wort zu gebrauchen, ist ein Hohn!”
„Ist es auch Hohn, dass ich immer an Eurer Seite stand? Auch dann, wenn den anderen Männern der Mut in ihren Herzen gefror? Die Gerechtigkeit, die Euch so wichtig ist, liegt in Euren Händen, das solltet Ihr nicht vergessen.”
„Du hast mich betrogen, du hast uns alle betrogen. Diese Männer sind alle tot! Niemand kehrt in seine Heimat zurück, keiner hatte dieses Ende verdient!”
„Aber Ihr lebt, Dank mir. Und nur das zählt! Wir haben einen Pakt, ich bewahre Euer Leben und Ihr werdet mich eigenhändig zurück in Eure Heimat tragen.”
„Herrje, wie konnte ich unseren Pakt vergessen”, erwiderte er mit aller Verachtung, die er in seine Worte legen konnte. Der Schwarze knurrte das erste Mal selbst, seine Meute zog den Kreis enger.
”Ihr seid heute aber auch unpässlich. Ihr habt doch bereits ein Auge verloren, wenn Ihr nicht auf mich hören möchtet, wird noch ein Unglück geschehen. Es sind doch nur ein paar herumstreunende Wölfe.”
„Du hast genug von mir bekommen. Lass sie gehen!” Seine Muskeln spannten sich, aber die perfide Gier des Schwertes hatte er ebenfalls nicht vergessen. Ein Wolf senkte den Kopf und fletschte die Zähne.
„Ich mag aber nichts hergeben, was ich bereits in Händen halte! Euch bleibt nicht mehr viel Zeit, ich finde, der große Schwarze dort sieht besonders böse aus.”
Er schüttelte seinen Kopf: „Du Bastard! Ich werde dir die Seelen der Wölfe nicht geben. Niemals! Eher zerreiße ich sie vor deinen Augen mit meinen bloßen Händen!”
”Dabei fehlen wirklich nicht mehr viele. Wie lange glaubt Ihr, mir meine verdiente Beute noch vorenthalten zu können? Wir haben einen Pakt, Ihr könnt Euch dem Schicksal nicht entziehen. Ich habe Zeit, bei jedem Schritt, den Ihr macht, werde ich hinter Euch stehen.”
„Dass du dich gerade jetzt auf unseren Pakt berufst?”, verspottete er das Schwert. Graue Strähnen bedeckten sein Gesicht. Das dauerte ihm jetzt alles zu lange, er blickte zu Boden und stolperte auf die Tiere zu. „Ich habe meinem Sohn versprochen heimzukehren, und um den Preis meiner Seele hast du versprochen, dass mir das gelingen wird! Du wirst sehen: mein Sohn ist stärker als du, er wird mich erlösen!”
”Ich will die Seelen der Wölfe! Jetzt! Zieht mich und lasst mein Eisen Blut kosten. Dann bringe ich Euch in einem Stück zu Eurem Sohn!”
„Nein! Du wirst mir helfen, ohne dass ich mit dir gegen die Wölfe kämpfe! Sonst bleibst du mit meiner Leiche eine lange Zeit hier liegen!” Sein blindes Auge schmerzte, er ließ den Wölfen keine Wahl, ungelenk stürzte er zu Boden. Er spürte den warmen Atem des Tieres an seinem Rücken. Blau und kalt glimmte Cuareen neben ihm im Schnee. Weitere Zähne rissen an seinem verschlissenen Kettenhemd, bohrten sich vehement durch den ledernen Gambeson. Blanker Zorn erfüllte ihn, er brüllte sich seine Wut aus dem Leib, denn nur wer lebte, konnte brennen.
”Ihr seid Euch meiner ziemlich sicher, werter Herzog. Ergreift mich und kämpft mit mir oder Ihr werdet eine Lektion erhalten, die Ihr nicht so schnell vergessen werdet!”
Die Tiere zerrten an seinen Gliedern. Irgendetwas knackte in seinem linken Arm. Er schrie. Martialisch hörte er den Hall seiner eigenen Stimme. Seine rechte Hand, als ob sie einem fremden Herrn dienen würde, versuchte nach dem Schwert zu greifen. Er konnte es nicht verhindern, aber die Wölfe zogen ihn von der Klinge weg. Das war Irrsinn, wussten sie etwa, was sie taten? Welche Mächte traten hier nur gegeneinander an?
Unsägliche Schmerzen durchfuhren seinen Körper, der Dämon in ihm brannte. Er sah das glühende Schwert im Schnee. Aber ohne dass er die Klinge führte, konnte Cuareen keine Seelen an sich binden. Geisterhaft drangen Bilder vor seine Augen und verschwanden wieder: Dumpfe Hiebe, die Glieder zerrissen und Knochen brachen, und Zähne, die sich in Fleisch bohrten. Er tötete die Tiere mit seinen bloßen Händen. Der Schnee ertrank dampfend im Blut der Verlierer. Gewimmer. Leise verklangen die letzten Kampfgeräusche. Leben erlosch, alles in seiner Nähe wurde rot und still. Es war vorbei.
Er fühlte sich leer und schwach, seine Augenlider flackerten, zarte helle Linien stiegen vor ihm auf. Gleich würde er sein Bewusstsein verlieren, im
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