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Sonnenstürme

Sonnenstürme

Titel: Sonnenstürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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königlichen Pflichten gerecht geworden war.
    Im privaten Quartier umarmte Estarra ihren Mann liebevoll. In ihren braunen Augen zeigte sich eine Mischung aus Tränen und Freude. Sie schien sich kaum mehr zurückhalten zu können.
    Peter lachte. So hatte er seine Frau noch nie erlebt. »Meine Güte, Estarra, du erweckst den Eindruck, als würdest du im nächsten Moment platzen. Was möchtest du mir sagen?«
    Sie lächelte. »Wir brauchen uns keine Sorgen mehr darüber zu machen, dass Prinz Daniel irgendwann ein unwürdiger Nachfolger wird.«
    Peter ließ sich von der Freude seiner Frau anstecken und lächelte ebenfalls. »Wovon redest du da?«
    »Damit hat nicht einmal der Vorsitzende Wenzeslas gerechnet«, sagte Estarra. »Ich bin selbst überrascht – es war gewiss nicht geplant. Ich bin schwanger, Peter. Wir bekommen unser erstes Kind.«

121 CELLI
    Zwar dauerte die endlose Arbeit an, aber in Celli wuchsen Hoffnung und Faszination. Tag für Tag kehrte sie zu dem fast undurchdringlichen Dickicht zurück und kroch durch schmale Lücken zur Lichtung.
    Sie verriet niemandem etwas von dem sonderbaren, wachsenden Totem in menschlicher Gestalt und beobachtete, wie das Gesicht deutlichere Züge bekam, wie die Rindenhaut dicker wurde und ihr der Blick hölzerner Augen folgte. Solimar fragte Celli mehrmals nach dem Grund für ihr hintergründiges Lächeln und den ungewöhnlichen Tatendrang, den sie seit einiger Zeit zeigte, doch Celli wollte warten, bis sie mehr herausgefunden hatte. Selbst die grünen Priester mit ihrem speziellen Telkontakt schienen nichts zu wissen.
    Fasziniert von den Veränderungen, die sie jeden Tag an der hölzernen Gestalt beobachtete, wanderte Celli um den Stamm mit den sich überlappenden Rindenschuppen. Einige dicke Stränge wirkten wie menschliche Gliedmaßen und Muskeln. Doch dies war mehr als nur eine Statue oder ein Schnitzwerk – es handelte sich um ein lebendes Etwas, das Kraft durch die Wurzeln tief im Waldboden bezog.
    »Wenn ich doch nur wüsste, was du bist«, sagte Celli laut.
    Die runden Augen bewegten sich. Immer wieder spürte Celli den Blick des Etwas auf sich ruhen, doch der größte Teil des Gesichts blieb unter einer äußeren Holzschale verborgen. Die Iris der Augen hatte eine ringförmige Struktur, wie die Wachstumsringe eines Baums.
    Immer wieder hatte Celli von den grünen Priestern gehört, dass der Weltwald alles auf Theroc sehen konnte, durch Milliarden winziger Augen in den Blättern. Doch dies war etwas anderes. Dieses Wachstum versuchte ganz bewusst, menschliche Gesichtszüge nachzuahmen. Und das Etwas wirkte immer vertrauter…
    Eines Nachmittags, als Celli allein in den kühlen Schatten stand, den fruchtbaren Boden und das feuchte Unterholz roch, hörte sie ein lautes Knacken und eilte zu dem menschenförmigen Stamm. Das Knacken wiederholte sich, und es hörte sich nach brechender Rinde an. Celli stellte fest, dass die äußere Holzschale aufbrach, wie die Hülle eines Eis.
    Sie wich zwei Schritte zurück, doch Neugier veranlasste sie nur kurze Zeit später, sich wieder zu nähern.
    Goldene Rindenschuppen blätterten ab, und zum Vorschein kam frisches, blasses Holz, glatt und mit goldener Maserung… wie Haut. Die großen, knorrigen Äste gerieten in Bewegung. Wie die Arme eines erwachenden Mannes streckten sie sich vom rumpfartigen Stamm zur Seite. Die hölzerne Gestalt richtete sich auf und wandte Celli das Gesicht zu, das noch immer von Rinde bedeckt war.
    Die Arme kamen nach oben, und als die fingerartigen kleinen Zweige an ihrem Ende das Gesicht berührten, löste sich Borke wie Schorf, und es wurden perfekte Finger sichtbar.
    Celli beobachtete sprachlos, wie die Hände Rinde vom Gesicht zupften. Eine glatte Stirn zeigte sich, dann die Nase und schließlich das ganze Gesicht. Sie erkannte es.
    »Beneto?« Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Die hölzerne Gestalt sah genauso aus wie ihr Bruder, der gestorben war, als die Hydroger den Weltwaldhain auf Corvus Landing zerstörten.
    Unten teilte sich der Stamm zu zwei im Boden steckenden Beinen. Der Holz-Beneto strengte sich an und versuchte, die Beine zu heben, und schließlich kamen sie frei, lösten sich von den Wurzeln. Die Gestalt trat einen schweren Schritt nach vorn und blieb stehen.
    »Beneto… bist du da drin?«, fragte Celli mit funkelnden Augen, aber sie wagte sich nicht näher heran. Sie hatte Geschichten von menschenähnlichen Geschöpfen aus Ton gehört. Wie lautete der Ausdruck? Ein Golem!

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