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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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der An fangs zeit der Skinheadbewegu n g…»
    «Was», unterbrach ich ihn, «wie die Kondommarke?»
    «Genau gleich, ja. Daneben gibt’s zum Beispiel noch die GSM, was für Gay Skinhead Movement steht. Die kämpfen vor allem gegen die weit verbreitete Homophobie in der Skinszene, sind ansonsten aber wie die Trojans relativ unpolitisch. Bei den Linken dominieren zwei Gruppierungen, die SHARP- und die RASH-Skins. SHARP steht für Skinheads Against Racism und hat sich Ende der Achtzigerjahre in den USA formiert. Die RASH sind die Red and Anarchist Skinheads , die Vereinigung kommunistischer und anarchistischer Skinheads.»
    ‹Rash› bedeutete auf Englisch unter anderem ‹Ausschlag›. Ich fand das irgendwie passend. Statt auf die Ironie hinzuweisen, hakte ich aber ungläubig nach: « Wie bitte ? Kommunistische Skinheads?»
    «Ja, kommunistische Skinheads. Wie schon gesagt, nicht alle Skins sind rechtsextrem. Aber wie die Naziskins sind auch die beiden linken Skinhead-Gruppierungen heute länderübergreifend vernetzt.»
    Kalle Rappolder war ein Glatzkopf, also interessierte ich mich vor allem für die Naziskins und fragte deshalb: «Und wie treten die Naziskins auf? Ich meine, wie sind die organisiert?»
    « I nternational treten vor allem zwei Gruppen in Erscheinung: Blood & Honour und die Hammerskins. Beide sind in der Schweiz relativ prominent vertreten.»
    «Was heisst das in Zahlen?»
    «Weisst du, genaue Zahlen gibt es nicht. Man schätzt den harten Kern der Naziskins in der Schweiz aber auf momentan etwa acht hun dert Mitglieder. Dazu kommen aber noch zusätzlich mehrere tausend Sym pathi santen, die selber allerdings kaum in Erscheinung treten. Die Szene ist also verhältnismässig überschaubar. Nur ist die Schweiz leider ein Paradies für rassistische Konzerte, die Naziskins aus ganz Europa anziehen. Die Gesetze sind lasch im Vergleich zum nahen Ausland, und die Polizei schreitet meist nur zögerlich ein. Wenn überhaupt.»
    Ich lehnte mich zurück, verschränkte den Kopf hinter den Armen und dachte nach. Dann meinte ich: «Okay, soweit hab ich ‘ s begriffen. Erzähl mir mehr von diesen zwei rechtsextremen Gruppen mit den komischen Namen. »
    «Die Hammerskins und Blood & Honour .»
    «Genau. Ist eine davon in Bezug auf Kalle Rappolder relevant?»
    Er nickte. « Blood & Honour , im weiteren Sinne.»
    «Und die Hammerskins?»
    «Nein, ausser, dass zwei von Rappolders Gefolgsleuten ehemalige Hammer skins sind.»
    «Du sagst das, wie wenn es ungewöhnlich wäre.»
    «Das ist es auch. Die Hammerskins sind die selbsternannte Elite der Nazi skins. Sie verstehen sich als auserwählte Bruderschaft, der nicht jeder Daher ge laufene beitreten kann. Man muss sich bewerben und durchläuft einen strengen Auswahlprozess, bevor man aufgenommen wird.»
    «Nur in der Schweiz?»
    «Nein, überall. Gegründet wurden sie Mitte der Achtzigerjahre in den USA. In Dallas, glaube ich. Die einzelnen Ländergruppen werden als Divisionen bezeichnet, die Abteilungen innerhalb der Länder als Chapter . Wie bei den Rockern. Die Schweizer Division hat etwa fünfzig Mitglieder. Das klingt nach wenig, aber man muss bedenk en , dass es in  ganz Deutschland auch nur rund hundert sind .»
    «Und woher kommt der Name?»
    «Ihr Symbol ist das Logo der Faschisten aus dem Pink-Floyd-Film The Wall . Das mit den zwei gekreuzten Hämmern ? »
    Ich schüttelte den Kopf. «Ich hab den Film nur einmal gesehen, vor fast zwanzig Jahren.»
    Er verzog sein Gesicht. «Na ja, die Hammerskins haben ihr Logo von diesem Film geklaut. In ihrer Deutung stellen die Zimmer manns häm mer den Bezug zu Thor und damit zu den nordischen Göttern her.»
    «Ah, der Germanenkult. Wie bei den Nazis.»
    «Ja, genau. Die nordische Herrenrasse. Die Arier.»
    «Ich dachte, dass man heutzutage davon ausgeht, dass die Arier gar nicht aus Nordeuropa stammen?»
    Er nickte und meinte mit triefendem Sarkasmus: «Alles gelogen, selbst ver ständ lich.» Er lachte humorlos. «Weisst du, das stört diese Fanatiker nicht im Geringsten. Die legen sich ihr eigenes Weltbild zurecht. Echte Wissenschaft stört da nur. So betrachtet unterscheiden sie sich in dieser Hinsicht nicht von anderen Eiferern, ob religiöse oder politische.»
    «Okay, und was ist mit der anderen Gruppe? Blood & Honour ? Und was hat Kalle Rappolder damit zu tun?»
    «Na ja, Blood & Honour ist nicht eine Gruppierung im eigentlichen Sinne, sondern eher ein übergeordnetes Netzwerk von kleinen und grossen regionalen

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