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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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Bauch gerichtet.
    Inzwischen hatte Sven, wie anders, Mavis ausgemacht. Er durchquerte den Raum und nahm sie näher in Augenschein. Die Hände auf den Hüften, musterte er ihr angemaltes und überzogen gekleidetes Wrack.
    Oib kippte rasch den Kapotthut nach vorne, als wolle sie das bevorstehende Gemetzel nicht sehen.
    »Hallo, Liebes«, sagte Sven mit fadenscheiniger Zärtlichkeit. »Du siehst aber gar nicht gut aus.«
    »Du hast noch nie gut ausgesehen«, sagte seine Exfrau.
    »Immer noch zu gut für mich, mein armer alter Blauschimmelkäse?«
    Sie wand sich unter der Anspielung auf ihre Haut und bleckte vor Hass die Zähne. »Scheiße wäre noch zu gut für dich, du Abstrich!«, konterte sie.
    »So ist es!«, rief Rory. »Das reicht jetzt!«
    Verzweifelt legte Oib eine plumpe Pfote auf Mavis’ Arm. Dann standen Altairerin und Philosophen wie auf Kommando auf, verließen den Tisch und zerrten einander hastig außer Reichweite, derweil sich Sven vorlehnte und Mavis voll auf den Mund küsste.
     
    Sven hätte sie nicht mehr verletzen können, wenn er seinen Schwanz herausgeholt und sie angepinkelt hätte. Mavis wehrte sich, ruderte mit den Armen und wechselte von Blau nach Purpurrot. Im nächsten Augenblick, während er immer noch gebückt über Mavis stand, sprang so etwas wie ein Pfund gebündelte
Würstchen aus ihrer offenen Handtasche und heftete sich an Svens Hemd.
    Der Irrwisch verteidigte seine Herrin.
    Sven war getunt, seine Reaktionszeit optimiert. Blitzschnell ratschte er den Irrwisch von seiner Brust. Blut spritzte dem kleinen Cyborg hinterher und besudelte Mavis und den Tisch. Sven umklammerte mit der freien Hand seinen Hals.
    Alle wichen zurück und hielten den Atem an. Der Marodeur hätte keine Chance gehabt, wenn der Irrwisch noch einigermaßen intakt gewesen wäre.
    Blaue Blitze schlugen Bogen zwischen den Fingern von Svens Faust. Sven zog vor Schmerz eine Grimasse. Er gab immer noch keinen Laut von sich und hielt den kleinen Cyberliebling fest umklammert. Der wand sich in seinem Griff, jaulte leise und versuchte sich mit seinen kleinen Plastikklauen frei zu stemmen. Sven hob ihn hoch empor und riss die Faust herunter, so dass das Köpfchen an der Tresenkante zersplitterte.
    Mavis schrie etwas Gramvolles und Unverständliches.
    Sven schleuderte den schlaffen Irrwisch zu Boden. Vorne lief überall Blut an ihm herunter. Er lächelte selbstzufrieden.
    Aufgebracht stieß Rory die Waffenläufe beiseite und stürzte hinter dem Tresen hervor. Er sah in die Runde. »Macht, dass ihr aus meinem Lokal kommt!«, raunzte er alle an. Jene, die anwesend waren, schwören, er habe das tatsächlich gesagt.
    Sven presste ein Geschirrtuch von der Bar auf seinen Hals. Er sog Luft durch die Zähne und hob den Zeigefinger. »Jetzt gehst du mir auf die Nerven, Rory«, sagte er heiser, »und das darfst du nicht.«
    Der Junge mit dem Nervecracker sah ihn fragend an.
    »Los, raus hier!«, brüllte der Eigentümer und Wirt der Trivia-Bar.

    Sven hielt den Hals steif und nickte bedauernd. Der kleine Guerillero strahlte ihn an. Er ging in Positur, hob mit beiden Händen die Automatik und schoss Rory zehnmal in die Brust.
    Rory zuckte. Machte kleine paddelnde Bewegungen mit Händen und Knien, als wolle er durch die Luft davonfliegen. Er fiel zu Boden. Schwarze Flüssigkeit rann ihm aus Ohren und Nase, sie rauchte. Der Gestank von brennendem Blut hing über Rory.
    Stühle kreischten. Leute schrien. Schranten brüllten und starben. Ungeachtet der Waffen kamen Leute gelaufen, knieten sich zu Rory hinunter oder standen über ihm. Rory war tot, sehr tot.
    Der Mörder wirkte sehr zufrieden. Er hob das Kinn, um sich die Anerkennung seines Kommandeurs zu sichern.
    Der berührte die Leiche mit der Schuhspitze und nickte. »Neue Leitung, das Exekutivkomitee«, erklärte er mit einem Blick in die Runde, wobei er vorne an sich herumwischte, »bis wir wieder im Realraum sind und sicher angedockt haben. Die Bar ist geöffnet.«
    Die Gäste starrten ihn an. »Business as usual«, sagte er. Sie schienen ihn nicht zu verstehen. Zwei orangefarben gekleidete Milizionäre knieten am Boden und verstauten Rorys Überreste in einem Leichensack. Tot schien er irgendwie kleiner zu sein als zu Lebzeiten.
    »Nichts für ungut«, sagte Sven zu seinen ehemaligen Zechbrüdern. »Eine Runde für alle, geht aufs Haus. Ist das deutlich genug?«
     
    In einem Zimmer im Obergeschoss des Klementia-Halbmonds suchte Frau Shoe nach einer alten Touristenkarte für ihre

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