Sonnenstürme
Stromo hatte klare Befehle in Bezug auf das Ziel seiner Mission, und es schien ihm großes Vergnügen zu bereiten, sowohl die gefangenen Roamer als auch jene Clanmitglieder zu schockieren, die das Geschehen bei Rendezvous aus sicherer Entfernung beobachteten.
»Im Auftrag des Vorsitzenden der Terranischen Hanse und des Königs ordne ich hiermit die Zerstörung dieser Einrichtung an.« Leise und wie im Selbstgespräch fügte er hinzu: »Was für ein Rattennest!«
Vorbereitete Sprengladungen explodierten und trennten die wichtigsten Verbindungen. Die Manta-Kreuzer nahmen Rendezvous von oben mit Jazern und hochenergetischen kinetischen Projektilen unter Beschuss. Die Strahlen und Geschosse galten den Streben, Gerüsten und Kabelbündeln zwischen den Asteroiden.
Cesca beobachtete, wie es bei Rendezvous immer wieder aufblitzte. Die neben ihr sitzende Jhy Okiah schloss die Augen, und Tränen kamen unter ihren Lidern hervor, rannen über die faltigen Wangen. Die Asteroiden brachen auseinander, und alles fiel der Vernichtung anheim: persönliche Quartiere, Lager, Lehr- und Ausbildungszentren… all das, was für Kultur und Geschichte der Roamer wichtig gewesen war.
Die anderen Clan-Schiffe flogen in unterschiedliche Richtungen davon, um sich in den Weiten des Spiralarms zu verstecken. Die Roamer kannten hunderte von geheimen Siedlungen, Basen und Stützpunkten. Sie würden sichere Ort aufsuchen und schließlich wieder zusammenkommen.
Auch auf Cescas Wangen hinterließen Tränen fechte Spuren. Sie warf sich vor, die Skrupellosigkeit des Vorsitzenden Wenzeslas unterschätzt zu haben. Wie war es ihm überhaupt gelungen, Rendezvous zu finden? Als ob die Roamer einen weiteren Grund gebraucht hätten, der Großen Gans nicht zu trauen…
»Lass uns von hier verschwinden, Cesca«, sagte Jhy Okiah mit heiserer Stimme.
Cesca nickte wortlos. Sie gab Kursdaten in den Navigationscomputer, und das diplomatische Schiff beschleunigte, entfernte sich vom Trümmerhaufen, der einmal Rendezvous gewesen war. »Wir werden überleben. Wenn der Himmel dunkel ist, leuchtet unser Leitstern am hellsten.«
Die Roamer flohen, stoben in alle Richtungen davon.
117 WEISER IMPERATOR JORA’H
Die neuen Angriffe der Hydroger und die offene Rebellion des Hyrillka-Desgnierten erforderten sofortige Maßnahmen, doch nicht einmal der Weise Imperator konnte auf alles gleichzeitig reagieren. Pery’hs Ermordung und der Anschlag auf sein eigenes Leben machten ihm mehr zu schaffen als alles andere.
Durch das zerfranste Thism spürte er einen weiteren Notfall auf Maratha, aber dort befanden sich so wenige Personen, dass er keinen klaren Eindruck von der Situation gewann. Die Verbindung mit seinem Bruder Avi’h war ohnehin nie sehr stark gewesen.
Yazra’h stand an seiner Seite, entschlossener als jemals zuvor. Jora’h brachte ihr uneingeschränktes Vertrauen entgegen, nachdem sie ihn ohne Rücksicht auf das eigene Leben verteidigt hatte. Die besten Angehörigen des Mediziner-Geschlechts hatten die Schnittwunde in ihrem Arm behandelt und sie mit einem photoaktiven Heilpflaster bedeckt. Die Isix-Katzen saßen mit glänzenden Augen in der Nähe und schienen auf das Blut eines weiteren Verräters zu hoffen.
Adar Zan’nh und seine reparierten Kriegsschiffe waren mit Überlebenden von Hrel-oro nach Ildira zurückgekehrt. Als der junge Adar den Prismapalast erreichte, machte er sich sofort auf den Weg zum Empfangssaal der Himmelssphäre. Mit seiner schnellen Reaktion und unermüdlicher Arbeit beim Rettungseinsatz auf dem Planeten hatte Zan’nh vielen Ildiranern das Leben gerettet.
Der Weise Imperator musterte den Kommandeur der Solaren Marine und nahm die tapfere Entschlossenheit in seinem Gesicht mit Zufriedenheit zur Kenntnis. Gleichzeitig fühlte er die Erschütterung seines Sohnes. »Rusa’h hat Pery’h umgebracht!«, sagte Jora’h, der im Chrysalissessel saß. »Er hat den Designierten-in-Bereitschaft ermordet!«
»Was soll ich tun, Herr?« Zan’nh blieb förmlich und seiner Rolle als Adar gerecht, anstatt der trauernde Bruder zu sein. Er sah seine Halbschwester Yazra’h an, die dicht neben dem Chrysalissessel stand, und nickte anerkennend. »Möchtest du, dass ich eine Erkundungsgruppe nach Hyrillka schicke, damit wir Rusa’h befragen und herausfinden können, was genau geschehen ist?«
Eine Nova des Zorns schien in Jora’hs Brust zu brennen. »Beim Verhör der Pilger von Hyrillka haben wir kaum Informationen bekommen, aber ich weiß, dass
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