Sonnenglut der Leidenschaft
dass es jetzt kein Zurück mehr gab. Eine einzige Bewegung, dann war das Hindernis überwunden.
Gwynneth schrie leise auf und klammerte sich an ihn. Beide erschraken.
Doch der kurze, heftige Schmerz klang bereits ab und machte dem Verlangen Platz, Tariq tiefer in sich zu spüren.
„Nein“, wisperte sie energisch, als er versuchte, sich zurückzuziehen. „Nein!“ Sie hob sich ihm entgegen und sah ihm tief in die Augen, bis er nachgab.
Langsam und behutsam drang er tiefer in sie ein, immer tiefer, während sie sich an ihn klammerte und sich schneller unter ihm bewegte, bis auch er das Tempo erhöhte.
Endlich spürte sie ihn richtig. Sie passte sich seinem Rhythmus an und flog immer höher und höher, das Tempo stieg und stieg, und dann erlebte sie endlich das, was sie sich all die Jahre versagt hatte.
Gemeinsam mit Tariq erreichte Gwynneth den Höhepunkt des Verlangens und wurde von einem unglaublichen Glücksgefühl durchflutet, als er sich in ihr verströmte.
„Ich habe dir eine Tasse Tee gebracht.“
Verlegen wandte Gwynneth den Blick ab, als Tariq die Tasse auf den Nachttisch stellte und sich aufs Bett setzte.
„Gibt es schon Neuigkeiten, wann wir von hier fortkönnen?“, fragte sie mit bebender Stimme. Auf gar keinen Fall sollte Tariq denken, sie würde ihn nach der gemeinsamen Nacht an sich binden wollen. Das ließ ihr Stolz nicht zu.
Sie wollte fort? Nach allem, was sie in der vergangenen Nacht erlebt hatten? Tariqs Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Die Vorstellung, ohne sie zu leben, zerriss ihn fast. Er durfte sie nicht gehen lassen. Das würde er nicht überleben. Ohne sie besaß nichts eine Bedeutung. Sie sollte bis ans Ende seiner Tage bei ihm bleiben. Davon musste er sie überzeugen. Teilte sie denn die leidenschaftliche Liebe nicht, die er für sie empfand?
„Nein, noch nicht.“ Wieder eine Lüge, doch er wusste sich nicht anders zu helfen.
„Aha.“ Unauffällig befeuchtete sie ihre Lippen.
„Ich muss mich bei dir entschuldigen“, sagte er kurz angebunden.
Nervös zupfte sie an der Bettdecke.
„Ich kann ja verstehen, wieso du gedacht – ich meine, wieso du es nicht für möglich gehalten hast …“ Sie verzog das Gesicht und atmete tief durch. „Für eine Frau in meinem Alter ist es wohl ungewöhnlich, noch nicht … ich meine, dass ich noch …“
„Verrätst du mir den Grund?“, fragte Tariq leise.
„Es hängt mit meinem Vater zusammen“, antwortete sie ehrlich. „Ich habe dir ja schon erzählt, was für ein Sexprotz er war. Er konnte gar nicht genug Frauen beglücken. Sein Appetit auf Sex war schier unersättlich. Mit Gefühlen hatte das nichts zu tun. Für ihn gab es nur den Liebesakt, mehr nicht. Bis zur nächsten Frau.
Nachdem er uns verlassen hat, warf meine Mutter mir vor, genauso zu sein wie mein Vater. Wahrscheinlich ertrug sie deshalb meinen Anblick nicht. Also hat sie mich ins Internat gesteckt.“
Nicht die geringste Spur von Selbstmitleid klang aus ihrem Bericht heraus. Und doch hätte er sie am liebsten tröstend in die Arme genommen und ihr gesagt, was er von ihren Eltern hielt. Besonders von ihrer Mutter.
„Damit hat wohl alles angefangen“, fuhr Gwynneth fort. „Natürlich war ich damals noch zu jung, um die Gefühle, die ich empfand, mit Sex in Verbindung zu bringen. Ich wusste nur, dass ich auf gar keinen Fall so sein wollte wie mein Vater.
Als ich dann älter wurde und meinem Vater zuhörte, der ungehemmt und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen von seinem Sexleben erzählte, habe ich mir Sorgen gemacht, seine Veranlagung geerbt haben.
Er ist wirklich jedem Rock nachgelaufen und hat dann die Frauen so lange bedrängt und mit Aufmerksamkeiten überschüttet, bis sie nachgaben. Ohne Sex konnte er nicht leben. Wahrscheinlich war er sexsüchtig. Es hat ihn erregt, eine neue Eroberung zu machen, aber er war unfähig, eine emotionale Bindung einzugehen.
Ich hatte Angst, genauso zu werden. Deshalb beschloss ich, kein Risiko einzugehen und mich gar nicht erst mit einem Mann einzulassen. Ich habe mir jede sexuelle Empfindung versagt und das sogar geschafft. Bis zu der ersten Nacht mit dir. Da ist mir bewusst geworden …“
Sie verstummte erschrocken und senkte verlegen den Blick. Fast hätte sie Tariq verraten, dass die Erkenntnis, dass sie ihn liebte, ihr deutlich gemacht hatte, wie sehr sie sich von ihrem Vater unterschied.
„Was ist dir bewusst geworden?“, fragte er gespannt.
„Wie viel Spaß mir all die Jahre entgangen ist.
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