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Sonnenscheinpferd

Sonnenscheinpferd

Titel: Sonnenscheinpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steinunn Sigurðardóttir
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Ralla waschen Wäsche
. Der Hauptspaß war, Ralla zu spielen, Mummi und ich wechselten uns dabei ab. Ralla hängt Halli mit Riesenklammern verkehrt herum an die Leine, Ralla nimmt ein Fußbad im Kochkessel, Ralla mangelt ihre Brille …
    Als die großen Teile trocken waren, versuchte ich, sie durch die Bügelmaschine zu ziehen, aber das war ein hoffnungsloses Unterfangen, auch wenn Mummi zu helfen versuchte. Als Ragnhild abends noch einmal zu ihrer Station musste, ordnete ich schrecklich verknitterte Laken und Bettbezüge in den Wäscheschrank ein. Die Bettwäsche hatte so wenig Ähnlichkeit mit der von Magda, dass ich deswegen einen Heulkoller bekam.
    An diesem ersten Waschtag kam ich auch mit dem Bügeleisen nicht zurecht, und von da an gab es in der Sjafnargata nichts Gebügeltes mehr, abgesehen von Haralds Hemden und einigen Sachen von Ragnhild, die in die Wäscherei oder in die Chemische Reinigung gebracht wurden. Erst viel später, als ich einen Liebsten hatte, begann ich meine Sachen zu bügeln und zu plätten, damit ich ihm nicht zerknautscht unter die Augen treten musste.

    Am nächsten Tag, am ersten Sonntag nach Magdas Weggehen, war ich so erschöpft vom Wäschewaschen, dass ich erst aufstand, als Mummi mich zum Essen rief. Ich zog mich träge, aber in dem düsteren Triumphgefühl an, dass dieses Mittagessen mir zu verdanken sei – mit der Großen Wäsche am Samstag hatte ich sichergestellt, dass die Serie der Sonntagskeulen nicht unterbrochen wurde.
    Aber die bevorstehende Woche lag mir schwer im Magen.Da Ragnhild und Harald sich nicht am richtigen Tag um die Wäsche gekümmert hatten, war kein Verlass darauf, dass sie sich an Magdas Zimmer-System halten würden. Ich sah sämtliche acht Zimmer in staubiger Unordnung vor mir, einen um den anderen Tag, die Fußböden verdreckt, die Badewanne schmierig und voller Haare.
    Ich musste trotzdem abwarten, was Ragnhild tun würde oder vielleicht Harald, wenn sie am Mummizimmertag oder an meinem von der Arbeit kamen. Ob sie möglicherweise aufräumen würden. Hätte ich schon alles erledigt, würde ich nicht in Erfahrung bringen, was sie vorgehabt hatten.

    An dem Morgen war drinnen bei mir Sonne und im Baum kein Sturm. Ich weckte Mummi, als die Schritte des Ehepaars weit hinten auf der Straße verklungen waren. Wir gingen hinauf in die Küche, und ich deckte den Tisch für uns, wie Magda es getan hatte, und kochte den Haferbrei.
    Nach dem Brei sauste Mummi barfuß im Schlafanzug in den Garten, und ich hinterher. Der große Lilla-Vogel hatte den kleinen Mummi-Vogel erwischt, als der Ruf erschallte: Lauselümmel! Ein großer, schlanker Mann mit Brille stand am Zaun. Er rief noch einmal
Lauselümmel!
und deutete gleichzeitig mit einem überlangen Zeigefinger auf uns.
    Mummi und ich flohen ins Haus, schlossen die Tür ab und beschimpften uns gegenseitig als Lauselümmel und Mauselümmel. Ich suchte etwas zum Anziehen für meinen kleinen Bruder, und wir tobten den Rest des Tages im Haus und auf dem Dachboden herum, und das waren die Anfänge vom Tot-Spiel und Gespenst-Spiel und Unsichtbar-Spiel.
    Mummi war eingeschlafen, als Harald und Ragnhild nach Hause kamen. Unter dem Oberbett wartete ich darauf, dass Ragnhild in mein Zimmer käme und aufräumte, wie Magda es immer an dem Tag gemacht hatte.
    Aber anscheinend dachte Ragnhild an ganz andere Dinge. Ich horchte lange auf die Geräusche, die sie und Harald in der oberen Etage machten. Als nichts mehr zu hören war, schlich ich in Mummis Zimmer. Kleine kalte Füße lugten unter der Bettdecke hervor. Ich mummelte sie ein, wie Magda es oft getan hatte. Dann räumte ich seine Spielsachen auf, putzte Staub und fegte, ohne dass er wach wurde. Mit dem Wischen musste ich warten, denn der Aufnehmer war oben, und ich wollte nicht riskieren, Ragnhild und Harald zu stören.
    Das Aufräumen und Putzen in meinem Zimmer unterblieb. Es war meine Sache, was ich da tat: Das war mein Zimmer. In einem unaufgeräumten, ungeputzten Zimmer, in dem alles nach dem Montagsputz blitzsauber hätte sein müssen, steigerte sich meine Angst vor dem langen Mann mit Brille und heiserer Stimme, der draußen am Zaun Lauselümmel rief und mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Mummi und mich deutete.

    Am ersten Badezimmertag, nachdem Magda gegangen war, geschah etwas Erstaunliches. Als Harald von der Arbeit nach Hause kam, sagte er zu mir: Jetzt werden wir einen Spaziergang machen, meine Liebe.
    Ich versuchte ganz schnell, mich feinzumachen und die

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