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Sonnenstürme

Sonnenstürme

Titel: Sonnenstürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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sich mein Bruder gegen uns gewandt hat. Er befahl, Pery’h zu töten. Es war vorsätzlicher, kaltblütiger Mord. Ich glaube… Rusa’h wollte damit meine Aufmerksamkeit wecken.« Der Weise Imperator sah zu den versammelten Beamten und Beratern.
    »Wir sind bereit für alle Maßnahmen, die du für erforderlich hältst, Herr«, sagte Zan’nh.
    Das geflochtene Haar des Weisen Imperators zuckte, während er über seine Möglichkeiten nachdachte. Jora’h kniff die saphirenen Augen zusammen. Er hatte alle Pilger und Bittsteller fortgeschickt, duldete nur die Berater in seiner Nähe, die sein besonderes Vertrauen genossen und von denen er guten Rat erwarten durfte.
    Während er noch überlegte, platzten die Worte aus ihm heraus. »Der Erstdesignierte Thor’h unterstützt meinen Bruder bei dieser Rebellion. Einige von ihnen entschuldigen Rusa’hs Verhalten. Er wurde verletzt, ist nicht mehr er selbst, sein Bewusstsein ist nicht geheilt.« Jora’hs Finger schlossen sich um den schmalen Rand des wiegenartigen Sessels. »Aber er hat meinen Sohn ermordet. Und Thor’h hat ihm dabei geholfen!«
    Der Weise Imperator senkte die Stimme, und sein Blick glitt von Zan’nh zur aufmerksamen Yazra’h. »Trotz meiner Zweifel an Thor’h habe ich gehofft, dass er reifen würde, um seine Verantwortung wahrzunehmen. Stattdessen wendet er sich gegen mich, gegen alle Ildiraner. Dieses Verbrechen kann nicht ignoriert oder gerechtfertigt werden.«
    Er atmete tief durch, und die Worte fühlten sich wie trockene Steine in seinem Mund an. »Von diesem Tag an sollen alle wissen, dass der Mörder Rusa’h kein Designierter mehr ist. Außerdem annulliere ich hiermit Thor’hs Berufung zum Erstdesignierten.«
    Selbst Yazra’h schnappte nach Luft, als sie diese Erklärung hörte. Das Geräusch veranlasste die Isix-Katzen, aufzustehen und sich im Saal nach Eindringlingen umzusehen. Die Berater murmelten überrascht. Doch Jora’h war gar keine andere Wahl geblieben. Der Erstdesignierte hatte sich gegen ihn gewandt und konnte nie wieder der Weise-Imperator-in-Bereitschaft sein.
    Yazra’h beruhigte die Raubkatzen. »Das Reich braucht einen Erstdesignierten, Vater. Du musst einen anderen wählen…«
    »Ich habe meine Wahl bereits getroffen«, sagte Jora’h. »Allein die Genetik verhinderte, dass Zan’nh, mein wahrer erstgeborener Sohn, nicht zum Erstdesignierten wurde. Er hat beispielhafte Dienste geleistet und genießt mein volles Vertrauen. Ich könnte mir keinen würdigeren Nachfolger wünschen.« Zan’nh riss die Augen auf und setzte zu einem Einwand an, aber Jora’h fuhr fort: »Deshalb ist Zan’nh der provisorische Erstdesignierte, bis diese Angelegenheit geklärt ist und Thor’h zurückgebracht wurde, damit er mir hier im Saal der Himmelssphäre gegenübertreten kann.«
    Zan’nh wirkte ebenso verblüfft wie alle anderen. »Bekh!«, entfuhr es ihm leise.
    Yazra’h sah ihn an und lächelte.
    Jora’h hörte das erstaunte Murmeln. Er hatte bereits viele alte Traditionen des Ildiranischen Reiches gebrochen. Er hatte es gewagt, den Chrysalissessel zu verlassen und seinen Fuß auf ungeweihten Boden zu setzen. Er hatte seine eigene Tochter zur ersten Protektorin gemacht, anstatt einen Angehörigen des Krieger-Geschlechts für diese Aufgabe auszuwählen. Und jetzt ernannte er Zan’nh, der nicht einmal ein reinblütiger Adliger war, zum neuen Erstdesignierten. Wie viel mehr würde das ildiranische Volk hinnehmen?
    Jora’h biss die Zähne zusammen. So viel wie nötig.
    Er war der Weise Imperator, und er musste ein unbeweglicher Fels sein, anstatt sich wie ein Grashalm jedem Lüftchen zu beugen. Seine Entscheidungen waren für das ganze Volk bindend, abgesehen von jenen, die Rusa’h mit seinen verräterischen Manipulationen geblendet hatte.
    Jora’h beugte sich vor und schloss die Hand um Zan’nhs Unterarm. »Sprich mit mir, wenn du jemals Zweifel daran haben solltest, die Pflichten des Erstdesignierten erfüllen zu können.«
    »Ich bin dein Adar, Herr. Ich habe keine Zweifel.« Das Gefühl aber, das Jora’h, durchs Thism empfing, widersprach diesen zuversichtlichen Worten.
    Der Weise Imperator lächelte. »Doch, du hast welche. Aber gemeinsam können wir stark sein.«
    »Ich… werde all die Dienste leisten, die der Weise Imperator von mir erwartet.« Zan’nh sah auf den polierten Steinboden. »Bis die Ordnung wiederhergestellt ist.«
    Jora’h spürte, wie die auf ihm lastende Bürde der Verantwortung ein wenig leichter wurde.

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