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Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Als einziger von allen an Bord beobachtete der Pil leidenschaftslos, wie Jacob besinnungslos vorwärts taumelte und aufs Deck stürzte, nur wenige Schritte vor ihm...
    Der Gedanke erfüllte ihn mit eisiger Kälte. Er wollte ihn notieren, doch dann hielt er inne. Das war zu starker Tobak! Er warf eine kurze Notiz in Pidgin-Delphintrinär auf das Blatt und legte es zur Nummer IV.
    »Entschuldigung.« Er sah zu dem Techniker auf. »Sagten Sie etwas?«
    Der Techniker schüttelte den Kopf. »Ach, es ging mich sowieso nichts an. Ich hätte meine Nase gar nicht hier reinstecken sollen. Ich war nur neugierig, was Sie hier treiben.«
    Der Mann blickte ihn schweigend an. »Sie versuchen, das Projekt zu retten, nicht wahr?« fragte er schließlich.
    »Ja.«
    »Da müssen Sie aber der einzige von den großen Fischen sein, der das tut«, meinte der Mann bitter. »Tut mir leid, daß ich Sie vorhin so angeknurrt habe. Ich werde Sie nicht weiter stören, damit Sie weiterarbeiten können.«
    Jacob überlegte kurz. »Hätten Sie Lust, mir zu helfen?« fragte er dann.
    Der Mann drehte sich um. »Was brauchen Sie denn?«
    Jacob grinste. »Na, für den Anfang vielleicht einen Besen und eine Schaufel.«
    »Kommt sofort.« Der Chefingenieur eilte davon.
    Eine Zeitlang trommelte Jacob mit den Fingern auf der Tischplatte. Dann schob er die verstreuten Blätter zusammen und stopfte sie in die Tasche.

18. Focus
    »Der Direktor hat gesagt, da darf niemand rein, wissen Sie.«
    Jacob blickte von seiner Arbeit auf. »Meine Güte, Chief.« Er grinste. »Das habe ich nicht gewußt! Daß ich hier versuche, das Schloß zu knacken, geschieht lediglich zu meiner körperlichen Ertüchtigung.«
    Der Mann trippelte nervös herum und brummte vor sich hin, er habe nie erwartet, sich an einem Einbruch beteiligen zu müssen.
    Jacob wippte zurück. Der Raum schwankte, und er griff nach dem Plastiktischbein neben sich, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Im trüben Licht des Fotolabors konnte man kaum etwas erkennen, vor allem dann nicht, wenn man zwanzig Minuten lang mit haardünnem Werkzeug feinmechanische Arbeit verrichtet hatte.
    »Ich hab’s Ihnen doch schon einmal gesagt, Donaldson«, seufzte er. »Wir haben keine andere Wahl. Was hätten wir denn vorzuweisen? Einen staubigen Fleck und eine hanebüchene Theorie? Denken Sie doch mal nach! Im Augenblick beißt sich die Katze in den Schwanz. Sie lassen uns nicht an das Beweismaterial heran, weil wir nicht beweisen können, daß es nötig ist.«
    Jacob rieb sich die Nackenmuskeln. »Nein, wir müssen es allein tun – das heißt, wenn Sie nicht aussteigen wollen...«
    Der Chefingenieur grunzte. »Sie wissen genau, daß ich nicht aussteigen will.« Seine Stimme klang beleidigt.
    »Okay, okay.« Jacob nickte. »Ich bitte um Entschuldigung. Würden Sie mir jetzt bitte dieses kleine Werkzeug da drüben reichen? Nein, das mit dem Haken am Ende... Richtig. Und jetzt gehen Sie doch einfach hinüber zur Außentür und passen Sie auf, ob jemand kommt, damit ich Zeit habe, hier aufzuräumen. Halten Sie Augen und Ohren offen.«
    Donaldson entfernte sich ein Stück weit, aber er hielt sich nahe genug, um zusehen zu können, als Jacob sich wieder an die Arbeit machte. Er lehnte sich gegen den kühlen Türpfosten und wischte sich den Schweiß von Stirn und Wangen.
    Demwa machte einen durchaus rationalen und vernünftigen Eindruck, aber die wilden Bahnen, auf denen seine Phantasie sich seit ein paar Stunden bewegte, waren für Donaldson schwindelerregend.
    Das Schlimmste daran war, daß alles so makellos zusammenpaßte. Es war aufregend, dieses Jagen nach Hinweisen. Und was er herausgefunden hatte, bevor er hier mit Demwa zusammengetroffen war, ließ die Geschichte dieses Mannes nur noch glaubhafter erscheinen. Aber es war auch beängstigend. Es bestand immer die Möglichkeit, daß dieser Kerl tatsächlich verrückt war, trotz der Schlüssigkeit seiner Argumentation.
    Donaldson seufzte. Er wandte den feinen, metallischen Scharrlauten und dem auf und ab nickenden Kopf mit dem buschigen Haarschopf den Rücken zu und begab sich langsam zur Außentür des Fotolabors.
    Eigentlich war es gleichgültig. Irgend etwas war faul hier auf dem Merkur. Wenn nicht bald jemand etwas unternahm, würde es keine Sonnenschiffe mehr geben.
    Ein simples Zuhaltungsschloß für einen gezackten, gerieften Schlüssel – einfacher konnte es nicht sein. Jacob hatte nicht übersehen können, daß es auf Merkur nur wenige moderne Schlösser gab.

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